Das sind Dortmunds einflussreichste Menschen Wer hat in der Stadt am meisten zu sagen?

Dortmunds einflussreichste Menschen: Wer hat am meisten zu sagen?
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Rund 600.000 Einwohner zählt Dortmund - doch wirklich Einfluss auf die Geschicke der Stadt haben die Wenigsten. Wer sind die prägenden Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft? Wir haben diese Frage in den vergangenen Wochen mit zahlreichen Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur besprochen, die - teilweise seit Jahrzehnten - die Entwicklung Dortmunds beobachten oder selbst gestalten.

Herausgekommen ist eine Liste der einflussreichsten Menschen der Stadt. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Objektivität. Dennoch sind die Menschen auf ihr wichtige Knotenpunkte in einem komplexen Beziehungsnetz, das sich über die ganze Stadt spannt. Wir haben die Liste nach Bereichen gegliedert, sie ist keine Rangliste.

Zum Thema

Was verstehen wir unter „einflussreich“?

„Einfluss“ an sich ist „ein schwammiger Begriff“, wie es die Soziologin Prof. Dr. Ute Fischer formuliert, die an der FH Dortmund lehrt.

Fragt man sie, was einen Menschen einflussreich macht, antwortet sie: „Funktion ist förderlich [etwa ein herausgehobenes Amt wie eine Geschäftsführung, Anmerkung der Redaktion], Geld hilft, Präsenz im öffentlichen Raum ist wichtig.“ Netzwerke spielten auch eine große Rolle. „Je breiter das Netz, desto größer ist die eigene Wirksamkeit.“ Und Charisma sei ein Faktor, „die Fähigkeit, neue Lösungen für alte Probleme zu finden und dafür Gefolgschaft zu finden“.

Bei der Suche nach einflussreichen Menschen empfiehlt sie, sich an einer Frage zu orientieren: „Wer findet mehr Gehör für seine Anliegen?“

Thomas Westphal: das Gesicht Dortmunds

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal © Stephan Schütze

Der aktuelle Oberbürgermeister darf in dieser Liste nicht fehlen: Jedes wichtige Thema in der Stadt geht irgendwann über Thomas Westphals Schreibtisch. Er ist der Chef des größten Arbeitgebers Dortmunds, der Stadtverwaltung mit ihren rund 11.000 Mitarbeitern. Zudem sitzt er in einigen der wichtigsten Aufsichts- und Verwaltungsräten der städtischen Tochtergesellschaften, unter anderem als Vorsitzender bei DSW21, DEW21 und der Sparkasse.

Gleichzeitig ist der 58 Jahre alte SPD-Politiker das Gesicht Dortmunds. Wo immer etwas Größeres zwischen Wickede und Bövinghausen, Brechten und Syburg passiert, ist Westphal nicht weit: Er eröffnet große Feste, schmeißt Kamelle vom Festwagen auf dem Rosenmontagszug, redet bei Versammlungen.

All das macht Westphal zu einem der aktuell bekanntesten und einflussreichsten Dortmundern der Gegenwart.

Katrin Lögering: mächtige Frau im Stadtrat

Katrin Lögering bei der Bekanntgabe ihrer OB-Kandidatur Anfang Februar auf dem Neujahrsempfang ihrer Partei
Die grüne Co-Fraktionssprecherin Katrin Lögering bei der Bekanntgabe ihrer OB-Kandidatur Anfang Februar auf dem Neujahrsempfang ihrer Partei © Oliver Schaper

Auch wenn der Oberbürgermeister eine Art „Regierungschef“ ist - die politische Macht in der Stadt geht vom Rat aus. Dort ist Westphals Partei, die SPD, zwar die stärkste Kraft. Am einflussreichsten ist jedoch eine andere Fraktion: die Grünen. Kaum eine politische Mehrheit kommt ohne sie aus, da sie einerseits mit der CDU eine „Projektpartnerschaft“ gebildet hat, aber auch immer wieder bei Themen, bei denen sie mit der CDU nicht übereinkommt, mit der SPD zusammenarbeitet.

