Der Kussmund vom Aida-Bug wird aus den Schaufenstern alle anlachen, die vom Postplatz in die Fußgängerzone bummeln. Daneben locken Videos, von innen auf die Scheiben projiziert, zu den Traumzielen dieser Erde.
Zum „Reisebüro der Zukunft“ will Christian Hosbach die Räume der Boutique „Contrast“ in Schwerte gestalten, die sich in diesen Tagen mit einem Total-Räumungsverkauf aus der Stadt verabschiedet. Sobald dieser beendet ist, kann nahtlos der große Umbau für das „Globus Reisebüro“ beginnen.
Den Vermieter aktiv angerufen
Von der Rathausstraße zieht Christian Hosbach dann mit seinem TUI Reise Center ins Herz der City, in das markante Gründerzeitgebäude, das den Eingang zur Hüsingstraße prägt.
Schon lange – so verrät der Touristikfachwirt, Betriebswirt und Reiseverkehrskaufmann – habe er ein Auge auf die Verkaufsräume geworfen, an denen er praktisch jeden Tag vorbeilaufe. Irgendwann fasste er sich ein Herz und rief den Eigentümer Andreas Hitzegrad einfach aktiv an. Ein Glücksgriff, denn der dachte gerade über eine Neuvermietung nach: „Es hat super gepasst.“

Nach 30 Jahren verlässt Christian Hosbach mit seinem „Globus Reisebüro“, das einst von seinem Vater gegründet worden war, die Rathausstraße. „Die Straße ist mittlerweile tot. Es ist nicht mehr wie früher.“ Unter anderem habe sich seit der Schließung der Großbank-Filialen in der Nachbarschaft die Laufkundschaft auf den Bürgersteigen stark verringert. Jetzt sei auch noch die Post aus der Nachbarschaft verschwunden.
„Wohnzimmer-Charakter“
Am neuen Standort vergrößert sich das „Globus Reisebüro“ von bislang 97 auf 170 Quadratmeter. Beim Blick auf die Pläne schwärmt Christian Hosbach schon von dem „Wohnzimmer-Charakter“, den er seinen Kundinnen und Kunden für eine noch bessere Beratung bieten werde.
Denn mittlerweile gebe es wieder den Trend, bei der Suche nach dem perfekten Urlaub auf die Unterstützung von Profis zu bauen. Gemeinsam könne auf Flachbildschirmen hin- und her gewischt werden, bis der Reiseplan allen Wünschen entspreche.
„Die meisten Leute haben sich schon vorinformiert, zu 90 Prozent über das Internet“, sagt der Globus-Geschäftsführer. Über QR-Codes in seinem Schaufenster könnten sich Kunden beispielsweise jederzeit schon einmal per Abscannen mit dem Handy auf eine entsprechende Seite führen lassen: „Wir kombinieren mit künstlicher Intelligenz.“
Fragen wie Reisetermin, Ziel, Personenzahl oder Höhe des Budgets könnten so – wenn gewünscht – vorab in aller Ruhe zu Hause abgeklopft werden. Beim anschließenden Besuch hätte der Berater dann schon passende Angebote herausgesucht.
Sechs Wochen Umbauphase
Bis ins Detail geplant hat Christian Hosbach auch schon den Umbau seiner neuen Räume. „Das soll ein Hingucker werden“, sagt er. Etwa Mitte Juli hofft er, mit den Arbeiten beginnen zu können, für die noch einmal ungefähr sechs Wochen einkalkuliert sind.
Alles sei vorbereitet, um diesen Zeitrahmen einhalten zu können: „Die Handwerker stehen alle in den Startlöchern.“ Bei der Maßnahme soll auch die bislang rote Farbgebung vom unteren Teil der historischen Fassade verschwinden, damit diese dem restlichen Erscheinungsbild des stadtprägenden Wohn- und Geschäftshauses angepasst werden könne.
„Das wird eine Stärkung für das Zentrum“, ist der Reisebüro-Chef überzeugt. Die Maßnahme zeuge auch vom Selbstbewusstsein seiner Branche, die nach gestiegener Online-Konkurrenz während der Corona-Pandemie wieder Aufwind verspüre.
Für diejenigen, die diese Zeit mit ihren Schließungen überstanden haben, ist Experten zufolge das Stück vom Kuchen größer geworden. „Ich habe in meinem Leben für über 30 Millionen Euro Reisen verkauft“, verrät Christian Hosbach auf Nachfrage: „Pro Jahr eine Million, das ist ein ordentliches Brett. Die Erfahrung kann einem kein Internet wegnehmen.“