„Abends ist hier Rambazamba“ Drogen-Verstecke, Erbrochenes und Schmierereien am Hauptbahnhof

„Abends Rambazamba“: Anlieger begrüßen Polizeipräsenz am Hauptbahnhof
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Die Polizei möchte dauerhaft ihre Präsenz am Hauptbahnhof in Castrop-Rauxel erhöhen, das teilt sie am Donnerstag als direkte Reaktion auf den Machetenangriff einen Tag zuvor mit. Die große Mehrzahl der Anwohner und Geschäftseigentümer rund um den Berliner Platz, mit denen wir gesprochen haben, befürwortet das und verspricht sich eine Verbesserung der Situation am Bahnhof.

Nicht alle Gesprächspartner möchten ihren Namen in der Zeitung lesen, doch fast alle zeichnen ein ähnliches Bild. „Besonders abends ist hier Rambazamba“, sagt eine von ihnen. Auch sie fühle sich nicht wohl dabei, im Dunkeln durch den Bahnhof zu laufen. „Zumindest tagsüber ist es aber zum Glück ruhig. Toi Toi Toi“, sagt sie und klopft auf die Tischplatte neben ihr. Sie hat die Hoffnung, dass mehr Polizei auch für mehr Ruhe am Hauptbahnhof sorgt.

Zunahme nach der Corona-Pandemie

Naresh Sachdeva – der in der Nähe eine Mischung aus Reisebüro, Postfiliale und Lottoladen betreibt – antwortet auf die Nachricht, dass die Polizei die Präsenz erhöhen möchte: „Endlich, finde ich gut.“ Als ihm ein Freund von dem Machetenangriff am Donnerstag erzählte, sei er geschockt gewesen. Auch, wenn er sonst regelmäßig Polizei am Bahnhof sehe. „Manchmal ist es eine Woche ruhig, aber in anderen Wochen passiert gleich mehrfach was“, heißt es an anderer Stelle. Naresh Sachdeva nimmt aber generell eine Zunahme wahr. Nach der Corona-Pandemie sei es am Berliner Platz unruhiger geworden: „Dafür, dass Castrop-Rauxel eigentlich eine kleine Stadt ist, passiert viel.“

Ein Polizeiauto vor dem Hauptbahnhof Castrop-Rauxel. In diesem Fall war die Bundespolizei vor Ort, in den kommenden Tagen will die Kreis-Polizei verstärkt kontrollieren.
Ein Polizeiauto vor dem Hauptbahnhof Castrop-Rauxel. In diesem Fall war die Bundespolizei vor Ort, in den kommenden Tagen will die Kreis-Polizei verstärkt kontrollieren. © Varga

Anke Kowalewski liegt mit dem „CAPpuccino“ der Wewole-Stiftung nicht nur am, sondern sogar im Bahnhof. Auch dort schlägt ihr zunehmend ein rauer werdender Ton entgegen: „Was glauben Sie, wie oft ich vor der Theke bin?“, fragt die Filialleiterin. Mindestens einmal in der Woche sei die Polizei ihrer Erfahrung nach am Hauptbahnhof im Einsatz. Eine regelmäßige Präsenz heißt sie gut.

Handel und Konsum von Drogen

„Ich würde es begrüßen, wenn es hier mehr Polizeipräsenz geben würde. Ich sehe die Polizei immer noch als Freund und Helfer“, sagt auch Angelika de Regt, die seit vielen Jahren zusammen mit ihrem Mann Arjen eine Praxis für Krankengymnastik führt. In dem überdachten Hauseingang davor werde abends regelmäßig gefeiert – nicht nur am Wochenende, sondern mittlerweile auch unter der Woche. Morgens liegen dann „zerbrochene Wodkaflaschen“ auf dem Boden und sie müsste mit einem großen Wassereimer Lachen von Spucke und teilweise sogar Erbrochenem davonschwemmen. Vor einer Woche sei der Eingangsbereich frisch gestrichen worden. Schon jetzt sind die hellen Wände wieder mit Farbe beschmiert.

Geschäftseigentümer berichteten davon, dass nachts auf dem Berliner Platz regelmäßig gefeiert wird. Die Kronkorken sprechen dafür.
Geschäftseigentümer berichteten davon, dass nachts auf dem Berliner Platz regelmäßig gefeiert wird. Die Menge an Kronkorken spricht dafür. © Luca Füllgraf

Ein weiteres Thema: Drogen. Im Hinterhof der Praxis werde teils offen konsumiert und auch gedealt. „Früher wurde das noch versteckt, heute nicht mehr“, sagt sie. Die Polizei habe die Stelle auf dem Schirm und fahre etwa zweimal am Tag Streife dort. An der Rückseite des Gebäudes seinen sogar Schieferplatten zerstört worden, um dort Drogen zu verstecken.

In den Grünanlagen auf und um den Berliner Platz lassen sich außerdem große Lachgaskartuschen und Luftballons finden, in denen die legale Droge – die für einen kurzen, aber heftigen Rausch sorgt – eingenommen wird. Das Gleiche gilt für gläserne Schnapsflaschen und Kronkorken. In einem Beet liegen hunderte von ihnen.

Am Mittwoch konnten die Anlieger erstmals die erhöhte Polizeipräsenz beobachten. Gleich mehrere große Polizeiwagen seien am Abend vor dem Bahnhof aufgeschlagen. Den Geschäftsleuten und Anwohnern, mit denen wir sprachen, gefiel es.