An der Spitze der Grünen-Fraktion stehen Katrin Lögering und Christoph Neumann. Nach außen tritt Lögering häufiger in Erscheinung, was auch ein Grund gewesen sein wird, warum die 35-Jährige nach dem gescheiterten Werben um den BVB-Strategen Jan-Hendrik Gruszecki als grüne OB-Kandidatin nominiert worden ist. Ohne sie geht derzeit kaum etwas in Dortmunds Politik.

Jörg Stüdemann: der mächtigste Dezernent

Dortmunds Kämmerer Jörg Stüdemann
Dortmunds Kämmerer Jörg Stüdemann © Stephan Schuetze

Seit sage und schreibe einem Vierteljahrhundert gehört Jörg Stüdemann zu Dortmunds Stadtspitze. 2000 übernahm der heute 68-Jährige den Posten als Kulturdezernent, 2010 wurde er zusätzlich Stadtkämmerer - und damit so etwas wie Dortmunds „Finanzminister“.

Stüdemann gilt als mächtigster der sieben Dezernenten in der Stadtverwaltung und ist auch formell seit 2010 als Stadtdirektor der zweite Mann hinter dem Oberbürgermeister. Er könne einem wunderbar vorrechnen, warum für dieses oder jenes Projekt kein Geld da sei, erzählt ein erfahrenes Ratsmitglied. Das ginge so weit, dass andere Dezernenten manchmal versuchten, den Umweg über den Rat zu gehen, um ihnen wichtige Projekte durchzubringen, die vorher verwaltungsintern auf die Ablehnung Stüdemanns gestoßen seien.

Als Kulturdezernent ist Stüdemann auch ein wichtiger Fürsprecher der Kunst- und Kulturszene in der Stadt. So waren beispielsweise bei den ambitionierten Plänen zum Theater-Neubau (aktuelle Kostenschätzung: rund 100 Millionen Euro) keine Einwände aus der Kämmerei zu hören.

Dirk Schaufelberger: der „Herr des Geldes“, Teil 1

Dirk Schaufelberger ist seit 2019 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund.
Dirk Schaufelberger ist seit 2019 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund. © RN

Als Chef der Sparkasse ist Dirk Schaufelberger abseits der Stadtverwaltung Dortmunds „Herr des Geldes“. Mit seinem Institut betreut er die Konten, Kredite und Geldanlagen von 330.000 Kundinnen und Kunden - und damit statistisch gesehen von jedem zweiten Einwohner. Anders als die Dortmunder Volksbank hat die Sparkasse Dortmund ihr Geschäftsgebiet allein in Dortmund. Die Bilanzsumme beträgt rund 13 Milliarden Euro. Und sie spielt auch eine wichtige Rolle bei der Stadtentwicklung - nicht erst, seit sie verstärkt auch als Grundstücks- und Immobilieninvestor aktiv ist.

Der gebürtige Rheinländer Dirk Schaufelberger ist seit 2014 bei der Sparkasse Dortmund beschäftigt, 2019 wurde er Vorstandsvorsitzender. Der 55-Jährige ist Chef von rund 1500 Mitarbeitern und vielfältig vernetzt. Unter anderem ist er Botschafter des Konzerthauses und Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte.

Michael Martens: der „Herr des Geldes“, Teil 2

Michael Martens ist seit 2021 Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Volksbank.
Michael Martens ist seit 2021 Vorstandsvorsitzender der Dortmunder Volksbank. © Dortmunder Volksbank

Michael Martens ist seit August 2021 der Chef einer der größten Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland. Die Dortmunder Volksbank ist nicht nur eines der führenden Kreditinstitute in ihrem Geschäftsgebiet, sondern auch die Nummer eins unter den Genossenschaftsbanken in NRW.

Der zweifache Familienvater und gebürtige Dortmunder, der von 1999 bis 2002 schon seine Ausbildung bei der Dortmunder Volksbank machte, ist aber nicht nur beruflich tief in der Region verwurzelt, sondern engagiert sich auch darüber hinaus intensiv für die Dortmunder Stadtgesellschaft.

So ist der 45-Jährige unter anderem als Aufsichtsratsmitglied des „Technologiezentrum Dortmund“, Mitglied der IHK-Vollversammlung und auch Vorsitzender des IHK-Haushaltsausschusses, Kuratoriumsmitglied der Kulturstiftung Dortmund sowie im erweiterten Vorstand der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte aktiv.

