
© Peter Wulle
P&C bleibt auf Winterkleidung sitzen und fürchtet verlängerten Lockdown
Westenhellweg
Der Lockdown dauert bald acht Wochen. Die Zwangsschließung bringt für einen Textilhändler wie P&C große Probleme. Muss bei einer Verlängerung des Lockdowns die Winterware vernichtet werden?
Für den Textilhändler Peek & Cloppenburg ist die Corona-Krise „die größte Herausforderung in der 120-jährigen Unternehmensgeschichte seit dem zweiten Weltkrieg“. So sagt es die Chefetage der Peek & Cloppenburg KG in Düsseldorf.
P&C ist mit seinem großen Warenhaus am Westenhellweg seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Dortmunder City. Würde das Unternehmen die Krise nicht überstehen, wäre es ein herber Verlust für den Einzelhandelsstandort Dortmund. Wir haben also angefragt, wie die Lage aktuell ist und wie man auf eine weitere Verlängerung des Lockdowns über den 14. Februar hinaus reagieren würde.
Zurzeit sind knapp 80 Prozent aller P&C-Verkaufshäuser in Europa geschlossen. „Die schweren Umsatzverluste des vergangenen Jahres setzen sich mit der anhaltenden Schließung der Verkaufshäuser fort“, heißt es in einer Antwort, die uns das Unternehmen schriftlich zukommen ließ.
P&C setzt auf baldige Öffnung der Kaufhäuser
Im Jahr 2020 hat P&C rund ein Drittel weniger Umsatz machen können. „Die mangelnde Planbarkeit“, so wird ausgeführt, „erschwert uns den Umgang mit dieser ohnehin für uns alle neuen Situation.“
Schon die Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar war „ein weiterer Schlag“. Man setzt jetzt stark darauf, dass es eine nochmalige Verlängerung nicht geben wird, wenn die Ministerpräsidenten am Mittwoch, 10. Februar, erneut mit der Bundeskanzlerin zusammenkommen.
„Wir warten auf die Wiedereröffnung unserer Häuser – und darauf“, so schreibt die Unternehmensführung, „hoffentlich bald wieder für unsere Kunden persönlich da sein zu können. Sollte der Shutdown weiterhin verlängert werden, setzt Peek & Cloppenburg auf staatliche Unterstützungen für die gesamte Branche, die über das Kurzarbeitergeld hinausgehen.“
Betont wird, welche hohe Bedeutung die Winterware für ein Geschäftsjahr hat. Im letzten Quartal eines Jahres mache P&C üblicherweise rund ein Drittel seines Umsatzes, den größten Teil davon im Weihnachtsgeschäft. Aber auch die Tage zum Jahresanfang seien wichtige Verkaufstage, an denen Peek & Cloppenburg seinen Kunden Rabattaktionen biete und seine Winterware abverkaufe.
P&C will keine Winterware vernichten
Winterjacken und Strickkollektionen werden später im Jahr nicht mehr stark nachgefragt. Durch den Lockdown liegt also jetzt hochpreisige Ware mit einer guten Marge in hohen Stückzahlen auf den Verkaufsflächen.
Der Warenüberhang ist ein Problem, P&C nutzt verschiedene Möglichkeiten, um diese Herausforderung zu meistern: „Anlassbezogene, zeitlose und weniger kurzlebigen Trends unterworfene Mode wird der Multimarkenhändler in Teilen zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen, wenn das gesellschaftliche Leben sich wieder mehr der Normalität annähert. Zudem ist P&C darauf angewiesen, erneut Lieferantenverhandlungen bezüglich Retouren, Stornierungen und Lieferterminverschiebungen zu führen.“
Dem Unternehmen, so heißt es, liege viel daran, mit den Lieferanten partnerschaftliche und für beide Seiten händelbare Lösungen zu finden. Sobald die Verkaufshäuser wieder geöffnet werden dürfen, will P&C den Kunden attraktive Aktionen bieten. Und nicht zuletzt werden Teile der Ware kontinuierlich in den Onlineshop überführt. Es wird festgestellt: „Eine Vernichtung von Ware ist nicht vorgesehen.“
P&C glaubt nicht an „Sterben der Innenstädte“
Trotz aller Schwierigkeiten glaubt man bei P&C an die Bedeutung des stationären Handels und an die Innenstädte als sozialen Mittelpunkt der Gesellschaft. Das „Sterben der Innenstädte“ werde nicht erst seit Corona vorhergesagt. „Wir glauben nach der Wiedereröffnung ist es wichtiger denn je, dass Wirtschaft und Politik gemeinsam Konzepte zur Belebung der Innenstädte entwickeln und umsetzen“, heißt es in dem Antwortschreiben.
Es gelte, die Cities zu einem Ort zu machen, „der den Menschen Freude macht, an dem sie sich gerne mit anderen treffen und an dem sie gerne Zeit verbringen – beim Shoppen, im Café, im Kino oder im Theater. Zukunftsfähige Innenstädte müssen den Menschen ein Einkaufserlebnis durch eine Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Unterhaltung bieten. Rahmenbedingungen wie beispielsweise eine gute Bahnanbindung, Parkmöglichkeiten, angemessene Mieten und gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Betreiber der Geschäfte bilden dafür die Grundlage.“
Bisher seien keine corona-bedingten Schließungen von Verkaufshäusern geplant, wird erklärt. P&C bleibt also weiter am Westenhellweg. Und nicht nur das: „Wir werden weiter expandieren und wollen in diesem Jahr neue Verkaufshäuser in Deutschland und Osteuropa eröffnen“, sagt die Geschäftsführung.
1869 von zwei Kaufleuten gegründet
- In Deutschland gibt es zwei rechtlich und wirtschaftlich unabhängige Unternehmen Peek & Cloppenburg mit ihren Hauptsitzen in Düsseldorf und Hamburg. Das Warenhaus am Westenhellweg gehört zur Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf.
- Peek & Cloppenburg mit Sitz in Düsseldorf ist eine 1901 gegründete Textil-Einzelhandels-Kette in Familienbesitz.
- Das ursprüngliche Unternehmen wurde 1869 von den Kaufleuten Johann Theodor Peek und Heinrich Anton Cloppenburg als niederländisches Textilgeschäft in Rotterdam gegründet.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
