Kaderplanung unter Corona-Bedingungen: „Es war schon mal einfacher“

© Jens Lukas

Kaderplanung unter Corona-Bedingungen: „Es war schon mal einfacher“

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Die Pandemie sorgt für einen Stillstand im Amateurfußball. Die Vereine müssen trotzdem für die Zukunft planen, aber die Suche nach Neuzugängen wird erschwert. In diesem Winter ist vieles anders.

Haltern

, 04.02.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Saison 2021/22 ist - genauso wie die vorherige - anders als die Spielzeiten davor. Schon zum zweiten Mal ruht der Amateurfußball. Dennoch müssen sich die Verantwortlichen der Mannschaften mit der Planung des zukünftigen Kaders auseinandersetzen. Doch wie können Spieler verpflichtet werden, wenn man sie im Vorfeld gar nicht beobachten oder sogar persönlich treffen kann?

Letztere Frage ist relativ einfach zu beantworten: (Video-)Telefonate. Das Internet erleichtert den Trainern und Sportlichen Leitern die Arbeit in dieser komplizierten Zeit sehr.

„Ich würde mich natürlich lieber persönlich mit den Spielern treffen“

„Es war schon mal einfacher, aber es geht auch so“, sagt Timo Ostdorf, Trainer des TuS Haltern am See, über die Gespräche mit Spielern - sowohl mit externen als auch mit Spielern, die bereits beim Oberligisten unter Vertrag stehen. Zuletzt holte der TuS mit Noah Schulz und Kiyan Gilani noch zwei Sofort-Verstärkungen.

Auch für Dennis Schulz, der gerade erst seine Verlängerung beim TuS Sythen bekannt gegeben hat, hat die Corona-Pandemie Spieler-Neuverpflichtungen erschwert.

Sythens Trainer Dennis Schulz findet, dass es in der aktuellen Zeit keinen Sinn macht, auf Spieler zuzugehen, die er noch gar nicht kennt.

Sythens Trainer Dennis Schulz findet, dass es in der aktuellen Zeit keinen Sinn macht, auf Spieler zuzugehen, die er noch gar nicht kennt. © Ralf Deinl

„Wir haben nur telefonischen Kontakt, aber ich würde mich natürlich lieber persönlich mit den Spielern treffen“, sagt er. In persönlichen Gesprächen präsentiere er potenziellen Neuzugängen gerne seine Vorstellungen für die neue Saison und in welcher Rolle er sie dabei sieht.

Mit einzelnen Personen könnten sich die Trainer aber natürlich noch treffen, doch das geschehe auch aus Eigenschutz nicht, so Schulz. „Ich kann mich ja nicht mit zehn Spielern einzeln treffen, dann habe ich wieder zehn Kontaktpersonen.“

Dennis Schulz ist die Einschätzung von Plogmaker und Co. wichtig

Persönliche Gespräche - egal ob face-to-face oder vor einem Bildschirm - sind aber nur ein Aspekt, der zur Suche nach potenziellen neuen Spieler gehört. Die Verantwortlichen erhalten dadurch einen ersten Eindruck von ihrem möglichen Neuzugängen, mehr aber auch nicht.

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Flaesheims Trainer Michael Onnebrink sagte vor Kurzem erst, dass er sich auch gerne Meinungen von Spielern seines Teams, die den möglichen Neuzugang bereits kennen, einholt. Ein Mittel, auf das viele Verantwortliche setzen.

Beispielsweise auch Dennis Schulz. „Ich spreche auch mal mit Plogo (Kevin Plogmaker, Anm. d. Red.) und anderen aus dem Mannschaftsrat“, sagt er. In den Gesprächen gehe es dann darum, was die Führungsspieler von dem möglichen Neuzugang halten oder ob sie vielleicht eigentlich auf einer ganz anderen Position viel mehr Bedarf sehen.

Probetrainings sind ein beliebtes Mittel zum Kennenlernen

Auch die aktuellen Gespräche mit potenziellen Verstärkungen habe er in der Mannschaft klar kommuniziert, um zu sehen, ob seine Meinung und die der Spieler sich ähneln.