Zudem ist er im Beirat des Westfälischen Industrieklubs, ab Sommer 2025 Präsident des „Lions Club“ Dortmund und Mitglied der Meisterrunde der Reinoldigilde zu Dortmund. Darüber hinaus engagiert sich Michael Martens als Handelsrichter am Landgericht Dortmund, als Beiratsmitglied von „Haus & Grund“ Dortmund und als Botschafter des Konzerthauses Dortmund.

Patrick Arens: der vielleicht best vernetzte Mensch der Stadt

Der Dortmunder Schausteller-Sprecher Patrick Arens
Schausteller Patrick Arens ist es gewohnt, große Räder zu drehen. Dazu gehört auch die Organisation des Dortmunder Weihnachtsmarktes. © Oliver Schaper

Patrick Arens ist aus Dortmund nicht wegzudenken: Der Sprecher der Dortmunder Schausteller organisiert gefühlt jedes größere Fest in der Stadt, darunter die Weihnachtsstadt in der City, den Hansemarkt und die Osterkirmes. Auch wenn es rund um den BVB etwas zu feiern gibt, ist Arens immer involviert.

So hat der 57-Jährige in den vergangenen Jahrzehnten ein riesiges Netz an Kontakten aufgebaut: Der Spross einer der größten Schausteller-Familien Deutschlands sei „der vielleicht am besten vernetzte Mensch der Stadt“, sagt jemand, der selbst seit Jahren in führenden Positionen in Dortmund unterwegs ist.

Auch zum Oberbürgermeister pflege Arens einen guten und direkten Kontakt: „Wenn Arens beim OB anruft, geht der dran - oder wenn Westphal gerade in einem Meeting ist, ruft er zurück.“

Hans-Joachim Watzke: „Der BVB bekommt, was er will“

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke
BVB-Chef Hans-Joachim Watzke © dpa

Bei einem Anruf von Hans-Joachim Watzke hingegen würde Westphal das Meeting, in dem er gerade ist, wahrscheinlich sogar kurz unterbrechen, scherzt der Dortmund-Kenner weiter. Als Boss von Borussia Dortmund leitet Watzke seit 2005 die Geschicke des Aushängeschilds der Stadt. „Wenn der BVB etwas in Dortmund will, dann bekommt er das in der Regel auch“, sagt der Dortmund-Kenner.

Dass Watzkes Strategie-Berater Jan-Henrik Gruszecki zwischenzeitlich als Dortmunder OB-Kandidat umworben wurde, sei ein weiterer Beweis der Strahlkraft, die der Verein in der Stadt besitzt, sagt jemand, der seit Jahren beruflich intensiv mit dem BVB zu tun hat.

Einige seiner vielen Kontakte pflegt Watzke im vereinseigenen Wirtschaftsrat. Dort sitzen neben Westphal echte Schwergewichte der Dortmunder Wirtschaft, etwa Winfried Materna, Gründer des nach ihm benannten IT-Unternehmens, Volker Gruhn (Adesso) oder Reinhold Schulte (Noch-Aufsichtsrats-Chef von Signal Iduna).

Darüber hinaus ist Watzke auch national bestens vernetzt. Er sitzt im Vorstand des Deutschen Fußballbundes und der Deutschen Fußball-Liga, außerdem gilt er als Vertrauter des voraussichtlich kommenden Kanzlers Friedrich Merz.

Oliver Hermes: Wilo und seine vielen sozialen Projekte

Dr. Jochen Opländer ernannte Oliver Hermes 2018 zu seinem unternehmerischen Nachfolger bei Wilo.
Dr. Jochen Opländer (l.) ernannte Oliver Hermes (r.) 2018 zu seinem unternehmerischen Nachfolger bei Wilo. © WILO SE

Ebenfalls Mitglied des BVB-Wirtschaftsrates ist Oliver Hermes. Der 54-Jährige ist nicht nur der Chef des internationalen Pumpenherstellers Wilo, sondern auch der Kuratoriumsvorsitzende der Wilo-Foundation. Die Stiftung ist laut Geschäftsbericht 2023 mit rund 90 Prozent der Anteile Mehrheitsaktionärin von Wilo. 2018 hat Jochen Opländer aus der Gründerfamilie Hermes zu seinem unternehmerischen Nachfolger benannt. Hermes ist seit 2006 Mitglied des Wilo-Vorstandes und besitzt auch selbst Aktien des Unternehmens.

