Pläne für Feuerwache und EUV-Bringhof an der B235 Wie steht es um das 50-Millionen-Projekt?

So steht es um die neue Feuerwache und den EUV-Bringhof an der B235
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Es ist eines der kostenschwersten Projekte, das sich die Stadt Castrop-Rauxel in den kommenden Jahren vorgenommen hat. Die weitläufige Fläche des ehemaligen Kraftwerks Rauxel zwischen Habinghorster Straße (B235) und Klöcknerstraße soll in drei unterschiedlich genutzte Areale unterteilt werden.

Entstehen sollen auf dem Gelände

  • eine neue Feuerwehrhauptwache,
  • ein neuer Sportplatz plus Nebeneinrichtungen,
  • der neue Recyclinghof.

Das sehen die Pläne vor

Neu sind die Pläne nicht. Vor zweieinhalb Jahren fiel die Entscheidung für das Mammutprojekt im Rat. Die Wache der hauptamtlichen Feuerwehr an der Frebergstraße 1 ist in die Jahre gekommen. 70 Jahre ist sie mittlerweile alt. Die baulichen Voraussetzungen entsprechen nicht den zeitgemäßen Anforderungen des Arbeits- und Infektionsschutzes.

Außerdem gibt es ein echtes Platzproblem: Weil die Raumkapazitäten an ihre Grenzen stießen, stellte Feuerwehrchef Ulrich Vogel im Betriebsausschuss 1 Anfang des Jahres gar eine Hallen- oder Containerlösung im Norden der Stadt in den Raum.

Links hinten im Bild ist der für den Sportplatz geplante Bereich der Fläche zu sehen. Im Bildvordergrund liegt der Bereich, auf dem Feuerwehrwache und Recyclinghof Platz finden sollen.
Links hinten im Bild ist der für den Sportplatz geplante Bereich der Fläche zu sehen. Im Bildvordergrund liegt der Bereich, auf dem Feuerwehrwache und Recyclinghof Platz finden sollen. © Tobias Weckenbrock

Die Anbindung eben jenes Nordens ist ebenfalls ein gewichtiger Grund für den geplanten Umzug. Die nördlichen Stadtteile, insbesondere Becklem, wären vom ehemaligen Kraftwerksgelände aus schneller erreichbar als momentan. Gemäß der Vorgaben sollen Feuerwehr und Rettungsdienst alle Schutzziele binnen acht Minuten erreichen können. Auch der Löschzug 3 der Freiwilligen Feuerwehr Habinghorst, bislang an der Dornbachstraße 15 beheimatet, soll auf das Gelände an der B235 ziehen.

Fußballplätze und Bringhof

Zur Feuerwache hinzugesellen soll sich eine Bezirkssportanlage. Die Sportvereine Victoria Habinghorst, VfB Habinghorst und VfR Rauxel sollen auf dem Gelände künftig die neu zu errichtenden Fußballplätze bespielen. Die Pläne sehen zwei Spielfelder vor sowie die notwendigen Nebeneinrichtungen, etwa Umkleiden und Vereinsräume. Kunstrasen soll die in Mitleidenschaft gezogenen Rasenplätze der Klubs ersetzen.

Der neue Recyclinghof soll den bisherigen EUV-Bringhof bei Lobbe am Deininghauser Weg ersetzen. Die Kombination mit der Feuerwache sei besonders sinnvoll, da durch die Ansiedlung der Feuerwache auch eine 24-stündige Sozialkontrolle des künftigen Betriebsgeländes auf der Industriebrache gewährleistet wäre.

Wann könnte es losgehen?

Der letzte in den politischen Gremien kommunizierte Planungsstand aus dem März vergangenen Jahres sieht vor, Mitte 2026 mit dem Bau zu beginnen. Der offiziellen Zeitschiene zufolge ist das zweite Quartal 2028 für die Inbetriebnahme der Wache avisiert. Im Februar sagte Feuerwehrchef Vogel allerdings, der geplante Neubau an der Klöcknerstraße könne frühestens in fünf Jahren genutzt werden, also Anfang 2029.

