Benjamin Hamczyk und Nora Kremer von Supa-Event an der Rohwedderstraße 12 in Huckarde suchen dringend nach neuem Personal. Inzwischen auch auf der Datingplattform Tinder.

Benjamin Hamczyk und Nora Kremer von Supa-Event an der Rohwedderstraße 12 in Huckarde suchen dringend nach neuem Personal. Inzwischen auch auf der Datingplattform Tinder. © Thomas Schroeter

Dortmunder Unternehmen sucht auf Dating-Plattform Tinder Mitarbeiter

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Bei Tinder sucht man eigentlich ein Date. Die Single-Börse gibt es seit knapp zehn Jahren und sie boomt. Nun wird dort die große Dortmunder Agentur Supa Event aktiv.

Huckarde

, 14.05.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was macht man nicht alles, wenn das Geschäft nach bedrückenden zwei Corona-Jahren gerade wieder richtig anfängt zu brennen, es aber nicht genug Personal gibt? Diese Frage beschäftigt gerade zig Unternehmen von der kleinen Kneipe an der Ecke bis zur großen Event-Agentur.

Da müssen kreative Lösungen her, hat man sich an der Rohwedder-Straße in Huckarde gedacht. Hier sitzt die Dortmunder Niederlassung der Supa-Event GmbH der Brüder Andreas und Christian Supa, die das Unternehmen vor gut 20 Jahren mit ein paar Hüpfburgen in der Garage gründeten und heute auch Firmensitze in Heidelberg und Kiel haben.

Sommerkino, Juicy Beats und Galopprennbahn

Supa-Event braucht also richtig viel Personal. „Aber davon ist uns in der Corona-Zeit leider viel abhanden gekommen“, sagt Benjamin Hamczyk, der Standortleiter der Dortmunder Niederlassung auf dem alten Hansa-Gelände in Huckarde, von wo aus man etwa das PSD Bank-Sommerkino im Westfalenpark betreut, bei Juicy Beats am Start ist oder auf der Galopprennbahn in Wambel. Hinzu kommen unzählige Firmen-Events. Also suchte man nach frischen Ideen für die Personalsuche, neudeutsch „Recruiting“ genannt.

„Wir suchen da ja überwiegend nach jungen, unabhängigen Leuten, die am Wochenende arbeiten können“, so Hamczyk. Ideal seien Studenten. Davon seien in der Corona-Zeit aber nur wenige neu nach Dortmund oder Bochum gezogen, den beiden Uni-Standorten, an denen Supa-Event auf der Jagd nach Personal für Mini-Jobs ist.

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Man hat sich an die Studierenden-Organisationen gewandt, sponsert einzelne Fachschaften, um in Kontakt mit Studenten zu kommen. „Wir gehen aber auch offensiv etwa in den Westpark, stellen da Beer-Pong-Tische auf oder spielen Flunky-Ball mit den Leuten und versuchen darüber in Kontakt mit möglichen Mitarbeitern zu kommen“, so Benjamin Hamczyk.

Und dann kam bei einem Feierabend-Bierchen der Gedanke: Warum neben den Trinkspielen im Park nicht auch Tinder nutzen? „Auf der Datingplattform sind ja überwiegend junge Leute, Singles. Man kann das Alter und die Region eingrenzen und so eigentlich genau mit der Klientel matchen, die wir für unsere Jobs suchen“, so die Idee.

Supa-Event aus Huckarde hat 2021 erstmals auch das PSD-Bank Sommerkino im Westfalenpark veranstaltet und wird das auch 2022 wieder tun. Auch dafür braucht man viel Personal.

Supa-Event aus Huckarde hat 2021 erstmals auch das PSD-Bank Sommerkino im Westfalenpark veranstaltet und wird das auch 2022 wieder tun. Auch dafür braucht man viel Personal. © Thomas Schroeter

Also legte man in Huckarde zwei Tinder-Profile an – eins mit dem Profil eines männlichen Mitarbeiters, eins mit dem einer weiblichen Supa-Angestellten. „Wir versuchen da natürlich, keine falschen Vorstellungen zu wecken“, versichert Hamczyk. Man gehe vielmehr sehr offensiv mit der Absicht um, die hinter dem Versuch steckt: Leute für den „besten Nebenjob der Welt“ zu gewinnen, wie Supa-Event selbstbewusst meint.

Nora Kremer, die das Tinder-Projekt begleitet, hat bisher auch keine negativen Erfahrungen gemacht. „Die Leute reagieren eigentlich ganz positiv und die ersten Interessenteen für unsere Jobs haben wir schon finden können“, erzählt die Supa-Mitarbeiterin.

Engagement in einer rechtlichen Grauzone

„Wir bewegen uns da wahrscheinlich in einer gewissen rechtlichen Grauzone, denn Tinder hat natürlich eigentlich einen anderen Zweck“, so Benjamin Hamczyk. „Aber: Wo kein Kläger, da kein Richter, außerdem tun wir ja nichts Schlimmes. Im Ernstfall werden unsere Profile vielleicht gesperrt, damit müssten wir dann leben.“

Ein kleiner Teil der Supa-Agentur bei einer Messe. Insgesamt hatte man allein in Dortmund mal gut 330 Mitarbeiter. Nach Corona sucht man jetzt händeringend nach Minijobbern.

Ein kleiner Teil der Supa-Agentur bei einer Messe. Insgesamt hatte man allein in Dortmund mal gut 330 Mitarbeiter. Nach Corona sucht man jetzt händeringend nach Minijobbern. © Supa-Event

Wer in der Branche aber beim Recruiting jetzt nicht richtig Erfolg habe und alle analogen wie digitalen Mittel nutze, der werde ganz große Probleme bekommen. Das sei auch Thema einer Fachmesse gewesen, die gerade in Dortmund stattgefunden habe. „Jeder, der mit Aushilfen arbeitet, hat Probleme“, so Hamczyk.

Vor der Corona-Krise habe man bei Supa-Event allein 300 gemeldete 450-Euro-Kräfte allein in Dortmund gehabt, dazu 30 Festangestellte. Dahin müsse man wieder kommen. Denn die Kunden stünden Schlange. Also muss Personal her. Ob über TikTok. Oder Instagram. Oder eben auch Tinder.