Die Wilo-Foundation ist eigenen Angaben zufolge alleine an insgesamt 38 Projekten in Dortmund beteiligt, wie etwa am „Start-up Award“, an Schülerstipendien, kultureller Förderung, Bildungsinitiativen oder Forschungsprojekten. So sind Wilo und damit auch Oliver Hermes in ihren Funktionen stark in Dortmund präsent und sichern sich auch möglichen Einfluss als einer der größten Arbeitgeber Dortmunds.

Damit gehört der Wilo-Chef qua Amt zu den einflussreichsten Dortmundern. Wilo ist mit einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro eines der größten Unternehmen in Dortmund und ein weltweit tätiger Konzern.

Jörg Jacoby: Kapitän des größten städtischen Dampfers

Jörg Jacoby führt seit kurzem die größte Stadttochter DSW21.
Jörg Jacoby führt seit kurzem die größte Stadttochter DSW21. © Oliver Schaper

Ebenfalls allein schon wegen seines Amtes zählt Jörg Jacoby zu den einflussreichsten Menschen in Dortmund. Schließlich leitet er seit Februar 2025 als Vorstandsvorsitzender das größte und wichtigste städtische Tochterunternehmen: DSW21, das 2023 einen Jahresumsatz von 130 Millionen Euro hatte und bei dem 2200 Mitarbeiter angestellt sind.

DSW21 ist neben seinem Kerngeschäft - dem Öffentlichen Nahverkehr - die Konzernmutter vieler anderer wichtiger Stadttöchter: unter anderem des Energieversorgers DEW21, des Wohnungsunternehmens Dogewo21 und des Flughafens.

Und DSW21 übernimmt immer wieder wichtige Funktionen in der Stadtentwicklung - sehr erfolgreich etwa beim Phoenix-See und aktuell bei der Entwicklung der Speicherstraße am Hafen zum Digitalquartier. Insofern führt an dem 57-jährigen Jacoby, der zuvor seit 2020 Finanzvorstand von DSW21 war, in der großen Konzertwelt der Stadt Dortmund kein Weg vorbei.

Stefan Heinig: der reichste Dortmunder

Ein Kunde der Handelkette Tedi mit einem Einkaufskorb.
Ein Kunde der Handelkette Tedi mit einem Einkaufskorb. Vom Dortmunder Tedi-Gründer Stefan Heinig existieren keine Bilder, die wir verwenden dürfen. Der Milliardär meidet die Öffentlichkeit. © dpa

Stefan Heinig ist Gründer von Discountern wie Kik und Tedi. Er ist einer von drei Geschäftsführern der BH Holding, zusammen mit seinem Sohn Benjamin Heinig und der Finanzchefin des Konzerns, Maike Hellnick. Derzeit gehören dem Heinig-Konzern das Geschäft von Tedi und große Teile der Kette Woolworth. Der Gesamtumsatz des Unternehmens lag im Geschäftsjahr 2022/2023 bei 3,1 Milliarden Euro.

Das Manager-Magazin listete die Familie Heinig 2024 in seiner Liste der reichsten Deutschen mit einem geschätzten Vermögen von 3 Milliarden Euro auf Rang 80. Das macht die Familie zur reichsten in Dortmund.

Die Familie hat in den vergangenen sieben Jahren ein beträchtliches Immobiliengeschäft in Dortmund aufgebaut. Allen voran Benjamin Heinig und Maike Hellnick führen das Immobiliengeschäft maßgeblich, das laut dem letzten veröffentlichten Geschäftsbericht mit einem Wert von rund 581 Millionen Euro bilanziert wird. Durch ihre Immobilien hat die Familie zusätzlichen Einfluss bei der Entwicklung von Dortmunds Stadtbild bekommen.

Darüber hinaus hat Stefan Heinig die Dortmunder Stiftung „Help and Hope“ für Kinder gegründet. An diese spenden häufig auch namhafte andere Dortmunder Unternehmer Geld.