Während der EUV Stadtbetrieb die Errichtung des Recyclinghofes finanziert, muss die Stadt – je nach Finanzierungsmodell – mehr als 50 Millionen Euro lockermachen. Nicht ganz einfach in einer Stadt, die chronisch pleite ist und deren Finanzplanung zufolge auch in zehn Jahren, wenn eigentlich wieder rote Zahlen geschrieben werden sollen, ein Defizit von 31 Millionen Euro aufweist. Das hatte jüngst dazu geführt, dass die Kommunalaufsicht des Kreises das Haushaltssicherungskonzept erwartungsgemäß nicht genehmigt hatte.

Kann eine Pleite-Stadt das?

Schwer vorstellbar erscheint angesichts der Haushaltslage, dass das Großprojekt dann tatsächlich wie geplant in zwei Jahren in die Bauphase geht. Im Ratsprotokoll vom 20. März 2023 steht: „Aus heutiger Sicht erscheint ein möglicher Beginn der Bauarbeiten Mitte 2026 realistisch.“ Ist das noch umsetzbar? Das wollten wir von der Stadt wissen.

Sprecherin Nicole Fulgenzi erklärt dazu: „Für das Jahr 2024 und 2025 sind Planungskosten für den Bau der Bezirkssportanlage eingestellt.“ Auch in der mittelfristigen Haushaltsplanung würden Mittel für den Bau angemeldet. „Diese sind abhängig von der Genehmigungslage der Kommunalaufsicht.“

Auch im vergangenen Jahr ist bereits Geld in das Projekt geflossen. 2023 zahlte die Stadt rund 50.000 Euro für Honorare, unter anderem für Beratungskosten. Für die Jahre 2024 und 2025 beträgt die im Haushalt eingestellte Summe – Stand März vergangenen Jahres – jährlich jeweils 250.000 Euro.

„Als Kommune in besonders prekärer Haushaltslage“ bestehe die Notwendigkeit, die Kosten „wirtschaftlich zu optimieren“, heißt es in dem Ratsbeschluss zum Neubau. So könnten die Kosten durch die Beteiligung privatwirtschaftlicher Unternehmen, durch eine sogenannte Öffentliche-Private-Partnerschaft, von 57 auf 51 Millionen gesenkt werden.

Welche Rolle spielt die Notunterkunft?

Aktuell leben an die 1000 Asylbewerber in der Zentralen Notunterkunft des Landes auf dem alten Industriegelände. Ein Ende der seit Dezember 2022 bestehenden Aufnahmeeinrichtung ist nicht absehbar. Die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland wird sich – Prognosen zufolge – zwar im Vergleich zum Vorjahr verringern, aber weiterhin auf recht hohem Niveau verbleiben.

Auf der Fläche des ehemaligen Kraftwerksgrundstücks war 2016 und erneut seit Ende 2022 als Notunterkunft des Landes für Asylbewerber genutzt.
Auf der Fläche des ehemaligen Kraftwerksgrundstücks war 2016 und erneut seit Ende 2022 als Notunterkunft des Landes für Asylbewerber genutzt. © Privat

Dass die Einrichtung in absehbarer Zeit nicht mehr gebraucht würde, steht also nicht zu erwarten. Was bedeutet das für das Großprojekt nördlich des Stadtmittelpunkts? Wahrscheinlich erscheint ein gestuftes Vorgehen: Zuerst könnte die Sportanlage gebaut werden, dann der Bringhof, dann irgendwann die Feuerwache.

Stadt-Sprecherin Fulgenzi schreibt: „Die Fläche des geplanten Sportplatzgeländes ist unabhängig von der genutzten Fläche der Landesunterkunft.“ Die Fußballfelder sollen auf dem südlichen Teil des Geländes errichtet werden. Das könnte also auch unabhängig von der Notunterkunft geschehen.

Anders sieht es möglicherweise beim Recyclinghof und der neuen Feuerwache aus. Allerdings erscheint zumindest für letztere ein möglicher Baubeginn aufgrund der astronomischen Millionenkosten ohnehin in weite Ferne zu rücken.