Diese Innenstadt-Geschäfte verließen 2024 Schwerte Von Bäcker Becker bis zur Adler Apotheke

Von Adler-Apotheke bis Bäcker Becker: Diese Geschäfte schlossen 2024
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Die quadratischen Schilder mit dem blau-gelben Firmenemblem waren am Freitag (27.12.) schon von der Fassade abgeschraubt. Der Non-Food-Discounter-Riese Tedi begann mit dem für das Jahresende angekündigten Rückzug aus dem City-Center. Hinter den zugezogenen Vorhängen am Eingangsbereich vernahm man ein eifriges Klappern. Ein großes Mitarbeiterteam war damit beschäftigt, restliche Ware aus den Regalen auszuräumen.

Die Adler-Apotheke in Schwerte kündigte ihre Schlließung an.
Nach über 250 Jahren schloss zum 31. März überraschend die Adler-Apotheke am Cavaplatz. © Reinhard Schmitz (A)

Zwei Filialen waren zu viel

Hintergrund für den Schritt war die Eröffnung einer zweiten Tedi-Filiale im Erdgeschoss des Arbeitsamts-Gebäudes am Cavaplatz vor anderthalb Jahren. Dieser Standort in der Fußgängerzone habe sich nach der Betrachtung der Zahlen als besser für die Kundschaft erwiesen, hieß es aus der Unternehmenszentrale. Beide lagen ohnehin nur wenige Hundert Meter Fußweg voneinander entfernt.

Der herbe Verlust für das City-Center, dem als einziger Ankermieter nunmehr nur das Kaufhaus Woolworth im Untergeschoss geblieben ist, setzte den Schlusspunkt unter ein Jahr 2024, das den Schwerter Einkaufsstraßen wieder etliche Angebote genommen hat. Es begann mit einem Paukenschlag, als die traditionsreiche Adler-Apotheke am Cavaplatz überraschend ihre Schließung zum 31. März ankündigte. Die älteste Apotheke der Stadt hatte seit ihrer Gründung im Jahre 1751 die Bürger mit Arzneien versorgt. Zuletzt habe sie in den beiden Jahren zuvor aber Verluste geschrieben, begründete der Inhaber, der die Mitarbeiterinnen in die ebenfalls von ihm betriebene Neue Apotheke am Postplatz übernehmen wollte.

Die Boutique Contrast in Schwerte schloss Ende Juni 2024.
Ulrike Hitzegrad hat ihre Boutique Contrast an der Hüsingstraße Ende Juni 2024 für immer geschlossen. © Reinhard Schmitz

Abschied nehmen hieß es Ende Juni dann auch von der alteingesessenen Boutique Contrast am Eingang der Hüsingstraße. Fast 20 Jahre lang hatte Ulrike Hitzegrad dort mit ihrem Team modische Textilien bekannter Marken angeboten, bevor sie aus familiären Gründen einen Schlussstrich zog. Keines ihrer drei Kinder habe Interesse für die Weiterführung des Geschäfts gezeigt. Dazu kam ein nahezu unschlagbares Angebot: Christian Hosbach wollte mit seinem bekannten Globus Reisebüro als neuer Mieter in die Räumlichkeiten einziehen. Nach aufwendigem Umbau eröffnete er dort schon wenige Monate später sein „Reisebüro der Zukunft“ auf zwei Etagen.

Nicht viel mehr als ein paar leere Wandregale und ein beleuchtetes Bäumchen sind in dem Ladenlokal von Foto Jochheim an der Friedensstraße 40 geblieben.
Nicht viel mehr als ein paar leere Wandregale und ein beleuchtetes Bäumchen sind in dem Ladenlokal von Foto Jochheim an der Friedensstraße 40 geblieben. © Reinhard Schmitz

Ebenfalls im Sommer verschwand mit Foto Jochheim an der Friedensstraße still und leise das letzte Foto-Fachgeschäft aus der Ruhrstadt, da die Inhaberin - wie Nachbarn berichteten - den Ruhestand erreicht habe. Die Eröffnung der Filiale hatte in den 1980er-Jahren die Branche aufgewirbelt, da man dank eines eigenen Labors die Filme mit den Urlaubsbildern nach dem Slogan „Morgens gebracht, abends gemacht“ superschnell in den Händen halten konnte. Doch der Siegeszug der digitalen Kameras und Handyfotos veränderte das Geschäft grundlegend. Was blieb, waren zuletzt wohl vor allem Passbilder.

