Russlands Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 bedeutete eine Zäsur. Die Folgen des Krieges waren bis nach Schermbeck in die einzelnen Familien hinein spürbar. Sie registrieren die Preissteigerungen in allen Geschäften. An den Tankstellen zwischen Weseler Straße und Dorstener Straße schossen die Benzinpreise in die Höhe.
Der Krieg zog viele Reaktionen in Schermbeck nach sich. Die Hilfsbereitschaft im Ort war riesig, wie die folgenden Beispiele zeigen. Anlässlich der am 24. Februar begonnenen russischen Invasion läuteten am 25. Februar in Gahlen die Glocken und am Rathaus fand am 26. Februar ein ökumenischer Gottesdienst statt.
Marc Overkämping und Ingo Hamich holten zwei weibliche ukrainische Flüchtlinge in Polen ab und brachten sie zu Verwandten. Am 3. März beteiligten sich auch Schermbecker Schüler in Wesel an einem Sternlauf in die Innenstadt.
Die Schermbecker Firma „Swing“ organisierte im März eine Spendenaktion für die Ukraine. Die Kulturstiftung bot ein Benefizkonzert an. Mitte März lebten in Schermbeck 42 ukrainische Flüchtlinge. Sie wurden in Privatwohnungen untergebracht. Die Hilfsaktion, die Harry und Birgit Daunheimer, Barbara Röckinghausen und Thilo Turck für die ukrainische Bevölkerung im März organisierten, war ein voller Erfolg.
Der Bestener Künstler Bernd C. Dietrich gestaltete Postkarten gegen den von Russland begonnenen Krieg und erhielt deshalb Drohanrufe und Droh-E-Mails. Gesamtschüler erwirtschafteten im März durch zahlreiche Aktionen 10.870 Euro für die Ukraine. Beim Friseur „Hairlich in Schermbeck“ konnten sich Besucher am 26. März die Haare für 30 Euro schneiden lassen. Den Betrag spendete das Team an die Ukraine-Nothilfe.

Wegen des Krieges fand in der Ludgeruskirche eine musikalische Friedensandacht statt, die von den Schermbecker Musikern und Opernsängern Daria Muromskaia (Sopran), Raoul Düsterhus (Bariton und Violine) und Alfons Düsterhus (Orgel und Klavier) gestaltet wurde.
Unter dem Motto „Ich war auf der Flucht und du hast mich…“ stand am 10. April eine szenische Lesung in der Ludgeruskirche. Die Texte sprachen Monika und Sebastian Aperdannier. Stephan Schulze sorgte für die musikalische Untermalung.
Im Mai boten 220 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Hunderten Besuchern ein Open-Air-Konzert „Musik für den Frieden“ an. 2.000 Euro brachte die Benefiz-Party im Ramirez. Damit konnten Hilfsgüter finanziert werden, die mit dem Ramirez-Mobil nach Polen zur Weiterleitung in die Ukraine gebracht wurden.
Container am Tiefen Weg
Um die schon etliche Wochen in Schermbeck lebenden ukrainischen Flüchtlinge mit Neulingen zusammenzuführen, lud ein Gahlener Ehepaar in einem öffentlichen Aufruf ukrainische Flüchtlinge ein, am 4. Juni zum Rathausvorplatz zu kommen. Mehr als 30 Flüchtlinge – überwiegend Frauen und Kinder – folgten der Einladung. Am 27. Juli veranstaltete die „Musiklandschaft Westfalen“ im Landhotel Voshövel ein Benefizkonzert für die Ukraine.
Da im Oktober die Zahl der Flüchtlinge in Schermbeck auf 450 angestiegen war, beschloss die Gemeinde die Anschaffung eines Containers, der am Tiefen Weg nahe des mittleren Mühlenteiches aufgestellt werden sollte. Im November taten sich mehrere Gruppen zusammen, um im Ramirez Güter zu sammeln, die in den ukrainischen Kriegsregionen benötigt werden.
Der Kindergarten Stenkampshof sammelte ebenso für die Ukraine-Hilfe wie das Praxis-Team Leßmann, das Geld und Medikamente übergab. Am Weihnachtsbaum in der Volksbank konnten im Dezember auch Wünsche von ukrainischen Kindern erfüllt werden.
200 Ukrainer in Schermbeck
Die Gemeinde Schermbeck unterstützte zusammen mit der Caritas Wesel-Dinslaken die geflüchteten Menschen aus der Ukraine, kümmerte sich um die Unterbringung, um die Bereitstellung von Betreuungsplätzen in Kindergärten, um die Offene Ganztagsschule und Schulen. Weitere Sprachkurse wurden zusammen mit der Volkshochschule Wesel-Hamminkeln-Schermbeck eingerichtet, die auf großen Zuspruch stießen. Zusammen mit dem Jobcenter Wesel wurde und wird die finanzielle Unterstützung organisiert und gewährleistet.
Zurzeit leben etwa 200 ukrainische Menschen in Schermbeck, viele von ihnen in von Schermbeckern bereitgestellten Wohnungen, aber auch in Einrichtungen der Gemeinde Schermbeck im Zentrum des Ortes oder auf dem Gelände des Lühlerheims.
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