Jonas Engelmeier und seine Frau Michaela haben viel Glück in Zeiten des Unglücks erlebt: Töchterchen Clara wurde mitten in der Pandemiezeit, am 17.2. 2021, geboren.

© Claudia Engel

Wie Jonas Engelmeier aus Dorsten trotz Arbeitsplatzverlust sein Glück fand

rnGlücks-Umfrage

Ein Dorstener hat in der Pandemiezeit viel Pech gehabt. Aber auch viel Glück. Corona hat ihm seinen Job genommen. Und ihm zu einem neuen verholfen. Das größte Glück fand er im Privatleben.

Dorsten

, 17.02.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Jonas Engelmeier war bis zum Ausbruch von Corona ein weltweit gefragter Netzwerktechniker bei Großevents. „Bei der Eröffnung der olympischen Spiele 2014 in Sotchi habe ich für die Lichteffekte gesorgt“, sagt der Spezialist. Lichteffekte bei Großveranstaltung: Dahinter stecken ausgeklügelte Netzwerkarbeiten, dessen Finessen Jonas Engelmeier individuell, je nach Veranstaltung, ausarbeitet, anwendet und steuert. Von heute auf morgen hat das Coronavirus 2020 Großveranstaltungen weltweit im Keim erstickt. Engelmeier fand sich plötzlich in der heimischen Wohnung in Östrich wieder. Keine Veranstaltungen mehr. Keine Reisen an verschiedene Orte auf der Welt. Kein Veranstalter, der nach Jonas Engelmeiers Expertise fragte.

Jonas Engelmeier war weltweit als Beleuchtungstechniker bei namhaften Veranstaltungen dabei. Seine Mission ist als Beleuchtungstechniker bei Großveranstaltungen ist "impossible" (unmöglich) geworden.

Jonas Engelmeier war weltweit als Beleuchtungstechniker bei namhaften Veranstaltungen, zum Beispiel Olympiade in Sotchi (Russland) dabei. Seine Mission als Beleuchtungstechniker bei Großveranstaltungen ist "impossible" (unmöglich) geworden. © privat

Als feststand, dass Corona keine vorübergehende Erscheinung bleiben würde, stieß der Soloselbstständige im Netz auf die Ausschreibung einer Bundesbehörde. Unter anderen Umständen hätte dieses Jobangebot ihn nicht interessiert. Doch untätig wollte Jonas Engelmeier nicht bleiben. Also bewarb er sich nach einer Stellenausschreibung im Dorstener Munitionshauptdepot Muna in Wulfen als Geländebetreuer. Und wurde prompt angestellt. Denn mit der Natur ist der Dorstener auch vertraut. Er ist passionierter Jäger und hilft bei waidmännischen Aufgaben in Östrich.

Jetzt lesen

Seit dem Arbeitsbeginn in der Muna haben sich seine beruflichen Herausforderungen völlig umgekehrt: Statt gleißendes Scheinwerferlicht zu produzieren, startet er morgens um 6 Uhr im Stockfinsteren mit seinen Tätigkeiten, die seine jetzige Arbeitsstelle hergibt. Geräte warten, Straßen auf dem Muna-Gelände säubern, Rasen mähen, nach dem Rechten auf der bundeseigenen Fläche schauen. Weil das Muna-Gelände streng bewacht und umzäunt ist, macht Jonas Engelmeier in der abgeschiedenen Natur des Öfteren mit den Bewohnern der Wildnis statt mit Abertausenden Menschen Bekanntschaft.

Jetzt lesen

Und bestätigt, was Anlieger vom Riedweg in der Nähe der Muna schon immer vermutet haben: „Auf dem Muna-Gelände gibt es Uhus.“ Diese scheuen Waldvögel haben mit Menschen wenig am Hut, noch weniger können sie es leiden, wenn Hunde in der Nähe sind. Auf dem Muna-Gelände haben sie Ruhe und beobachten, wie Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen.

Dann ist Jonas Engelmeier aber schon wieder zu Hause und genießt, was er als herumreisender Veranstaltungstechniker nie hatte - einen geregelten Feierabend nach geregelter Arbeit. „Ich hab mal nachts auf dem Stadiondach in Russland gestanden und mich gefragt: Was machst Du hier eigentlich?“, sagt er. Umso mehr weiß er seinen jetzigen Job zu schätzen.

Jetzt lesen

Zumal am 17. Februar 2021 eine weitere, zauberhafte Wendung in seinem Leben eingetreten ist. An diesem Tag konnten Jonas Engelmeier und seine Frau Michaela Töchterchen Klara als neues Familienmitglied begrüßen: „Die Schwangerschaft meiner Frau und die Geburt unseres Kindes miterleben zu können, das war ein durch und durch positives Erlebnis. Es war wunderbar, dass ich die ganze Zeit nicht weg musste“, so Engelmeier.

Jonas Engelmeier 2020 auf dem Balkon seines Wohnhauses, nachdem die Corona-Pandemie seine Arbeit als Beleuchtungstechniker beendet hatte.

Jonas Engelmeier 2020 auf dem Balkon seines Wohnhauses, nachdem die Corona-Pandemie seine Arbeit als Beleuchtungstechniker beendet hatte. © Claudia Engel

Seitdem genießt er die Vorteile als Angestellter im öffentlichen Dienst, die er als Soloselbstständiger so nicht gehabt hätte: „Ich habe im Herbst 2021 meine dreijährige Elternzeit begonnen“, sagt er. Seine Frau Michaela, Angestellte einer Landesbehörde, geht gerade wieder arbeiten. In Teilzeit. So hat Klara beide Elternteile um sich. Und auch sie freuen sich, gemeinsam viel Zeit für den Nachwuchs und für sich zu haben.

Die Jahre vor der Pandemie ordnet Jonas Engelmeier so ein: „Höher, schneller, weiter.“ Heute sagt er: „Es geht auch ohne den Veranstaltungscircus.“

Die Grafiken in dieser Geschichte beruhen auf unserer Umfrage „Zwei Jahre mit Corona – Mensch, wie glücklich bist Du?“ Insgesamt 4.574 Leserinnen und Leser haben im Dezember und Januar mitgemacht. Anspruch auf Repräsentativität erhebt die Befragung nicht, alle Fragebögen flossen in die Auswertung ein.

Jetzt lesen
Jetzt lesen
Jetzt lesen
Jetzt lesen
Jetzt lesen
Jetzt lesen

Lesen Sie jetzt