XXL-Speeddating im Selbsttest: Plötzlich sitzt mir ein Mann gegenüber
Reportage
XXL-Speeddatings finden auch in Dortmund regelmäßig statt. Das Prinzip: Singles sitzen sich pro Runde fünf Minuten gegenüber, dann geht‘s zum nächsten Tisch. Unser Autor hat‘s ausprobiert.
So ein „Speeddating XXL“ verspricht, Partner oder Partnerinnen im Schnelldurchlauf zu finden. Beim jüngsten Event im Bowltreff in der Mallinckrodtstraße waren jeweils insgesamt 20 Singles angemeldet, um in flotten (will heißen: kurzen) Talk-Slots (also: Unterhaltungen) eine neue Flamme zu finden.
In der Altersgruppe von 30 bis 45 Jahren, zu der ich auch gehöre, sitzen sich jeweils zehn Frauen und zehn Männer gegenüber. Je circa fünf Minuten haben die Teilnehmenden Zeit, einander kennenzulernen.
Formulare, Glockenschlag und los geht es
Mein „Speeddating XXL“ beginnt an diesem Donnerstagabend mit einem Teilnehmerbogen, der allen ausgehändigt wird: um die Namen und Nummern der anderen Teilnehmer einzutragen, aber auch Notizen zu machen.
Mit dem Formular in der Hand nehme ich also Platz. Und komme mir zunächst vor wie in einem Wartesaal. Aber nach wenigen Minuten füllt sich der Raum. Und das sorgt auch dafür, dass erste Smalltalks geführt werden können – noch bevor das Event losgeht.
Andere wiederum reden nicht, sondern kauern nervös auf ihren Sitzen, wohl auf den Start harrend. Der Mann hinter mir trommelt nervös mit dem Kugelschreiber. Klack, klack, klack...
Fragenkatalog oder Improvisieren? So laufen die Gespräche
Umso angenehmer ist dann das Klingeln, mit dem die Moderatorin signalisiert: Es geht los mit den Fünf-Minuten-Dates.
Mein erstes „Date“ mir gegenüber übernimmt die Initiative – indem sie den vom Veranstalter vorgegebenen Fragenkatalog aufgreift. Die erste Frage: Glaubst du an eine Art Seelenverwandtschaft? Esoterisches Gedöns, denken wir wohl beide. Denn sie blättert schnell weiter.
Die zweite Frage zielt darauf, welchen Gegenstand ich aus meiner Bude retten würde, falls diese lichterloh brennt. Sie schaut mich erwartungsvoll an. Jetzt muss ich wohl antworten. Und erstmal nachdenken.
Mir fällt kein Wertgegenstand oder dergleichen ein, den ich retten würde. Was ich auch so sage. Oder vielmehr fast schreie. Denn in dem kleinen Raum herrscht eine laute Geräuschkulisse. Klar: viele Menschen sitzen nebeneinander und reden gleichzeitig.
Es klingelt. Die fünf Minuten sind viel zu schnell vorbei. Und spätestens in der zweiten Runde verzichten anscheinend alle darauf, in den Fragenkatalog hereinzuschauen. So geraten die Dates schnell zu einer Art Gesprächs-Pingpong: „Was machst du beruflich?“ - „Welche Hobbys hast du?“ - „Haustiere?“ - „Und du?“
Speed-Dating als Betriebsausflug: Nicht alle kommen alleine
Meine nächsten drei „Dates“ kennen sich alle untereinander, zwinkern einander zu. Alle sind im Gesundheitsamt Hagen tätig, Speeddating als Betriebsausflug, scherzen sie. Der Abend hat seinen Running-Gag. Das sorgt für eine entspannte Atmosphäre.
Mir wird schnell klar, dass so ein Speeddating für Singles die deutlich spannendere und lustigere Alternative ist, als durch Dating-App-Profile zu scrollen.
Geselliger Spaß trotz kurzfristigen Absagen
Der Spaß wird an diesem Abend auch nicht dadurch geschmälert, dass nicht alle angemeldeten Frauen erscheinen konnten. Das schwere Gewitter verhinderte ihre Anreise. Das sorgt für ein numerisches Geschlechterungleichgewicht und zwischendurch für Dating-Leerlauf, weil zwei Kerle einander gegenübersitzen. Was nicht weiter wild ist, denke ich mir.
Doch manche kleben verlegen an ihren Smartphones, als würden sie diese fünf Minuten absitzen. Öde! Also mobilisiere ich meine Smalltalk-Kompetenzen: Wetter, Fußball, Dating-Erfahrungen. Klappt! Warum sollten wir Jungs uns auch schweigend gegenübersitzen? Zudem löst es die nette Moderatorin, indem sie sich schließlich mit an den Tisch setzt.
Nach knapp zwei Stunden ertönt die Glocke zum letzten Mal. Wer eines der Dates wiedersehen will, kann das einen Tag später über den Veranstalter angeben. Dann werden Kontaktdaten ausgetauscht. Natürlich nur bei gegenseitigem Interesse. Vielleicht gibt es also ein Wiedersehen.
Das nächste Speeddating XXL findet in Dortmund am 2. Juni statt im Shades an der Klönnestraße, dann für 20- bis 35-Jährige. Am 12. Juni daten sich 25- bis 39-Jährige wieder im Bowltreff an der Mallinckrodtstraße. Weitere Infos und Anmeldung unter www.speeddating-xxl.de