Indem man sich weitere Meinungen einholt, kann zumindest der erste Eindruck bekräftigt werden. Ob der Spieler aber auch aus sportlicher Sicht zum Team passt, ist dann jedoch noch nicht geklärt.

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Das geht eigentlich am besten, indem sich die Trainer und Sportlichen Leiter ein Bild vom Spieler machen - sei es in einem Probetraining oder in einem Spiel seiner aktuellen Mannschaft. Beides ist momentan aber nicht möglich.

Auch bei den Sythenern gebe es derzeit einen Spieler, der am liebsten erst noch mal mit der Mannschaft trainieren würde, ehe er sich für einen Wechsel entscheidet, verrät Dennis Schulz. „Und ich könnte dann auch sehen, wie er sich macht“, sagt er.

Viele Veränderungen wird es beim ETuS wahrscheinlich nicht geben

Doch die Hoffnung, dass in naher Zukunft schon wieder trainiert werden darf, ist aktuell nicht allzu groß. Daher liegt der Fokus bei einigen Vereinen auch erst mal auf Spielern, die bereits bekannt sind. „Wir kommen nicht drumherum, auf Menschen zuzugehen, die wir kennen“, sagt Thomas Schaffrinna vom ETuS Haltern.

Thomas Schaffrinna (v.) sucht in diesem Winter nach nicht allzu vielen Verstärkungen für die kommende Saison, er möchte vor allem auf das bereits vorhandene Spielermaterial setzen.

Thomas Schaffrinna (v.) sucht in diesem Winter nach nicht allzu vielen Verstärkungen für die kommende Saison, er möchte vor allem auf das bereits vorhandene Spielermaterial setzen. © Privat

Auch er hat gerade erst seine Zusage für die kommende Spielzeit gegeben, steckt aber schon seit längerer Zeit in der Kaderplanung. Großen Bedarf sehe er bei seinem Team aber ohnehin nicht, weswegen sich die Suche nach Neuverpflichtungen auf einen sehr kleinen Kreis beschränkt. „Wir wollen gar nicht so viel machen, die Mannschaft bleibt zusammen“, erklärt er.

Auf bereits bekannte Spieler setzt auch Dennis Schulz bei der Suche nach Verstärkungen für sein gutgestartetes A-Liga-Team. Die Sythener suchen vor allem junge Spieler, wofür Schulz quasi prädestiniert ist: „Ich habe lange genug Jugendmannschaften in Haltern trainiert“, sagt er.

Videos helfen zwar, ersetzen aber kein Scouting vor Ort

Dadurch kenne er natürlich viele Spieler, die für Sythen interessant sein könnten. „Ich muss den Spieler schon kennen“, erklärt er. In der jetzigen Situation Spieler anzusprechen, die er noch gar nicht kennt, mache keinen Sinn.

Auf junge Spieler aus Haltern und Umgebung möchte auch der TuS Haltern am See setzen - nur eben ein paar Ligen weiter oben. Die Ligazugehörigkeit macht es dem Oberligisten zumindest etwas einfacher, Spieler zu scouten. Denn in den höheren Spielklassen gibt es häufiger auch mal Videoaufnahmen von Spielen.

„Solche Videos helfen uns zwar“, sagt Timo Ostdorf, „aber einen Spieler live zu sehen ist noch mal was ganz anderes“. Denn als Trainer beobachte er Spieler vor allem auch, wenn sie nicht am Ball sind. „Da geht es dann weniger um die technischen Fähigkeiten und mehr um das Taktische“, erklärt er.

Timo Ostdorf kann bei der Suche nach Neuzugängen zwar teilweise auf Videos zurückgreifen, doch die ersetzen kein Scouting vor Ort, sagt er.

Timo Ostdorf kann bei der Suche nach Neuzugängen zwar teilweise auf Videos zurückgreifen, doch die ersetzen kein Scouting vor Ort, sagt er. © Sebastian Reith

Viele Spielaufnahmen entstehen aber automatisch, die Kamera folgt dabei immer dem Ball. Eine Analyse, wie sich ein Spieler beispielsweise nach Ballverlusten verhält, ist so nicht möglich.