Ein paar vergessene Regalbretter an der Wand. In der Leere davor hat irgendjemand einen kleinen Lichterbaum platziert, damit das Ladenlokal nicht ganz so verlassen wirkt.
Still und leise ist an der Friedensstraße in Schwerte eine Ära zu Ende gegangen. Mit Foto Jochheim hat das letzte Foto-Fachgeschäft die Ruhrstadt verlassen. Die Werbeschriften sind von der roten Fassade abgeschraubt.
Seit 40 Jahren in Schwerte
Bereits irgendwann im Sommer 2024, so ist in der Nachbarschaft zu erfahren, habe die Inhaberin das Geschäft geschlossen, um sich in den wohlverdienten Ruhestand zu begeben. Damit reihte das Geschäft sich ein in die Streichliste anderer Fotohändler, die einst die Fußgängerzone belebten – von Foto Rienhöfer über Hobby Foto und Foto Conradi bis hin zum Fotostudio Dunke.

Foto Jochheim hatte nach mehrmaligem Standortwechsel zuletzt in dem kleinen, aber doch noch recht zentral gelegenen Ladenlokal am Rande der Innenstadt sein Refugium gefunden. Nur noch Erinnerung war der Trubel nach der Eröffnung der Schwerter Filiale an der Ecke zur Hüsingstraße in den 1980er-Jahren.
In langer Schlange drängelten sich die Kundinnen und Kunden vor allem am Ende der Urlaubszeit jeden Nachmittag vor der Theke, um ihre frisch entwickelten Fotos abzuholen. Die Spannung und die Vorfreude auf die Wundertüten aus dem Labor waren groß. Denn keiner wusste, ob die exakt 36 Bilder auf den Farbfilmen gelungen waren. Direkt begutachten wie auf dem Handy konnte man sie in den Blechspulen vorher nicht.

„Morgens gebracht, abends gemacht“, lautete der geflügelte Slogan, mit dem Foto Jochheim damals das Geschäft in der Ruhrstadt revolutionierte. Das Unternehmen warb mit einem hauseigenen Labor im Märkischen Kreis, zu dem die Filmtüten mit einem Kurier transportiert wurden. Ankreuzen musste man, in welchem Papierformat die Bilder vergrößert werden sollten. Viele wählten das billige 9 mal 13 Zentimeter, für besonders schöne Motive vielleicht auch die „Postkartengröße“ 10 mal 15 oder das Großformat 13 mal 18.
Bald Passfotos im Rathaus
Doch Bilder in Fotoalben einzukleben, geriet mit dem Siegeszug der digitalen Kameras und schließlich der Handyfotos mehr und mehr in Vergessenheit und veränderte die ganze Branche. Hans Peter Dunke berichtete vor seinem Wegzug nach Mallorca einmal, dass er in den letzten Jahren die Hälfte seines Umsatzes mit Passbildern gemacht habe. Für die war auch Foto Jochheim bis vor wenigen Monaten noch eine erste Adresse in der Stadt. In die Marktlücke gesprungen sind mittlerweile ein Drogeriemarkt und ein Kiosk am Postplatz.
Für die Beantragung eines neuen Ausweises im Rathaus ist der Gang zu einem Fotografen aber bald gar nicht mehr nötig. „Ab dem 1. Mai gibt es die Möglichkeit für Passfotos im Bürgerservice“, verriet Stadt-Pressesprecher Ingo Rous am Donnerstag (19.12.) auf Nachfrage.