Erich und Martin Dreier: die Immobilienkönige

Erich (l.) und Martin Dreier (r.) beim Reinoldimahl 2023 mit Festrednerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Erich (l.) und Martin Dreier (r.) beim Reinoldimahl 2023 mit Festrednerin und FDP-Europaabgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmermann © Reinoldigilde

Die Gebrüder Dreier sind Dortmunds inoffizielle Immobilienkönige. Ihre Firma Diag besitzt zahlreiche bekannte Gebäude in der Stadt: den Westenergie-Tower (besser bekannt unter seinem alten Namen RWE-Tower), das Gesundheitsamt und die Krone am Markt in der City oder auch die Hörder Burg mit der Sparkassen-Akademie und die jetzige Continentale-Zentrale an der Märkischen Straße, um nur einige zu nennen. Dazu kommen eine Vielzahl an anderen Immobilienprojekten wie Wohnimmobilien oder Parkhäuser beziehungsweise Tiefgaragen (zum Beispiel am Stadthaus, am Hauptbahnhof oder am Freistuhl).

Durch ihren immensen Immobilienbesitz haben sie Einfluss auf die Stadtentwicklung. Ein Beispiel: Als Eigentümer des Hansa-Carré am Markt sind sie unmittelbar in ein Prestigeprojekt der TU Dortmund eingebunden, die dort auf 5000 Quadratmetern einen City-Standort einrichtet. Und sie sind mit vielen Objekten auch Vermieter der Stadt Dortmund.

Volker Gruhn: Hauptanteilseigner von Adesso

Volker Gruhn hat Adesso im Jahr 1997 mit einem Geschäftspartner gegründet.
Volker Gruhn hat Adesso im Jahr 1997 mit einem Geschäftspartner gegründet. © Archiv

Volker Gruhn ist einer der Gründer des Dortmunder IT-Dienstleisters Adesso. Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren sowohl bei der Anzahl der Mitarbeiter als auch beim Umsatz zu einem der wichtigsten IT-Dienstleister Dortmunds aufgestiegen. Volker Gruhn ist selbst zwar nicht Chef des Unternehmens, jedoch der Aufsichtsratsvorsitzende und größte einzelne Anteilseigner bei dem börsennotierten Unternehmen.

Er tritt etwa auch bei Veranstaltungen des IT-Dienstleisters regelmäßig in Erscheinung und ist eng eingebunden in die geschäftlichen Entscheidungen des Unternehmens. Er gehört ebenfalls zum Wirtschaftsrat des BVB. Er ist gleichzeitig Professor an der Universität Duisburg-Essen und war auch schon Professor an der TU Dortmund.

Gruhn gehört zu den einflussreichsten Menschen in Dortmund, auch weil er mit dem IT-Dienstleister Adesso etwa viele Aufträge aus der öffentlichen Hand erhält. Darüber hinaus war Adesso beispielsweise auch für die Entwicklung der neuen Webseite von Borussia Dortmund verantwortlich. Zudem ist Adesso Hauptsponsor der Jugendmannschaften beim BVB.

Ulrich Leitermann: der Top-Manager

Ulrich Leitermann leitet die Signal-Iduna-Versicherung.
Ulrich Leitermann führt die Signal-Iduna-Versicherung. © Stephan Schuetze

Als Chef einer der größten Versicherungskonzerne Deutschlands gehört Ulrich Leitermann zu den deutschen Top-Managern. Er führt die Signal Iduna Gruppe mit 2500 Beschäftigten am Hauptsitz in Dortmund und weiteren gut 3700 Beschäftigten in Hamburg. Insgesamt arbeiten für die Gruppe bundesweit über 10.000 Menschen.

Geboren in Offenburg, kam der gelernte Diplom-Kaufmann und Wirtschaftsprüfer 1997 nach Dortmund. 2013 wurde er Vorstandsvorsitzender und ist längst nicht nur glühender BVB-Fan, sondern seit 2015 auch Mitglied im Aufsichtsrat von Borussia Dortmund.

Auch wenn Ulrich Leitermann im Sommer 2025 mit 66 Jahren in den Ruhestand geht, bleibt er Signal Iduna treu und wechselt in den Aufsichtsrat. Seine Expertise ist aber vielfach gefragt. So gehört er nicht nur beim BVB, sondern auch bei der Dortmunder Volksbank und bei der Sana Kliniken AG in Ismaning bei München dem Aufsichtsrat an.

