Mit Postkarten will Bernd Casper Dietrich das russische Volk über Putins Taten in der Ukraine aufklären.

© Berthold Fehmer

Postkarten gegen Ukraine-Krieg: Bernd C. Dietrich bekommt Drohanrufe

rnUkraine-Krieg

Putin mit blutigem Besteck vor einem „Friedensburger“: Mit solchen Postkarten will der Gahlener Bernd C. Dietrich das russische Volk wachrütteln. Doch dann erhält er Drohanrufe und -E-Mails.

Schermbeck

, 23.03.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wir sind freundestechnisch ziemlich involviert“, sagt der Künstler Bernd Caspar Dietrich über seine Kontakte in der Ukraine und in Russland. Der Schermbecker ist besorgt darüber, „dass viele in Russland glauben, dass der Westen sie angegriffen hat“. Mit einer Postkarten-Aktion will er sich einmischen. „Wie lange wollen wir uns bedrohen lassen? Wir müssen Farbe bekennen!“

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Aus Zeichnungen und verfremdeten Fotos hat Dietrich eine Collage erstellt. Vor Kampfhubschraubern und Rauchsäulen und über einem Panzer sitzt Wladimir Putin vor einem Teller mit einem „Friedensburger“ in ukrainischen Farben. Die Bildsprache ist eindeutig: „Putin frisst den Frieden“, so Dietrichs Deutung, der aber glaubt: „Der Burger wird ihm sicherlich im Halse stecken bleiben.“ Innenpolitisch, glaubt Dietrich, werde Putin den Krieg nicht überleben.

„Deine Soldaten töten Brüder und Schwestern“

Auf Russisch und Deutsch steht die Botschaft auf den Karten: „Wladimir - deine Soldaten töten Brüder und Schwestern in der Ukraine! Dein Schicksal wird das von Saddam, Gaddafi & Bin Laden sein!“ Eine andere Karte von Dietrich, in ukrainischen Farben, richtet sich direkt an Putin - mit der deutlichen Aufforderung den Krieg zu beenden.

Tausende Postkarten will Dietrich drucken lassen: „Die ersten 200 wurden schon weggeschickt.“ Die Karten will Dietrich „jedem zur Verfügung stellen, der einer Adresse in Russland einen Hinweis senden möchte, was in der Ukraine los ist“. Auch der Kreml oder Putin selbst sind als Adresse auf einigen Karten angegeben.

Doch direkt nachdem Dietrich seine Aktion bei Facebook öffentlich machte, erhielt er plötzlich Drohanrufe und -E-Mails. Eine Computerstimme, „mal eine Frau, mal ein Mann“, erzählte am Telefon, dass die Bundespolizei eine Fahndung veranlasst habe. „Ein Schwachsinns-Text“, so Dietrich. „Das war grotesk“, sagt seine Partnerin Hella Sinnhuber. Aber es sollte offenbar Dietrich einschüchtern.

Zensur dürfte viele Karten abfangen

Dass die russische Zensur viele der verschickten Karten abfangen dürfte, ist Dietrich bewusst. Und vielleicht sei sein Ansatz auch etwas naiv, sagt der Künstler selbstkritisch. Aber er hält sich an einen Satz des Dalai Lama: „Wenn du denkst, du bist zu klein, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, während eine Mücke im Zimmer ist.“

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Die Karten würden durch viele Hände gehen, ist Dietrich überzeugt. „Und selbst, wenn sie sie wegschmeißen oder verbrennen, kriegen es Leute zu sehen.“ Er hofft: „Vielleicht wirft das doch die eine oder andere Frage auf.“ Und: „Dass die Zensurbehörde nicht alles unterdrücken kann“.

Werke von Christo im artpark

Die Karten werden bei der Eröffnung des artparks, Hoher Berg 15 in Schermbeck-Gahlen, am 26. und 27. März, jeweils ab 15 Uhr, ausgelegt. Für Kunstliebhaber lohnt sich ein Besuch, da Dietrich und Sinnhuber es irgendwie geschafft haben, Werke von Christo und Jeanne Claude, „unter anderem ein Vier-Meter-Bild“, und A.R. Penck in der Ausstellungshalle zeigen. Im Außenbereich sind weitere Werke von namhaften Künstlern zu finden.

Werke von Christo sind am Wochenende im artpark in Gahlen zu sehen.

Werke von Christo sind am Wochenende im artpark in Gahlen zu sehen. © Bernd C. Dietrich

Wie bekommt man Werke von Christo in einen ehemaligen Kuhstall in Gahlen? Dies sei durch die Zusammenarbeit mit der „Fils. Fine Arts“-Galerie möglich geworden, die Christo deutschlandweit verlegt, so Hella Sinnhuber schmunzelnd. „Sie stellen uns echte museale Schätzchen zur Verfügung.“ Dietrich ist seit rund zehn Jahren stark inspiriert von Christos Arbeit und stellt natürlich auch einige seiner eigenen Werke im artpark aus.

Wer die Eröffnung nicht besuchen kann, aber Karten oder Druckdaten zur Ukraine-Protestaktion haben möchte, kann sich an Dietrich wenden unter info@artpark.nrw .