NRW-Vergleich: So arm sind die Dortmunder

Platz 367 von 396

1476 Euro. So viel Geld hat ein Dortmunder im Schnitt monatlich zur Verfügung. Das ist nicht viel - vor allem wenn man bedenkt, dass Miete, Auto und Lebensmittel noch abgezogen werden müssen. Mit diesem Wert liegt Dortmund am unteren Ende im NRW-Vergleich. Hier sehen Sie, welche Bürger mehr und welche weniger Geld zur Verfügung haben.

DORTMUND

, 29.11.2015, 01:45 Uhr / Lesedauer: 2 min
Dortmunder gehören zu den ärmsten Bürgern NRWs. Auf dem Westenhellweg sitzen täglich viele Bettler und bitten um kleine Spenden.

Dortmunder gehören zu den ärmsten Bürgern NRWs. Auf dem Westenhellweg sitzen täglich viele Bettler und bitten um kleine Spenden.

Das verfügbare durchschnittliche Einkommen in Dortmund ist zwischen 2012 und 2013 um 1,1 Prozent auf 17.714 Euro gestiegen. Mit dieser Summe liegt Dortmund in NRW auf Platz 367 – bei insgesamt 396 Städten und Gemeinden. 2012 noch lag die Stadt auf Platz 364, im Jahr 2004 auf Platz 313.

Trotz dieser aktuellen Zahlen von IT NRW – dem Statistischen Landesamt – will die Stadt nicht von einer Abwärtsspirale sprechen. So sei das verfügbare Einkommen keine „echte kommunale Primärzahl“, die man mit der pauschalen Beschreibung der Lebenslage einer Stadt verbinden könne. So habe Dortmund ein niedriges Mietniveau und recht günstige Lebenshaltungskosten.

Verfügbares Einkommen
Teil des persönlichen Einkommens, der tatsächlich durch den Verbraucher ausgegeben werden kann. Hiermit ist das persönliche Einkommen abzüglich Steuern und Abgaben gemeint.
- Wirtschaftslexikon24.com

 

Auch weist die Stadt auf Anfrage auf den Umstand hin, dass alle NRW-Großstädte im Gemeinderanking verloren haben, was auch der Tatsache geschuldet sei, „dass die Großstädte bevorzugtes Ziel junger und damit in der Regel nicht sehr einkommensstarker Gruppen sind“. Ein Problem stellt aus Sicht der Stadt die „niedrigste Industrialisierungsquote aller großen Städte“ dar.

Dadurch falle es besonders schwer, Arbeitsplätze für Niedrigqualifizierte zu generieren. Auch deshalb verfügen vergleichsweise viele Haushalte über ein Einkommen, das zwar über der Hartz-IV-Schwelle, aber unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Dringend notwendig sei ein flächendeckender ausreichend hoher Mindestlohn und damit die Existenz sichernde Arbeitsplätze, „um die Lebenslage vieler Menschen nachhaltig zu ändern“.

Laut Gunther Niermann, Geschäftsführer des Paritätischen in Dortmund, erkennt der Wohlfahrtsverband durchaus eine sich verschärfende Armutsproblematik in der Stadt: „Immer mehr Menschen sind abgeschnitten von Aktivitäten. Da dann auf niedrige Mieten und Lebenshaltungskosten zu verweisen, ist der falsche Reflex.“ Gleichwohl räumt auch Niermann ein: „Die Stadt stemmt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ordentlich dagegen.“

Doch seien manche Rahmenbedingungen der „Ignoranz der Bundesregierung“ geschuldet, etwa die Mittelkürzungen für Arbeitsmaßnahmen beim Jobcenter durch den Bund. Ein Argument, das auch die Stadt Dortmund ins Feld führt.

Dortmund muss soziale Probleme besser bewältigen können

Auch der aus Dortmund stammende Armutsforscher Prof. Dr. Christoph Butterwegge hält den Mindestlohn für einen richtigen Weg im Kampf gegen die Armut: „Er reicht zwar in der Höhe nicht aus und kennt zu viele Ausnahmen, könnte aber die prekärsten Arbeits- und Lebensverhältnisse etwas lindern helfen.“ Der wachsende Niedriglohnsektor sei nämlich neben der hohen Arbeitslosigkeit gerade auch in Dortmund ein Haupteinfallstor für Erwerbs- und spätere Altersarmut.

Instrumente, um dem entgegenzuwirken, seien, so der Forscher, eine aktive Beschäftigungspolitik, eine großzügigere Sozialpolitik, eine konsequentere Integrations- beziehungsweise Inklusionspolitik, eine soziale Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik und eine Steuerpolitik, die Kommunen wie Dortmund in die Lage versetzt, ihre sozialen Probleme besser zu bewältigen.

Das höchste verfügbare Einkommen hat in NRW rechnerisch Attendorn mit 41.627 Euro, das niedrigste Selfkant im Kreis Heinsberg (15.668 Euro). Der Durchschnittswert in NRW lag 2013 bei 20.571 Euro.

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