Stefan Schreiber: der wichtigste Lobbyist der Dortmunder Wirtschaft

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber
IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber © Schütze

Stefan Schreiber ist der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund. Jedes Unternehmen, das im IHK-Bezirk eine gewerbliche Niederlassung oder eine Betriebsstätte hat, gehört auch zur örtlichen IHK und zahlt dort einen Beitrag. In seinem Job braucht Schreiber ein großes Netzwerk in Dortmund, sowohl in die Unternehmerschaft hinein als auch in die Kommunalpolitik. Er gilt als gut vernetzt und einflussreich.

Der Hauptgeschäftsführer ist in seiner Funktion hauptamtlich angestellt und für das laufende Geschäft der IHK verantwortlich. Gemeinsam mit dem Präsidenten Heinz-Herbert Dustmann vertritt Schreiber die Interessen der IHK-Mitglieder gegenüber der Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Damit ist er einer der einflussreichsten Lobbyisten der Stadtgesellschaft, da es in Dortmund zahlreiche private, mittelständische Unternehmen gibt, die zu den wichtigsten Steuerzahlern der Stadt zählen.

Prof. Manfred Bayer: mit Hartnäckigkeit zum Erfolg

TU-Rektor Prof. Manfred Bayer vor einem TU-Gebäude.
Prof. Manfred Bayer ist seit 2020 Rektor der TU Dortmund - und überaus beliebt. © Stephan Schütze (Archiv)

Dortmund ist nicht mehr Industrie-, sondern Wissenschaftsstadt. Die Hochschulen spielen eine große Rolle im Strukturwandel, allen voran die Technische Universität (TU). Doch nicht nur wegen dieser Rolle ist der seit 2020 amtierende TU-Rektor Professor Manfred Bayer ein wichtiger Gesprächspartner.

Der aus Franken stammende Physiker hat sich durch seine offene und verbindliche Art innerhalb und außerhalb der Hochschule viel Respekt erworben. Das zeigt sich auch daran, dass Bayer schon zum zweiten Mal in Folge vom Deutschen Hochschulverband als „Rektor des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Was Bayer auszeichnet, ist auch seine Hartnäckigkeit. Die zeigte sich zuletzt darin, dass er über Jahre für einen Standort der TU in der City kämpfte. Der ist jetzt mit dem Hansa-Carré im Herzen der City gefunden. Mit der steigenden Präsenz dürfte die Bedeutung der TU in der Stadt weiter zunehmen – und der Rektor umso mehr ein beliebter Gesprächspartner sein.

Katrin Lauterborn: das soziale Gewissen der Stadt

Katrin Lauterborn ist seit 2015 Geschäftsführerin der Obdachlosen-Hilfsinitiative "Gast-Haus statt Bank".
Katrin Lauterborn ist seit 2015 Geschäftsführerin der Obdachlosen-Hilfsinitiative „Gast-Haus statt Bank“. © Benjamin Trilling

Wann immer es um die Ärmsten der Stadt geht, ist Katrin Lauterborn eine gewichtige Stimme in der Diskussion. Seit 2015 ist sie die Geschäftsführerin des Obdachlosen-Hilfsvereins „Gast-Haus statt Bank“, der seit 1996 ein Gasthaus an der Rheinischen Straße betreibt, in dem Obdachlose, Wohnungslose und Menschen an der Armutsgrenze Essen, eine Aufenthaltsmöglichkeit und Unterstützung finden. Es ist mit seinen rund 300 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern ein zentraler Knotenpunkt im sozialen Hilfesystem Dortmunds.

Um das Angebot des gemeinnützigen Vereins aufrechtzuerhalten und auszubauen, ist das „Gast-Haus“ auf Spenden angewiesen - und es ist eine von Lauterborns Aufgaben, um diese zu werben. Entsprechend weitverzweigt ist ihr Kontaktnetz in die Stadtgesellschaft. Sie nutzt es auch, um sich für die Interessen ihrer Gäste einzusetzen.

