Auch wenn Lärm und Verkehrsbehinderungen manchmal nerven: Wenn sich Baukräne drehen, ist das ein gutes Zeichen für die Stadt. Wir haben geschaut, wie sich große Dortmunder Bauprojekte im Jahr 2022 entwickelt haben.
DEW-Fernwärmenetz
Die Baustelle mit dem größten Nerv-Faktor ist ohne Zweifel die Erneuerung des Fernwärmenetzes durch DEW21. Denn dahinter steckt ein ganzes Netz an Baustellen, das 2022 in der Innenstadt für Verkehrsbehinderungen gesorgt hat.
Immerhin geht es um eine gute Sache, wie man bei DEW21 betont. Mit dem Klimaprojekt wird der CO2-Ausstoß um 80 Prozent reduziert. Für mehr als 100 Millionen Euro wird das alte Dampfnetz durch ein modernes Fernwärmenetz mit Heißwasser ersetzt.

2018 haben die Bauarbeiten begonnen. Im Herbst 2022 sollten sie abgeschlossen sein. Doch das hat nicht geklappt. In Teilen der City wird weiter gebaut, am Reinoldikirchplatz werden die Bauarbeiten nach dem Jahreswechsel fortgesetzt. Und auch danach soll das Netz weiter wachsen. Bis 2026 sollen pro Jahr weitere 20 Millionen Euro für den Fernwärme-Ausbau verbaut werden, kündigt DEW21 an.
Doppel-Baustelle Hauptbahnhof
Dass es sich um eine Doppelbaustelle handelt, ist spätestens seit Juni 2022 spürbar. Seitdem ist der Durchgang zwischen Hauptbahnhof und dem Tunnel zur Stadtbahn vorübergehend geschlossen. Grund sind Arbeiten der DB am Bahnsteig 4 als Teil des 130 Millionen Euro teuren Umbau des Hauptbahnhofs.

Vier Bahnsteige sind schon barrierefrei und schicker geworden. Jahr für Jahr geht die Erneuerung in Richtung Süden weiter. Bis zum Sommer wird so der Bahnsteig 4 mit den Gleisen 8 und 10 erneuert. 2024 soll der Umbau aller Bahnsteige weitgehend abgeschlossen sein. Man liege im Zeitplan, versichert eine Sprecherin der Bahn AG.
Das kann man von der zweiten Baustelle am Hauptbahnhof nicht behaupten. Parallel zum Umbau der Bahnstation arbeitet die Stadt an der Erweiterung der Stadtbahn-Station Hauptbahnhof. 2014 haben die Arbeiten begonnen, 2019 sollten sie abgeschlossen sein. Doch ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.

Der neue Südzugang zur U-Bahn-Station wurde wegen Lieferschwierigkeiten bei den Bodenplatten im November nur provisorisch hergerichtet, jetzt wird am Nordzugang gebaut. Obendrein gibt es Ärger mit schon verlegten Bodenplatten, die sich nur schwer reinigen lassen. Die Konsequenz: Bis 2024, dem Jahr der Fußball-EM, wird die Stadtbahnstation nach zehn Jahren (!) Bauzeit wohl nur provisorisch fertig sein.
Wohnungsbau / Güterbahnhof-Süd
Baugenehmigungen für 1767 Wohnungen wurden in den ersten neun Monaten 2022 in Dortmund erteilt. Das sind zwar 7 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr, aber immer noch genug, um an Ende des Jahres das Ziel von 2000 neuen Wohnungen erreichen zu können. Ob die aber wirklich auch gebaut werden, steht auf einem anderen Blatt. Materialmangel und Preisanstieg bremsen die Baukonjunktur.

Bei Dortmunds größtem Wohnungsbau-Projekt geht es aber sichtbar voran. Rund 630 Wohneinheiten sollen bis 2026 auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs Süd entstehen. 17 Mehrfamilienhäuser mit 242 Wohnungen baut Bauherr Beta-Bau für das Wohnungsunternehmen Vivawest. Im September wurde das Richtfest für die ersten acht Häuser mit 124 öffentlich geförderten Wohnungen gefeiert. Neben weiteren Mehrfamilienhäuser entstehen im neuen Kronprinzen-Viertel Eigenheime, eine Kita und ein Wohn- und Pflegezentrum für Senioren.
Phoenix-See
Viel Platz ist nicht mehr für Neubauten rund um den Phoenix-See. 2022 wurde am Südufer der lang ersehnte Sportstützpunkt am See mit dem Bürokomplex „SEEyou“ fertig. An der Nordseite entstand an der Hafeneinfahrt die Comunita Seniorenresidenz Phoenix-See mit einem zwölfstöckigen Wohnturm.

