Die traurige Nachricht verbreitete sich nicht nur in Gewerkschafter-Kreisen am Freitagmorgen schnell: Die langjährige Dortmunder DGB-Vorsitzende und Geschäftsführerin der DGB-Region Dortmund-Hellweg ist gestorben. Das bestätigte der DGB auf Nachfrage. Sie wurde nur 59 Jahre alt.

In der Dortmunder Politik hat Jutta Reiter seit gut 15 Jahren wichtige Akzente für Arbeitnehmer-Interessen gesetzt. Die gebürtige Mülheimerin studierte Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie an der Gesamthochschule Essen. Die Diplom-Pädagogin arbeitete sie schon von 1992 bis 1997 als Jugendbildungsreferentin beim DGB-Kreis Dortmund. Von 1997 bis 2002 koordinierte sie beim DGB-Bundesvorstand in Düsseldorf als Referatsleiterin die Frauenpolitik. Von 2003 bis Oktober 2009 war Jutta Reiter beim DGB Bezirk NRW in Düsseldorf Leiterin des Referats für grenzüberschreitende Aktivitäten.
Streiterin für andere
Seit Oktober 2009 war Jutta Reiter als Nachfolgerin von Eberhard Weber Vorsitzende der DGB Region Dortmund-Hellweg und erwarb sich seitdem große Anerkennung weit über Gewerkschaftskreise hinaus.
„Jutta Reiter hat sich in Dortmund viele Jahre aktiv für die Interessen der Arbeitnehmer*innen eingesetzt. In Politik und Stadtgesellschaft war sie immer eine ihrer stärksten Stimmen“, erklärte Oberbürgermeister Thomas Westphal.: „Jutta war eine Kämpferin, eine Frau, deren Leben daraus bestand, für andere zu streiten, das Beste für alle zu erreichen. Das Wohl der Menschen, die nicht auf Rosen gebettet leben, das war für Jutta immer das Wichtigste. Dahinter stand alles zurück. Wir haben einen herausragenden Menschen verloren.“
Auch die Spitzen der Industrie- und Handelskammer reagierten betroffen auf den plötzlichen Tod von Jutta Reiter. „Jutta Reiter hat dem DGB in unserer Region eine klare und deutliche Stimme gegeben. In vielen Bereichen – gerade beim Thema Fachkräftesicherung – hat die IHK mit ihr sehr gut und konstruktiv zusammengearbeitet. In ihrer Funktion als Vorsitzende des IHK-Berufsbildungsausschusses hat sie der beruflichen Bildung viele wertvolle Impulse gegeben. Wir wussten ihre sensible und empathische Art und ihre klugen Ratschläge immer sehr zu schätzen. Wir werden Jutta Reiter sehr vermissen“, erklärten IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber.
Engagement gegen Rechtsextremismus
Über den DGB hinaus war Jutta Reiter in vielen Gremien und Institutionen aktiv, engagierte sich etwa im Bildungsbereich etwas als Mitglied im Hochschulrat der Fachhochschule und politisch etwa im Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus, deren Co-Vorsitzende sie seit fast 15 Jahren war. Jutta Reiter organisierte so nicht nur viele Gewerkschaftsdemonstrationen wie etwa zum 1. Mai mit, sondern auch gegen Rechtsextremismus.
„Die Stadt Dortmund verliert eine aufrechte und engagierte Demokratin, die furchtlos den Kampf gegen den Rechtsextremismus und alle Angriffe auf die Menschenwürde geführt hat. Das Zurückdrängen der Nazi-Szene in Dortmund ist auch ihr Verdienst“, stellt der Co-Vorsitzende des Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus, Pfarrer Friedrich Stiller, fest. „Ungezählte Veranstaltungen und Demonstrationen hat sie für und mit dem Arbeitskreis durchgeführt, die alle dem Zweck dienten, das demokratische Dortmund zu stärken. Sie wollte, dass die Mitte der Gesellschaft an dieser Stelle zusammensteht trotz aller weltanschaulichen Differenzen.“

Stiller würdigt zugleich, die menschliche Art, mit der Jutta Reiter ihre Überzeugungen vertreten hat. „Mit Jutta Reiter verlieren wir auch eine liebenswerte und menschlich hochgeschätzte Kollegin und Weggefährtin, die uns mit ihrer freundlichen und zugleich offenen und klaren Art viel gegeben hat“, erklärt Stiller.
Von einem „großen Verlust für Dortmund“ sprach die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann. „Jutta Reiter war eine Verfechterin der Demokratie. Sie hat sich auch nicht gescheut, unbequeme Dinge anzusprechen. Es hat Spaß gemacht, mit ihr zusammenzuarbeiten“, sagte sie.
Kondolenzbuch im Rathaus
Bis zum 7. Februar (Freitag) liegt im Rathaus Dortmund ein Kondolenzbuch aus. Wer Jutta Reiter die letzte Ehre erweisen will, findet das Buch im ersten Obergeschoss des Rathauses (Friedensplatz 1).
Von einem großen Verlust für die ganze Stadt Dortmund sprachen auch die Partei- und Fraktionsspitzen der Grünen in Dortmund. „Mit Jutta Reiter verlieren wir eine unermüdliche Stimme für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, für mehr Mitbestimmung und bessere Teilhabe. In Zeiten von zunehmender sozialer Ungerechtigkeit war sie eine kraftvolle Streiterin für eine solidarische Stadt und Gesellschaft“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Kreisverbandsvorsitzenden Hannah Rosenbaum und Marek Kirschniok sowie der Fraktionssprecher Katrin Lögering und Dr. Christoph Neumann.
Auch die Grünen heben besonders den Einsatz von Jutta Reiter gegen Rechts hervor. „Ein Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit, der ihr besonders am Herzen lag, war der Kampf gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in unserer Stadt – gerade hier fühlen wir uns mit ihr auch über ihren Tod hinaus verbunden“, stellen sie fest. „Vermissen werden wir ihre immer zugewandte und menschenfreundliche Art, die sie auch bei allen politischen Auseinandersetzungen auszeichnete.“