Zwischen Blüte und Verfolgung: Webseite zeigt jüdisches Leben in Dortmund

1700 Jahre jüdisches Leben

1700 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland wird 2021 gefeiert - auch in Dortmund. Ein dauerhafter Beitrag ist eine Webseite, die zu einer spannenden historischen Spurensuche einlädt.

Dortmund

von Max Wallinda Oliver Volmerich

, 20.06.2021, 09:46 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein Bild der Alten Synagoge steht im Mittelpunkt der Webseite zu jüdischem Leben in Dortmund.

Ein Bild der Alten Synagoge steht im Mittelpunkt der Webseite zu jüdischem Leben in Dortmund. © Stadtarchiv

Ein Bild der alten Synagoge am Hiltropwall ist das Titelbild der neuen Dortmunder Internet-Seite. „Die Alte Synagoge von 1900 steht für die Blütezeit des jüdischen Lebens in Dortmund“, erklärt Markus Günnewig als Leiter der Gedenkstätte Steinwache. 1938, noch vor der Reichspogromnacht, wurde sie auf Geheiß der Nationalsozialisten abgerissen.

Das prachtvolle Gebäude ist damit der passende Einstieg in die Internet-Seite, die das jüdische Leben in Dortmund dokumentiert - als Dortmunder Beitrag zum bundesweiten Jubiläumsjahr zu 1700 Jahren jüdisches Leben in Deutschland. „Wir wollen damit zeigen, welchen großen Bestandteil jüdisches Leben in Dortmund hatte“, erklärt Stadtarchiv-Direktor Dr. Stefan Mühlhofer.

Zurück ins Mittelalter

Anlass für das Gedenkjahr ist ein kaiserliches Edikt aus dem Jahr 321, das erstmals jüdisches Leben in Köln und damit nördlich der Alpen belegt. Für Dortmund gibt es eine erste Quelle zu einer jüdischen Gemeinde Mitte des 13. Jahrhunderts. Das ist das früheste Kapitel in dem schlaglichtartigen historischen Abriss, den die Internet-Seite bietet.

Günnewig spricht von einem „Materialsteinbruch“. Denn die Forschungssituation zur jüdischen Geschichte sei nicht besonders gut. Belegt ist, dass Juden mehrfach aus der Stadt vertrieben wurden, weil sie etwa als „Sündenböcke“ für Epidemien herhalten mussten.

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Die große Blüte der jüdischen Gemeinde kam mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie fand mit der Zeit des Nationalsozialismus vorübergehend ein jähes Ende. Gleich nach dem Krieg entstand die jüdische Gemeinde, die heute an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße ihre Heimat hat, neu.

Zu all diesen Themen gibt es eigene Kapitel auf der Webseite, die auch historische Persönlichkeiten wie jüdische Kaufleute oder den in den 1920er Jahre amtierenden Bürgermeister Paul Hirsch würdigen. Eigene Kategorien gibt es zu jüdischen Friedhöfen und den in Dortmund verlegten Stolpersteinen, die an die Opfer der NS-Zeit erinnern.

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Nicht nur wegen der weiter laufenden Stolperstein-Aktion des Künstlers Gunter Demnig wird die Seite weiter wachsen an. Damit wird die Seite www.juedisches-dortmund.de auch über das Gedenkjahr hinaus erhalten bleiben, kündigt Mühlhofer an. Alles zusammengeführt wird in einer interaktiven Karte. Mit ihr, erklärt Markus Günnewig kann man dann mit dem Smartphone thematische Stadtspaziergänge zur jüdischen Geschichte unternehmen.

Eine Rubrik bietet zudem einen Überblick zu Veranstaltungen im Jubiläumsjahr in Dortmund unter anderem Konzerten, Lesungen und historischen Stadtrundgängen.

Die Webseite ist ein Projekt des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und der Gedenkstätte Steinwache.

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" Zum 82. Jahrestag der Pogromnacht legten Zwi Rappoport, Vorstand der jüdischen Kultusgemeinde, Oberbürgermeister Thomas Westphal und Rabbiner Baruch Babaev (v.l.) im Rahmen eines „Stillen Gedenkens“ Kränze am Platz der Alten Synagoge nieder.

Im kleinen Kreis gedachten Vertreter der jüdischen Gemeinde zusammen mit Oberbürgermeister Thomas Westphal der Pogromnacht 1938. In seiner Rede äußerte Rabbiner Baruch Babaev auch aktuelle Sorgen. Von Bastian Pietsch

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