Polizei am Castrop-Rauxeler Hauptbahnhof Mehr Präsenz nach Macheten-Angriff – die Bilanz

Polizei am Bahnhof: Bekommen Sicherheitsbehörden Probleme in den Griff?
Lesezeit

Massenschlägerei. Eisenstangen-Attacke. Macheten-Angriff: Rund um den Rauxeler Hauptbahnhof, auf Bahnhof- und Wartburgstraße sowie dem Berliner Platz und am Nordausgang ist eine dieser Zonen, in denen Menschen mit einem wachsenden Unsicherheitsgefühl unterwegs sind. Das schildern Anwohner unserer Redaktion. Das zeigt sich bei einer Beobachtung der Gewalt-Vorfälle, die sich in den vergangenen Monaten in Castrop-Rauxel insgesamt zugetragen haben.

Bürgermeister Rajko Kravanja schärfte seine Aussage vom Sommer 2023, in Castrop-Rauxel gebe es keine Problemviertel, etwas nach, indem er sagte: „Rauxel ist kein Problem-Stadtteil im Ganzen, aber natürlich ist der Bereich um den Bahnhof sehr kritisch.“ Und auch die Polizei hat das Thema im Blick: Rund um einen Vorfall Ende April, bei dem eine Person mit einer Machete angegriffen wurde, sagte die Polizei, sie habe die Präsenz im Bahnhofsumfeld erhöht.

„Abends Rambazamba, tagsüber ruhig: toi toi toi“, sagte kürzlich eine Frau gegenüber unserer Redaktion, die sich vor Ort auskennt, weil sie fast täglich dort ist. Sie äußerte wie viele andere auch die Hoffnung, dass mehr Polizei für mehr Ruhe am Hauptbahnhof sorgt.

Naresh Sachdeva von einem der Läden im Umfeld des Berliner Platzes schilderte uns bei einer Umfrage Ende April, dass die Probleme zugenommen hätten. „Dafür, dass Castrop-Rauxel eigentlich eine kleine Stadt ist, passiert viel.“ Anke Kowalewski vom Cappuccino unterstrich, dass auch tagsüber der Ton rauer geworden sei.

Aber was sagt die Polizei, konkret zu diesem Ort befragt? Hat sich seit der Erhöhung der Präsenz hier schon etwas verbessert? Wie bekommt sie das Problem mit dem schwindenden Sicherheitsgefühl mancher Anwohner in den Griff? Oder ist das gar nicht ihre zentrale Aufgabe?

Sprecherin Ramona Hörst sagt: „Ja, das Delikt der gefährlichen Körperverletzung im April mit der Machete war für uns ein Grund, dass wir zeitweise die Präsenz deutlich erhöht haben.“ Grundsätzlich sei das Umfeld von Bahnhöfen naturgemäß besonders, weil „da mehr Leute unterwegs sind als in Wohnstraßen“ und damit „Bereiche, die wir besonders im Blick haben“.

Diese eigenen „Aufklärungseinsätze“, so nennen sie anlasslose Streifenfahrten zur Kontrolle eines Ortes, hätten aber nicht zu besonderen Feststellungen geführt. „Aber es ist wichtig, dass die Leute sehen, dass die Polizei da unterwegs ist“, so Ramona Hörst. Das stärke das Sicherheitsgefühl der Bürger.

Generell habe sie aber hier ein gutes Gefühl, was die Aufmerksamkeit der Anwohner und Passanten angeht: „Die Leute rufen gut bei uns an, melden verdächtige Personen, ein häufiger Grund für Einsätze von uns an dieser Stelle“, so Hörst. „Wir überprüfen die Leute dann auch, doch bei vielen löst sich das in Wohlgefallen auf.“ Dennoch sei es richtig, dass die Leute, wenn sie sich unsicher fühlten, die 110 wählten. Lieber einmal mehr als einmal zu wenig.

Wenn es größere Einsätze gebe wie an jenem Abend, als ein 21-jähriger Mann mit Machete festgenommen wurde, dann fahre man auch kurzfristig größere Aktionen mit verstärktem oder gar geballtem Personal. „Dann sind wir sehr häufig vor Ort, damit sich zwischen mutmaßlichen Kontrahenten nichts entwickelt oder hochschaukelt“, sagt die Leiterin der Pressestelle.

Anwohner und Geschäftsleute, die wir trafen, nahmen die Polizei-Maßnahmen zur Kenntnis. Sie hießen sie gut.

Nicht alle sehen übrigens Probleme am Berliner Platz: „Ich bewege mich seit über 20 Jahren dort und habe noch nie schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Matthias Müller, Fahrlehrer bei „MeinOttke“. Er fühle sich dort sicher; allerdings kenne er den Bereich nachts und an Wochenenden nicht. Und: „Als Frau ist es vielleicht auch etwas anderes.“

„Es gibt keine Problemviertel“: Was Bürgermeister Kravanja mit dieser Aussage wirklich meinte