An der umgestalteten Faßstraße geht das neue Stiftsquartier seiner Vollendung entgegen. Neben Büros und Wohnungen entsteht hier ein außergewöhnlicher Supermarkt mit Gastronomie. Die Rewe-Tochter Akzenta kündigt die Eröffnung für das Frühjahr 2023 an.

Phoenix-West
In Sachen Gewerbe ist Phoenix-West das zurzeit wohl größte Baugebiet in Dortmund. Die Firma Bechtle baut einen IT-Campus nebst Kita, die Zentrale des Stromnetz-Betreibers Amprion ist um ein stattliches Gebäude südlich der Robert-Schuman-Straße erweitert worden, das Zentrum für Produktionstechnik (ZfP) wächst und das Software-Haus Materna baut ganz im Westen des Areals für 135 Millionen Euro bis Anfang 2024 einen neuen Unternehmenssitz für bis zu 1800 Mitarbeiter. Ganz im Osten wird der Bürokomplex „Phoenix-Werk“ erweitert.

Für die Phoenix-Halle wurde nach dem Aus der Warsteiner Music Hall mit der digitalen Kunsthalle „Phoenix des Lumières“ ein Nachfolger mit großer Strahlkraft gefunden. Ende Januar 2023 ist Eröffnung. Offen ist wieder die Zukunft der alten Hochöfen und des Schalthauses 101. Nach dem Ausstieg von World of Walas wird der Kaufvertrag rückabgewickelt.
Stadtkrone-Ost
Großbaustelle Nummer 2 in Sachen Gewerbe ist die Stadtkrone-Ost. In erster Reihe an der B1 entstehen gleich drei große Bürokomplexe nebeneinander - neben der neuen Zentrale der Continentale Versicherungen ein weiteres Bürogebäude für das IT-Unternehmen Adesso und bis Ende 2024 der zweiteilige Bürokomplex „SKOffice“ der Harpen-Unternehmensgruppe. Wenn alle Neubauten stehen, wäre die Neubelebung des alten Kasernengeländes nach mehr als 27 Jahren vollendet.

Rathaus
Zwei Jahre sollte die Ende 2020 begonnene Sanierung des Rathauses dauern. Doch Stadtspitze und Politik müssen länger in ihren Übergangsquartieren bleiben. Vor allem ein Wasserschaden durch das große Unwetter im Sommer 2021 hat für Verzögerungen gesorgt. Anfang 2023 sollen nun die ersten Büroetagen wieder bezogen werden. Der Umbau des Ratssaals steht noch aus. Frühestens im Herbst 2023 kann die Politik hier wieder tagen.

Kampstraße
Gebaut wurde 2022 an der Kampstraße. Das hatte allerdings noch nichts mit dem Umbau zum Boulevard zu tun. Es wurden neue Versorgungsleitungen gelegt. Die Boulevard-Baustelle am Pylon ruht seit Herbst 2021, weil bei ersten Arbeiten Schäden an der U-Bahn-Station Reinoldikirche aufgetreten waren. Den Weiterbau kündigt das städtische Tiefbauamt „nach der Winterpause“ an. 2023 soll als nächster Boulevard-Abschnitt der Platz von Netanya umgestaltet werden.

Der zentrale Abschnitt der Kampstraße zwischen Petri- und Reinoldikirche, der nach den Plänen des Architekturbüros Fritschi und Stahl von 1998/99 (!) zum Lichtboulevard werden soll, ist erst später an der Reihe. Vor einer Vollendung der Boulevard-Pläne, nach aktuellem Stand bis 2029, soll es „Zwischennutzungen“ geben - mit viel Grün, Sitzgelegenheiten und Spielpunkten.

U-Turm
Für das Areal am Dortmunder U gilt ebenfalls: Alle Bauplätze sind vergeben. Frisch eröffnet ist der Komplex mit den Hotels Moxy und Residence Inn an der Rheinischen Straße, an der Ritterstraße ist der Neubau mit Studentenwohnungen kurz vor der Vollendung. Was fehlt, ist an der Rheinischen Straße das Büroprojekt „Diamant“, das der Aachener Projektentwickler Landmarken AG realisieren will.

Speicherstraße
Der Besucherandrang war groß, als im August die neue Hafenpromenade an der Speicherstraße eröffnet wurde. Dass am Ende die Kosten von 6,1 auf jetzt 7,3 Millionen Euro gestiegen sind, ging dagegen fast unter. Das geplante „Digitalquartier“ nimmt Formen an: Der Neubau an der Hafenbrücke wird neuer Sitz des Fraunhofer-Instituts für Software und Systemtechnik. Fast vollendet sind das Sozialprojekt „Heimathafen“ und der Neubau für die Akademie für Digitalität und Theater. Der Umbau des alten Stadtspeichers zum Lensing Media Port läuft.

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