NRW-Minister Pinkwart will Strategiewechsel statt Lockdown

Live-Talk

Mit jedem Tag im Lockdown verschärft sich die Krise im Handel. Wie können wir unsere Geschäfte noch retten? Darauf gab NRW-Minister Andreas Pinkwart in unserem Live-Talk eine klare Antwort.

Dortmund

, 23.02.2021, 21:40 Uhr / Lesedauer: 2 min
Per Live-Stream war die digitale Talk-Runde der Redaktion im Netz zu verfolgen. Zuschauer konnten per Chat ihre Fragen zum anhaltenden Lockdown für den Einzelhandel stellen - unter anderem an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart.

Per Live-Stream war die digitale Talk-Runde der Redaktion im Netz zu verfolgen. Zuschauer konnten per Chat ihre Fragen zum anhaltenden Lockdown und der Not im Einzelhandel stellen - unter anderem an NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. © Schaper

Seit Monaten geschlossene Läden und verzweifelte Einzelhändler: Im Live-Talk unserer Redaktion formulierte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart am Dienstagabend vorsichtig so etwas wie eine Öffnungsperspektive.

„Wir müssen einen Einstieg in die Öffnung finden - und dabei reden wir über März“, sagte Pinkwart und stellte die von der Bund-Länder-Konferenz für ein Ende des Lockdowns vorgegebene 35er-Inzidenz als Zielmarke infrage. Er will andere Voraussetzungen für eine Lockerung schaffen.

„Wir dürfen nicht nur auf die Inzidenzwerte gucken“, sagte er und verwies darauf, dass es für den Infektionsschutz etliche Möglichkeiten gebe, eine Öffnung der Geschäfte zu flankieren. Etwa durch FFP2-Masken, durch flächendeckende Schnelltests und die voranschreitende Impfung. „Auch die Gesundheitsämter arbeiten nicht mehr mit Faxgeräten, sondern nutzen inzwischen technologische Möglichkeiten zur Kontaktnachverfolgung. Wir haben eine völlig andere Situation und brauchen einen Strategiewechsel“, so der Minister.

Pinkwart: „Müssen lernen, mit der Pandemie umzugehen“

Pinkwart schlug auch vor, für einen vorsichtigen Anfang darüber nachzudenken, dass Kundinnen und Kunden nur mit Termin in ein Geschäft kommen dürfen. Und in der Gastronomie könne man vielleicht mit der Außengastronomie starten.

Aus dem Studio in Dortmund heraus moderierte Redakteur Ulrich Breulmann die digitale Talk-Runde „Wir müssen reden über ...“ Am Dienstagabend ging es um die zunehmende Existenznot im Einzelhandel.

Aus dem Studio heraus moderierte Redakteur Ulrich Breulmann die digitale Talk-Runde „Wir müssen reden über ...“. Am Dienstagabend ging es um die zunehmende Existenznot im Einzelhandel. © Schaper

„Oder“, sagte Pinkwart, „man kann die Öffnung im Handel auch damit flankieren, dass Verkäuferinnen und Verkäufer sich zwei Mal in der Woche testen lassen. Dieses und anderes mehr kann ich mir vorstellen. Wir müssen einfach lernen, mit der Pandemie umzugehen. Bisher haben wir gedacht: ein Lockdown wird reichen. Aber, das reicht nicht.“

Der NRW-Wirtschaftsminister diskutierte in dem gut einstündigen, digitalen Live-Talk unter anderem mit der Unternehmerin Irmgard Untiedt-Sawall, die 1968 das Modehaus Sawall in Dortmund gründete und als erste „Mode für Mollige“ anbot. „Die Reserven sind langsam aufgebraucht. So eine Krise habe ich in 53 Jahren nicht erlebt. Wir müssen am 8. März öffnen, damit wir nach dem weggefallenen Weihnachtsgeschäft jetzt wenigstens das Ostergeschäft haben“, sagte Untiedt-Sawall.

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Die engagierte Firmenchefin äußerte ihr Unverständnis darüber, „dass ein Friseur über meinem Kopf arbeiten darf, aber ich darf in meinem Geschäft auf Abstand keine einzelne Kundin beraten.“ Sie unterstrich: „Wir haben überhaupt kein Problem, Abstand zu halten.“

Im Lebensmittelhandel keine auffälligen Infektionszahlen

Thomas Schäfer, Geschäftsführer des Handelsverbands Westfalen-Münsterland, untermauerte das. Es gebe doch im Lebensmittelhandel trotz hoher Frequenz keine auffälligen Infektionszahlen. Deshalb gelte es, den Handel jetzt schnell zu öffnen.

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„Einzelhandel und auch Gastronomie und Kultur müssen öffnen dürfen, um Stadtleben wieder zu gewährleisten. Wir wollen doch lebendige Innenstädte haben“, sagte Schäfer. Gerade kleine Unternehmen könnten nicht mehr lange durchhalten. „Ich habe keine Zahlen, aber ich fürchte, von 10 bis 20 Prozent der Geschäfte werden wir uns verabschieden müssen.“

Der häufig auftauchende Vorwurf, dass gerade der textile Einzelhandel die Entwicklung hin zum Online-Handel verschlafen habe und deshalb jetzt in der Corona-Krise so sehr jammere, ließ Betriebswirtin und Shopping-Queen Petra Stork-Funke nicht gelten: „Ich brauche keine Mode im Netz. Ich freue mich doch auf den Besuch in meinem Modegeschäft und darauf, dass dort die Verkäuferin sofort sagt ‚Ich hab hier was Schönes für Sie‘. Das schafft Amazon nicht.“

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„Manchmal muss ja an einem Kleid auch etwas geändert werden. Und die Kundinnen möchten auch quatschen - und wir auch“, ergänzte Irmgard Untiedt-Sawall und wiederholte ihre Forderung: „Wir müssen am 8. März öffnen.“

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