Millionen-Schäden und Skandal Der Abgang der DSW21-Chefin war überfällig

Millionen-Schaden: Der Abgang der DSW21-Chefin war überfällig
Lesezeit
Millionen-Schaden: Der Abgang der DSW21-Chefin war überfällig

Der Vorhang ist gefallen. War die einst hochgelobte Energie-Managerin Heike Heim mit der Energiekrise 2022 schlicht überfordert, wie manche vermuten? Anders lässt sich für Beobachter nicht erklären, warum DEW unter ihrer Ägide in Zeiten der Hochpreisphase offenbar längerfristige Lieferverträge abgeschlossen hat, an denen, wie es heißt, Dortmunds Versorger bis 2025 zu knacken hat.

Gab es damals tatsächlich keine andere Chance, die von OB Westphal stets beschworene „Energiesicherheit“ für Dortmund zu gewährleisten? Oder hätte es vielmehr nicht näher gelegen, sich die Expertise beim DEW-Gesellschafter Westenergie einzuholen, der Beteiligungen an etlichen Stadtwerken hält?

War es wirklich ein Alleingang an den Gremien vorbei, wie das brisante Gutachten der Wirtschaftsprüfer von PwC nahelegt? Hat sie selbst OB Westphal, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender von DEW, über den veränderten Kurs der Energiebeschaffung nicht ins Bild gesetzt?

Zurück bleiben könnte ein bis zu 100 Millionen Euro schwerer Schaden für den heimischen Energieversorger, haben die PwC-Experten ausgerechnet. Und das augerechnet bei jenem Unternehmen, das Dortmunds Wärme- und Energiewende vorantreiben soll, die mit etlichen hundert Mio. Euro zu Buche schlägt.

Keiner hat etwas gewusst?

Nicht weniger dubios die betrügerische Masche beim Pleite-Unternehmen stadtenergie. Jenem „digitalen Schnellboot“, mit dem Heim neue Gas- und Stromkunden an Bord holen wollte. Das Experiment ist grandios in die Hose gegangen; stadtenergie hat nur Verluste erwirtschaftet.

Bis zu 30.000 Kunden sind laut Prüfer mit überhöhten Abschlägen und Rechnungen überzogen worden. Alles, um die Bilanzen von stadtenergie, dem Kind der Chefin, zu schönen und die katastrophalen Ergebnisse zu verschleiern?

Der Vorgang ist durch nichts zu rechtfertigen und sucht seinesgleichen: Eine gerade zehn Mitarbeiter große Klitsche in einem kleinen, biederen Ladenlokal an der Kleppingstraße verursacht eine veritable Krise und einen Schaden von aktuell 74 Millionen Euro? Und auch davon will niemand gewusst haben? Auch die damalige Chefin nicht, die nahezu alles, was ihre Führungskräfte bei DEW machten, kritisch hinterfragte? Man ist nur noch fassungslos.

Zum Thema

Anonymer Briefkasten

Viele Missstände in Behörden, Firmen und Vereinen bleiben unentdeckt, weil sich niemand an die Öffentlichkeit traut. Das wollen wir ändern, mit einem anonymen Briefkasten für Ihre Hinweise. Wir behandeln Ihre Hinweise garantiert vertraulich. Hier geht es zum Anonymen Briefkasten. Hier geht‘s zum Anonymen Briefkasten.

Stellt sich die Haftungsfrage?

OB Westphal und die ihm fast schon in Treue ergebene SPD-Fraktion haben bis zuletzt an Heim festgehalten. Erst kurz vor Toresschluss, wieder mal, kriegte der OB die Kurve und ließ Heim fallen. Besser: Er musste sie fallen lassen.

Zumal sich die mögliche Abwahl bereits abzeichnete – und Westenergie als Mitgesellschafter von DEW massiv Druck gemacht hat. Trotzdem ist das Kapitel noch nicht beendet: Je nachdem, welche Munition insbesondere Westenergie in petto hält, könnte sich für Heim sogar die Haftungsfrage stellen.

Zusätzliche Ironie der Geschichte: Der Schaden beschränkt sich nicht allein auf DEW, sondern auch auf ihren jüngsten Brötchengeber DSW21. Auch den Stadtwerken brechen millionenschwere Einnahmen weg. Sicher, Dortmunds wichtigstes Kommunal-Unternehmen wird dadurch nicht in die Knie gezwungen. Aber das Geld wird eben benötigt – Stichwort Verkehrswende.

Dadurch, dass der OB die DSW21-Vorstandschefin richtigerweise fallen ließ, hat er sich als Aufsichtsratsvorsitzender selbst aus der Schusslinie genommen. Jedenfalls vorläufig. Ob das so bleibt, hängt von den weiteren Untersuchungen ab. Das Drama ist noch nicht vorbei.