Er erklärt, aber hört auch viel zu. Als Leiter des Bereichs Allgemeine Ordnung bei der Stadt ist Dirk Treese auch Repräsentant der Verwaltung. Bei einem Spaziergang über die Lange Straße soll er in seiner Funktion Anwohnern Rede und Antwort stehen. „Da kommen natürlich viele kritische Punkte zur Sprache“, sagt der 54-Jährige.
Er hört sich die Sorgen der Anwohner an, aber antwortet nicht unbedingt das, was alle von einem Ordnungshüter wie ihm hören wollen. „Ich kann nur erklären, was ich mit dem Personal, das mir zur Verfügung steht, leisten kann.“ Und was eben auch nicht. Eine Dauerpräsenz des von Treese geleiteten Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) könne es in der Lange Straße wie von einigen Anwohnern gewünscht, mit den aktuell acht finanzierten Vollzeitkräften nicht geben.
„Nicht jedes Problem lässt sich mit Ordnungsmaßnahmen lösen“, so der KOD-Chef im Gespräch mit den Anwohnern. Zwar sieht er Häufungen von Ordnungsverstößen in einzelnen Stadtgebieten und Straßen wie dem Hauptbahnhof oder eben auch der Lange Straße. „Ich würde das aber nicht als Problemstraßen bezeichnen. Wir verzeichnen da kein besonderes Einsatzaufkommen. Woanders wird genauso viel falsch geparkt.“

Sicherheitsgefühl steigern
Wenn keine Veranstaltungen wie „Castrop kocht über“ stattfinden, deren Sicherheit der KOD gewährleistet, sind die Mitarbeiter in der Regel auf Streife unterwegs. „Wir fahren einerseits gezielt Standorte an, zum Beispiel die Rennwiese. Da geht es dann viel um Verstöße von Hundehaltern, die ihre Tiere frei laufen lassen“, erklärt Treese. „Wir fahren manchmal zu Stoßzeiten, etwa nach Schulschluss, auch einfach mal ‘ne Runde Bus und gucken, ob da alles rund läuft.“
Bei den Einsätzen der Sicherheitskräfte in „Ordnungsamt“-Uniformen gehe es aber nicht nur darum, Verstöße zu erfassen. „Wir sind keine Knöllchenjäger“, sagt Dirk Treese. Vielmehr wolle man im Stadtgebiet Präsenz zeigen, „damit die Bürger sehen: Das Ordnungsamt ist da. Und durch diese Präsenz wollen wir das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung steigern.“

Als Verwaltungsangestellter hält Treese sich bei politischen Fragen zurück. Er muss die auf Papier gefassten Beschlüsse in die Realität umsetzen. Sollte es mehr Stellen für den KOD geben? Body-Cams für dessen Mitarbeiter? „Das entscheidet die Politik“, antwortet Dirk Treese knapp. Die Anschaffung von Body-Cams prüft er momentan auf entsprechenden Auftrag der Politik hin. Bezüglich der Stellen sind vier neue Vollzeitkräfte im Gespräch. Eine Aufstockung forderte zuletzt die CDU nach der Massenschlägerei auf der Wartburgstraße.
„Unser Stellenplan ist Teil der Beratungen für den Haushalt, die noch bis Juni geführt werden.“ Zunächst heißt es also Abwarten. Ob Dirk Treese die zusätzlichen Kräfte gebrauchen könnte? „Es ist ja kein Wunschkonzert von mir“, sagt der Beamte. „Es muss immer darum gehen, wie man die Leute sinnvoll einsetzen kann.“
Erste Karriere als Offizier
Der Recklinghäuser ist seit 25 Jahren in Ordnungsbehörden tätig. Nach Castrop-Rauxel kam er erst vergangenes Jahr im Juli. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt er heute. „Ich habe ein Top-Team und fühle mich sehr wohl hier.“ Bevor er in der Verwaltung Karriere gemacht hat, war er bei der Bundeswehr.
Von 1989 bis 1995 war er Zeitsoldat, stationiert in Ahlen, aber immer viel unterwegs: Bei mehrmonatigen Lehrgängen oder für das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Freien Hochschule der Bundeswehr bei München. „Das war damals mein Traumberuf“, sagt Dirk Treese. Aber als Berufsoffizier wurde er damals nicht übernommen. Heute wirkt der Grund nahezu absurd – damals hatte die Bundeswehr tatsächlich zu viele Leute.

Dass er erst bei der Armee arbeitete und nun beim Ordnungsdienst ist kein Zufall. „Ich wollte schon immer für den Staat arbeiten“, sagt der 54-Jährige. Was ihn daran begeistert? „Als Beamter ist man Hüter des Rechtsstaats, man hilft mit, die Demokratie zu schützen.“
Privat großer Kirmes-Fan
Und wie ordnungsliebend ist der Vater einer erwachsenen Tochter privat? „Ich gehe nicht bei Rot über die Fußgängerampel“, beteuert Dirk Treese. „Und wann ich das letzte Mal geblitzt worden bin, weiß ich auch nicht mehr.“ Er sieht sich da auch in der Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen. „Was ich von anderen verlange, daran muss ich mich auch selbst halten“, laute seine Maxime.
Wenn er nicht im Dienst der Ordnung ist, treibt er Kampfsport, geht Laufen oder schaut begeistert Eishockey. „Außerdem bin ich ein großer Freund von Kirmes-Veranstaltungen“, verrät der Recklinghäuser. Das sei schon seit seiner Kindheit so. „Ich kenne auch viele Schausteller in der Region, bin gerne mit ihnen im Gespräch.“ Und zum Freunde zu treffen, sei eine Kirmes sowieso der ideale Ort.
Die Veranstaltungen in Castrop-Rauxel zu sichern, ist jetzt Hauptbestandteil seines Jobs. Ckü erlebt er 2024 zum ersten Mal mit. „Da sind wir mit allen Kräften im Einsatz“, sagt der KOD-Chef. Die Stadt, die seit Juli vergangenen Jahres sein Arbeitgeber ist, hat er spätestens nach diesem fünftägigen Fest nun so richtig kennengelernt.
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