Wie die Kellys die Westfalenhalle rocken
Comeback-Tour „We got love“ in Dortmund
Wenn schon beim dritten Song die Stimmung tobt wie bei den Zugaben, dann rockt die Kelly Family der Westfalenhalle 1. Am Freitagabend feierten 10.000 Fans die Fortsetzung der Comeback-Tour „We got love“. Immer wieder ist Dortmund das Thema.

Die Kelly Family wurde bei ihrem Auftritt in der Westfalenhalle von 10.000 Fans gefeiert. © BARZ fotografie service | Rüdiger Barz
Punkt 19.30 Uhr betreten sechs der Kellys die Bühne, sofort jubelt und tobt die Halle. „Wunderkerzen spiegeln sich in Zahnspangen, Teddybären fliegen durch die Luft“ schrieb der Autor dieser Zeilen vor über 20 Jahren, als junger Reporter, bei einem seiner ersten Kellykonzerte.
Statt Wunderkerzen leuchten nun Handyspots und Glimmstängel, und aus den Spangenträgerinnen von einst sind gestandene Frauen geworden. Ein Familienfest ist es geblieben. Die Zwillingsschwestern Daniela und Sandra Oelke (44) aus Körne sind mit ihrer Mutter Christel (75) da. „Vor den Hallen haben wir damals nicht übernachtet, aber trotzdem aus der Bravo alles ausgeschnitten“, erinnert sich Daniela schmunzelnd.
Große Bandbreite
Jetzt sitzt das Damen-Trio in Block 204, während unten Jimmy Kelly mit „I can’t stop the love“ das Konzert eröffnet. Bei jedem der folgenden Titel rückt immer ein Kelly in den Vordergrund. Die große Bandbreite dieser musikalischen Familie, die Hardrockiges wie „Why why why“ mit Joey an der Gitarre ebenso drauf hat wie sanften Pop und temperamentvollen Folkrock, wird dabei beeindruckend vorgeführt.
Und ebenso, wie sich alle in den vergangenen 20 Jahren im Rahmen ihrer Soloprojekte musikalisch weiterentwickelt haben.
Da ist die hellblonde Patricia, nicht mehr im hippigen Patchwork-Look, sondern im eleganten Schottenrock mit dezenten Karos, die den Song „First Time“ ungemein kraftvoll und doch so zart singt, dass einigen gleich die Tränen in den Augen stehen. Die Oelke-Damen haken sich unter, singen mit… „Open your heart, give it to me…“
Kathy im roten Samtkleid
Es ist erst der dritte Titel des Konzerts, doch die Emotionen wallen schon wie bei der Zugabe. Es folgen Johnny und Angelo, das jüngste der Geschwister und inzwischen auch schon 36, schließlich Kathy im roten Samtkleid, die sich mit „Come back to me my love“ nun direkt in die Herzen des Publikums singt. Gänsehaut. Der Gastauftritt von Paul Kelly, der das Traditional „The bonny banks“ im Schottenrock auf der Drehleiter intoniert, das sehnsüchtig erwartete „An Angel“ als gemeinsames Erinnerungsspektakel von Fans und Familie – der zweieinhalbstündige Streifzug durch fast 40 Jahre Bandgeschichte vergeht wie im Flug.
Immer wieder beziehen die Kellys Dortmund in ihre Moderationen ein. Man nimmt ihnen ab, dass ihnen bewusst ist, dass sie hier ihre wichtigsten Konzerte gefeiert haben. Ganz zum Schluss gibt’s nochmal ordentlich auf die Tränendrüse, der neue Titel „Brothers and Sisters“ ist die zart schmelzende Hommage der Band an die eigene Familie im glühend-glimmenden Lichtermeer der Halle 1.