Skandal um stadtenergie zieht Kreise Ex-Geschäftsführer tritt von neuem Posten in Oldenburg ab

stadtenergie: Ex-Geschäftsführer tritt von Posten in Oldenburg ab
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Das Beben um den Millionsskandal bei der DEW21-Tochter stadtenergie wirkt bis nach Oldenburg. Dort war Dominik Gertenbach, früher Geschäftsführer des nun in Misskredit geratenen Energiediscounters, mittlerweile Geschäftsführer der EWE Vertrieb GmbH. Nach Bekanntwerden des Skandals in Dortmund verlässt er die EWE „auf eigenen Wunsch“, wie die Nordwest-Zeitung in Oldenburg am Donnerstag berichtet.

Ob einen Zusammenhang zu den Vorgängen in Dortmund und dem Ausscheiden Gertenbachs besteht, ließ ein EWE-Sprecher gegenüber der Nordwest-Zeitung offen und verwies auf das freiwillige Ausscheiden des Geschäftsführers.

Bei stadtenergie soll es - wie berichtet - im Zeitraum 2022/23 zu falschen Kundenabrechnungen und verspäteten Erstattungen gekommen sein, wobei bundesweit bis zu 30.000 Kunden betroffen sein könnten. Die Unregelmäßigkeiten beinhalten unter anderem zu hohe Abschläge und manipulierte Endabrechnungen, was einen Gesamtschaden von 94 Millionen Euro verursacht haben soll.

„Fantasieumsätze“ und „Luftbuchungen“

Dominik Gertenbach, der damals einer der Geschäftsführer von stadtenergie war, wechselte Ende 2023 zur EWE Vertrieb GmbH.

Bei stadtenergie wurden vor wenigen Wochen gravierende Probleme in der Vergangenheit aufgedeckt, darunter „Fantasieumsätze“ und „Luftbuchungen“ in Höhe von 12 Millionen Euro, um die Bilanz des Unternehmens zu verbessern.

Die heutige Noch-DSW21-Chefin Heike Heim hatte Gertenbach in ihrer vorherigen Position als DEW-Chefin an diesen Posten gesetzt. Wie berichtet, muss sie nun bei DSW21 gehen.

stadtenergie, das 2020 gegründet wurde, verzeichnete bedeutende Verluste in den ersten Jahren seines Bestehens. Laut Bundesanzeiger lag der Verlust 2020 bei 1,9 Millionen Euro, 2021 bei 12,2 Millionen und 2022 bei 7,3 Millionen Euro. Nachdem die Unregelmäßigkeiten im Frühjahr 2023 im Rahmen des Jahresabschlusses aufgedeckt wurden, leitete DEW21 Maßnahmen ein, darunter die Freistellung einer Führungskraft und die Beauftragung externer Experten zur Untersuchung des Vorfalls.

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Zurückhaltung bei DEW21

Die EWE und DEW21 halten sich in Bezug auf die Untersuchung und mögliche Verantwortlichkeiten zurück. EWE bestätigt einen direkten Zusammenhang zwischen Gertenbachs Ausscheiden und der „stadtenergie“-Affäre nicht. Auf die Nachfrage der Nordwest-Zeitung, ob die Trennung von Gertenbach in Zusammenhang mit der Affäre bei „stadtenergie“ stehe, antwortete der EWE-Sprecher: „Ich kann Ihnen nur sagen, dass er das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt.“

DEW21 teilte zu den Vorgängen um stadtenergie mit, dass sich im Zuge der Untersuchungen „die Anhaltspunkte für Rechtsverstöße weiter erhärtet“ hätten und man in Kontakt mit der Staatsanwaltschaft sei.