Die Bäckerei Becker an der Bahnhofstraße ist geschlossen.
Nach wirtschaftlichen Turbulenzen schloss am 7. August die alteingesessene Bäckerei Becker für immer. © Reinhard Schmitz (A)

Ein handgeschriebener Aushang im Schaufenster an der Bahnhofstraße schreckte am 7. August die Kunden von Bäcker Becker auf. „Wegen Betriebsauflösung ab sofort dauerhaft geschlossen“, war dort zu lesen. Schon zuvor war im Mai bekannt geworden, dass das Handwerksunternehmen in wirtschaftliche Turbulenzen geraten war und die Inhaberin einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht Hagen gestellt hatte. Massiv gestiegene Kosten für Energie und Rohstoffe hatten dem seit 1983 bestehenden Familienbetrieb zugesetzt, der regelmäßig bei Brot- und Stollenprüfungen seine Qualität unter Beweis gestellt hatte. Selbst ein zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannter Sanierungsexperte konnte ihn schließlich nicht mehr retten. Lediglich die Filiale am Holzener Weg wurde bereits ab August von der Bäckereikette Niehaves weitergeführt.

Andrea Otto steht in ihrem Geschäft Retour-Moden in Schwerte.
Ein reichhaltiges Angebot von Damen-, Herren- und Kinderkleidung samt Accessoires hielt Andrea Otto bei Retour-Moden an der Ostenstraße bereit. Am 21. September schloss sie ihr Geschäft. © Reinhard Schmitz (A)

Mit dem Second-Hand-Shop Retour Moden verlor die Innenstadt am 21. September ein weiteres Traditionsgeschäft. Nach 13 Jahren schloss Andrea Otto ihren Laden, der vor einigen Jahren vom Bahnhof an die Ostenstraße 3 umgezogen war. Angesichts des wachsenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit, lag er mit seinem Angebot zwar voll im Trend. Aber die Inhaberin wollte mit 53 Jahren noch einmal beruflich etwas Neues starten und mit ihrem Lebensgefährten eine Event-Agentur aufbauen. In dem Ladenlokal hat inzwischen das Parteibüro der SPD eröffnet.

Die historische Hauptpost in Schwerte steht leer.
Nach der Deutschen Post verließ am 20. November auch die Postbank die historische Hauptpost am Postplatz. © Reinhard Schmitz (A)

Einen Leerstand gibt es an dieser Stelle - genauso wie im ehemaligen Contrast-Laden - also nicht. Dunkel dagegen ist die riesige Fläche im historischen Postamt am Postplatz, nachdem am 20. November auch die Postbank dort ihre Filiale geschlossen hat. Bereits seit dem 4. Juni waren an den Schaltern keine Briefmarken und andere Leistungen der Deutschen Post und DHL mehr angeboten worden. Für diese wurde allerdings vorher eine neue Möglichkeit im Lotto-Tabak-Zeitschriften-Geschäft von Klaus und Christiane Schauerte an der Mährstraße eröffnet.

Das Dessousgeschäft Blickfang in Schwerte wird geschlossen.
Ein paar Damenschenkel aus Plastik vor leeren Regalen - viel mehr war am Freitag (27.12.) durch die Glastür des Dessousgeschäfts Blickfang an der Bahnhofstraße nicht mehr zu erkennen, dass seine Schließung angekündigt hatte. © Reinhard Schmitz

Zum Jahresende mussten die Schwerter schließlich auch noch auf das Dessousgeschäft Blickfang verzichten. Inhaberin Beatrix Recker fasste den Entschluss, weil ihr gesamtes Team das Rentenalter erreicht hatte. Zehn Jahre lang hatte sie den Fachhandel betrieben - erst an der Hagener Straße und seit 2016 an der Bahnhofstraße. Der Räumungsverkauf startete schon im Sommer. Am Freitag (27.12.) war beim Blick durch die Glastür kaum mehr als ein paar Damenschenkel aus Plastik vor leeren Regalen zu erkennen.