Aus für Heike Heim nach Skandalen DSW21-Chefin muss gehen - Aufsichtsrat kündigt ihr fristlos

DSW21-Chefin Heim muss gehen - Aufsichtsrat kündigt ihr fristlos
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Seit Dienstag (2.7.) stand fest: Die 53-jährige Vorstandschefin des Stadtkonzerns DSW21 muss nur rund ein Jahr nach Dienstantritt ihren Schreibtisch in der DSW21-Zentrale an der Deggingstraße wieder räumen. Die Kontrolleure im Aufsichtsrat waren dem Vorschlag des Vorsitzenden OB Thomas Westphal gefolgt, mit Heim einen Auflösungsvertrag zu schließen.

Auslöser war ein für Heim heikles Papier der Wirtschaftsprüfer von PwC. Sie waren bei einer Untersuchung auf ihrer Meinung nach eklatante Regelverstöße beim Energieeinkauf von DEW im Jahre 2022 gestoßen. Heim war damals die Chefin des Dortmunder Energieversorgers DEW. Gestützt von OB Westphal, hatte sie Anfang Juni 2023 den Schreibtisch gewechselt und war zur Vorstandsvorsitzenden des DSW21-Konzerns aufgestiegen.

Lange ist sie dort nicht gelieben: Am Mittwoch (10.7.) kamen die DSW21-Kontrolleure zu einer erneuten und kurzfristig einberufenen Sondersitzung zusammen – und vollzogen den endgültigen Schnitt: Heim wurde von ihrem Posten formal abberufen. Damit ist die Trennung von DSW21 besiegelt. DSW teilte im Anschluss an die Sitzung wortwörtlich mit:

„Heike Heim ist nicht mehr Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21). Der Aufsichtsrat hat heute (10. Juli) in außerordentlicher Sitzung mit sofortiger Wirkung ihre Abberufung beschlossen. Der Anstellungsvertrag zwischen der Gesellschaft und Heike Heim wird außerordentlich und fristlos gekündigt. Dies gilt ebenfalls für ihre Position als Geschäftsführerin der Stadtwerke Holding GmbH und der Stadtwerke Beteiligungsgesellschaft mbH.“

Weiter heißt es, DSW21 werde aktuell von den drei Vorständen Harald Kraus (Arbeitsdirektor), Jörg Jacoby (Finanzen) und Ulrich Jaeger (Verkehr) geführt. Die Abwesenheitsvertretung für Heim obliege als dienstältestem Vorstandsmitglied Harald Kraus.

Genau diesen klaren Schritt hatten die Aufsichtsräte in der Sitzung eine Woche zuvor vermissen lassen: Damals war allein beschlossen worden, der OB möge mit seiner einstigen Favoritin einen Aufhebungsvertrag vereinbaren. In der Folge zog sich Heim zurück und meldete sich krank.

Vertrauen entzogen

Als Vorstandsvorsitzende des DSW21-Konzerns aber war sie formal weiter im Amt – theoretisch hätte sie jeden Tag wieder an den Schreibtisch zurückkehren können. Eine Lösung, die vielen als „halbgar“ erschien und Unbehagen weckte. Sie forderten, Nägel mit Köpfen zu machen. Das ist nun passiert:

Der Aufsichtsrat von DSW21 hat Heim „das Vertrauen entzogen“. Einstimmig. Nach Informationen unserer Redaktion sollen ihre Bezüge nicht weiterlaufen.

Die Verhandlungen um einen Aufhebungsvertrag laufen indes weiter. Wie Westphal zwischenzeitlich andeutete, soll es darüber zu einem ersten Austausch gekommen sein. Es war sozusagen der Auftakt – weshalb beide Seiten von einer Einigung noch entfernt sein sollen. Ob Heim gegen ihre Abberufung rechtliche Schritte einlegt, ist offen.

Den Stein ins Rollen brachten die Vorgänge um die Energiebeschaffung unter Heims Ägide bei DEW, dem Tochterunternehmen von DSW21: Ausgerechnet in der Hochpreisphase 2022 hatte sich DEW mit teuren Energiekontingenten für gleich drei Jahre eingedeckt, die DEW nun unter dem damaligen Einkaufspreis wieder loswerden muss. Schließlich sind die allgemeinen Preise am Energiemarkt längst wieder gefallen. Der daraus entstehende Schaden, rechnen die PwC-Prüfer vor, könnte sich schlimmstenfalls auf 100 Mio. Euro summieren. Ein Schaden in Höhe von 40 Mio. Euro soll bereits unwiderruflich feststehen.

Wird Schadensersatz fällig?

Das ist der wesentliche Grund, warum die Aufsichtsräte betonen, Heim nicht aus der Haftung entlassen zu wollen. Möglicherweise rollen erhebliche Schadensersatzansprüche auf sie zu, die dann wohl von ihrer Versicherung getragen werden müssten. Sollte es tatsächlich so weit kommen, müsste ihr Ex-Arbeitgeber DEW den Schadensersatz von seiner ehemaligen Chefin einklagen – dort hatten sich die von PwC gerügten Vorgänge auch ereignet.

Die Juristen dürften sich die Hände reiben: In wenigen Wochen soll ein weiteres Gutachten vorliegen, von dem erwartet wird, dass es klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten nennt.

Ebenfalls kurios: Bei all dem geht es erst einmal um den Schaden im Zuge der Energieeinkaufspolitik. Die Ungereimtheiten und Betrügereien bei der DEW-Tochter stadtenergie, die u.a. mehrere zehntausend Kunden mit überhöhten Rechnungen geleimt hat, werden getrennt aufgearbeitet. Bislang hat die Pleite-Tochter stadtenergie einen Schaden von 74 Mio. Euro angerichtet, für den DEW geradestehen muss. Ob und welche Folgen dieser Skandal für die damalige DEW-Chefin Heim hat, ist vorläufig offen.

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