JP Krämer: der You-Tube-König

Jean Pierre „JP“ Kraemer ist der bekannteste deutsche Auto-Influencer.
Jean Pierre „JP“ Kraemer ist der bekannteste deutsche Auto-Influencer. © picture alliance/dpa

Der 44 Jahre alte Jean Pierre „JP“ Kraemer hat sich in seiner Heimatstadt Dortmund ein wahres Autotuning-Imperium aufgebaut: Kraemer hat den mit knapp 2,6 Millionen Abonnenten erfolgreichsten deutschen Automobil-Kanal auf der Videoplattform Youtube. Dazu ist Kraemer seit über 15 Jahren als Auto-Experte im Fernsehen zu sehen, unter anderem in Formaten wie „Die PS-Profis“ (2009 bis 2017) und „Grid“ (seit 2017).

Neben seiner Autotuning-Werkstatt samt Showroom im Gewerbegebiet Im Spähenfelde betreibt Kraemer ein eigenes Burger-Restaurant. 2022 eröffnete er an der B1 sein privates Automuseum „Pace“, was zu einem Publikumsmagnet für die Autoszene geworden ist. Darüber hinaus hat der Unternehmer ein eigenes Modelabel und verkauft Auto-Reinigungsmittel.

Bei jungen Menschen unter 30 zählt Kraemer zu den bekanntesten Dortmundern. Er besucht auch regelmäßig Schulklassen. Sein Lebensstil ist ein Vorbild für viele seiner Fans. Gleichzeitig ist er wegen seiner Vorliebe für schnelle Autos, die er auch gerne ausfährt, nicht unumstritten. Nach einer Fahrt mit 142 km/h durch eine geschlossene Ortschaft 2020 wurde Kraemer zu einem dreimonatigen Fahrverbot und der Zahlung von 1200 Euro Bußfeld verurteilt.

Gregor Lange: Dortmunds oberster Polizist

Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange
Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange © dpa

Der gebürtige Dortmunder Gregor Lange ist seit über zehn Jahren Chef der rund 2500 Polizisten und sonstigen Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Dortmund. Er ist damit zentral für die Einhaltung von Recht und Ordnung in der Stadt.

Zu einem Schwerpunkt seiner Amtszeit hat Lange die Bekämpfung des Rechtsextremismus in der Stadt erklärt. Dortmunds Neonazi-Szene schrumpfte in den vergangenen Jahren bedeutend - der ständige Kontrolldruck, den Langes Behörde auf den Kern der Szene in Dorstfeld ausgeübt hatte, wird neben anderen Ursachen auch ein Grund für diese Entwicklung gewesen sein.

In anderen Teilen Dortmunds zeigt die Polizei erhöhte Präsenz und beeinflusst damit das Stadtbild: In der Nordstadt und der City gibt es unter anderem eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und Stadt bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität. Besonders in der Nordstadt führt sie seit Jahren zahlreiche Schwerpunkteinsätze durch, um gegen kriminelle Clans vorzugehen.

Wie sich der Einfluss auf die Stadt verändert hat

Noch vor einigen Jahrzehnten hätte die Liste der einflussreichsten Dortmunder ganz ausgesehen: Auf ihr hätten die Stahlbarone, Zechenbesitzer und Brauereidirektoren dominiert. Dass dem nicht mehr so ist, liegt am Strukturwandel, der tiefgreifendsten Veränderung, der Dortmund seit dem Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts ausgesetzt gewesen ist.

Einer, der seit Jahren in herausgehobenen Ämtern in Dortmund aktiv ist, findet diese Veränderung gar nicht mal so schlecht: „Die Machtgefüge in der Stadt haben sich demokratisiert und granuliert“, sagt er. „Dortmund ruht jetzt auf vielen Schultern.“

Zwei Auffälligkeiten in unserer Liste

Diese Vielfalt hat jedoch zwei Auffälligkeiten: Frauen sind im obersten Zirkel der Macht deutlich unterrepräsentiert. Und Menschen mit Migrationshintergrund fehlen komplett - sieht man von Jean Pierre Kraemer ab, dessen Vater von den Bahamas stammt.

Bis vor kurzem hätte unsere Liste immerhin zwei Frauen mehr umfasst: die vergangenes Jahr entlassene DSW21-Chefin Heike Heim und die im Januar gestorbene Dortmunder DGB-Chefin Jutta Reiter.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. März 2025.