Bilderstreit um Konzerthaus-Gründungsintendant

Porträt für Ulrich A. Vogt?

Ulrich Andreas Vogt war 2005 Knall auf Fall von seinen Aufgaben als Intendant des Konzerthauses Dortmund entbunden worden. Ein Kreis von Förderern und Sponsoren möchte den 65-Jährigen nun nachträglich für sein kulturelles Engagement würdigen: mit einem Porträt im Konzerthaus. Aber das findet längst nicht jeder gut.

DORTMUND

, 19.09.2017, 04:10 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ulrich A. Vogt im Konzerthaus eine Woche, bevor das Haus im Jahr 2002 eröffnet wurde.

Ulrich A. Vogt im Konzerthaus eine Woche, bevor das Haus im Jahr 2002 eröffnet wurde.

Seit 2016 wird in kleinem Kreis verhandelt. Manfred Sauer, Vize-Aufsichtsvorsitzender der Konzerthaus GmbH, hatte vorgeschlagen, das kulturelle Engagement von Ex-Intendant Ulrich Andreas Vogt mit dessen Portrait zu würdigen. Als „geistiger Urheber der Philharmonie“ habe sich Vogt nachdrücklich für den Bau des Konzerthauses und für die kulturellen Belange Dortmunds engagiert.

Maßgabe sei, „dass kein finanzieller Aufwand entsteht, weder für das Konzerthaus noch für die Stadt“, so Sauer. Eine Sicht, die Joachim Pohlmann, kulturpolitischer Sprecher der CDU, unterstützt. „Ich befürworte die Idee durchaus und glaube, das wird auch in der unserer Kulturfraktion so gesehen“, sagt Pohlmann auf Anfrage.

Kosten zwischen 15.000 und 20.000 Euro sollen Sponsoren tragen

Die Kosten für das Portrait (es wird vom Kölner Maler Oliver Jordan erstellt) sollen zwischen 15.000 und 20.000 Euro betragen. Für die Rechnung will ein Kreis aus vier hochkarätigen Sponsoren aufkommen.

Darunter befindet sich beispielsweise die Dortmunder Volksbank. „Unser Vorstand hat sich dafür entschieden“, bestätigt Volksbank-Chef Martin Eul. Das Konzerthaus habe für Dortmund einen „hohen kulturellen Wert“. Zu dessen Bau habe Vogt maßgeblich beigetragen. „Daran möchten wir erinnern.“

Aufsichtsrats-Chefin Jörder: "Persönlich halte ich gar nicht davon"

In den Konzerthaus-Gremien war die Idee erst einmal auf wenig Gegenliebe gestoßen. „Persönlich halte ich gar nicht davon, in einem öffentlichen Gebäude das Bildnis eines Intendanten darzustellen“, sagt Aufsichtsratsvorsitzende Birgit Jörder auf Anfrage. Das sei beispiellos. „Von den Oberbürgermeistern unserer Stadt hängen ja auch keine Portraits im Rathaus.“ 

Nachdem der erste Vorstoß im Sande verlaufen war, versuchte es die CDU über einen Umweg. Im Kulturausschuss des Rates brachte sie im März 2017 einen allgemein gehaltenen Beschlussvorschlag ein, nach dem „Personen, die das Kulturleben Dortmunds geprägt haben, [...] durch Gedenktafeln, Bilder mit Text oder Portraitgemälde“ geehrt werden können. SPD und Grüne lehnten ab.

Vogt blieb SPD und Grünen immer suspekt

Großen Teilen beider Fraktionen war der aus dem Bildungsbürgertum stammende Vogt, Management erfahren und musikalisch ausgebildet, immer suspekt geblieben. Mit gemischten Gefühlen beobachteten sie, wie Vogt die Bewegung „Pro Philharmonie“ ins Leben rief, um den Bau des Konzerthauses mit Verve durchzusetzen.

Bestätigt fühlten sich seine Gegenspieler, als Vogt drei Jahre nach der Eröffnung 2002 seinen Vertrag zum 31. Juli 2005 vorzeitig hinschmiss. Die Auslastung lag unter den Erwartungen, weshalb die Philharmonie kurz nach Eröffnung in finanzielle Schieflage gekommen war.

"Wie einen Verbrecher" durch die City geführt

Die Stadt reagierte auf die Kündigung des Gründungsintendanten mit einer beispiellosen Dramatik: Vogt wurde in die Kämmerei einbestellt, wo man ihn mit seiner sofortigen Abberufung und Freistellung überraschte. An Ort und Stelle musste er den Schlüssel aushändigen.

Danach wurde er von Mitarbeitern der Kämmerei zum Konzerthaus eskortiert. Vogt hatte eine Stunde Zeit, sein Büro zu räumen. „Wie einen Verbrecher“ habe man ihn durch seine Heimatstadt geführt, klagte er damals.

Stampa: "Die Institution ist wichtiger als die Person"

„Das war kein einfacher Durchgang“, erinnert sich Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Aber irgendwann müsse auch mal gut sein. Vogt habe viel geleistet für die Philharmonie. Auch mit der Dortmunder Kulturstiftung, die im November 25 Jahre alt werde, sei sein Name eng verbunden. Nach diversen Gesprächen mit Sponsoren soll ihr Jubiläum zum Anlass genommen werden, den unrühmlich Geschiedenen nun doch nachträglich zu ehren.

„Wir haben das mit dem Oberbürgermeister hin und her ventiliert“, sagt Stüdemann. Ein Plätzchen an der Wand in der ersten Etage des Konzerthauses soll es sein – mehr verrät Stüdemann nicht.

Ob denn auch Vogts-Nachfolger Benedikt Stampa ein Portrait bekomme? Da schmunzelt Stüdemann: Das bleibe abzuwarten. Stampa selber sieht das leidenschaftslos: „Die Institution ist wichtiger als die Person.“ Ulrich Andreas Vogt weilt im Urlaub und war trotz mehrfacher Versuche nicht zu erreichen.

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