Der BVB will seinen Kader deutlich verkleinern Diese Baustellen muss Sebastian Kehl schließen

Der BVB will seinen Kader deutlich verkleinern: Diese Baustellen muss Sebastian Kehl schließen
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In seiner zweiten Sommer-Transferperiode ist Sportdirektor Sebastian Kehl erneut stark gefordert. Nach Erling Haaland verlässt in Jude Bellingham binnen zwölf Monaten der zweite Topspieler Borussia Dortmund. Der BVB kann sofort mit 103 Millionen Euro und perspektivisch mit weiteren 32,5 Millionen Euro (brutto!) aus diesem Deal planen. Kehl hatte angekündigt, bei der Nachfolgeregelung kreative Lösungen zu erarbeiten. Neben den Personalien Edson Alvarez und Ivan Fresneda muss Kehl in den kommenden Wochen weitere Baustellen schließen. Der in der vergangenen Saison über 30 Spieler umfassende Kader soll und muss verschlankt werden. Unser Überblick:

Nico Schulz:

Schulz und der BVB – das ist eines der größten Missverständnisse der jüngeren Vereinsgeschichte. Im Sommer 2019 mit großen Erwartungen für 25 Millionen Euro Ablöse von der TSG 1899 Hoffenheim verpflichtet, legte der Linksfuß noch einen passablen Start im BVB-Trikot hin, um dann komplett abzustürzen. Im vergangenen Sommer wurde dem mittlerweile 30-Jährigen mitgeteilt, dass er unter Edin Terzic keine Rolle spielen werde. Er stand seither kein einziges Mal mehr im Pflichtspiel-Kader.

Mittlerweile würde Borussia Dortmund den Spieler auch ablösefrei ziehen lassen, um zumindest das Gehalt in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro einsparen zu können. Da der Schulz-Vertrag im Sommer 2024 ausläuft, ist kein Leihgeschäft möglich. Die Aussagen seines Beraters Roger Wittmann, es wäre für alles Seiten das Beste, sich im Sommer zu trennen, kennt man aus den vergangenen Transferperioden. Meistens handelte es sich dabei um heiße Luft.

Thomas Meunier:

Als der Belgier im Sommer 2020 ablösefrei von Paris Saint-Germain zu Borussia Dortmund gelotst wurde, hatte man das Gefühl, einen richtig guten Coup gelandet zu haben. Drei Jahre später hat sich diese Einschätzung relativiert. Zwar hatte der Rechtsverteidiger in seinen ersten beiden BVB-Jahren seinen Stammplatz sicher, fiel dabei aber regelmäßig durch unerklärliche Leistungsschwankungen auf.

Thomas Meunier läuft mit dem Ball.
Beim BVB auf dem Abstellgleis: Thomas Meunier. © imago / Revierfoto

Sein Einsatz stimmte eigentlich immer, die Defizite in seinem Spiel (erster Ballkontakt, Spieleröffnung, Flanken) waren jedoch unübersehbar. In der Saison 22/23 bringt es der 31-Jährige – auch aufgrund zweier Verletzungspausen – auf nur 16 Pflichtspieleinsätze. In Meuniers Saisonstatistik stehen auch zwei Einsätze bei der U23. Die Schwarzgelben würden ihn im Sommer für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag ziehen lassen. Es gibt mehrere interessierte Klubs, und Meunier ist unzufrieden mit der Situation in Dortmund. Ein Abschied ist wahrscheinlich.

Thorgan Hazard:

Die belgische BVB-Fraktion könnte sich in diesem Sommer komplett verabschieden. Hazard spielte nach seinem Wechsel für 25 Millionen Euro Ablöse von Borussia Mönchengladbach zu Borussia Dortmund im Sommer 2019 eine überzeugende erste Saison (sieben Tore, 13 Vorlagen), anschließend ging es stetig bergab. Im Winter wurde der 30-Jährige schließlich an die PSV Eindhoven ausgeliehen, dort gelang ihm in neun Einsätzen ein Tor. Eine Weiterverpflichtung ist seitens der Holländer nahezu ausgeschlossen.

So wird der variabel einsetzbare Offensivspieler Angang Juli zunächst wieder in Dortmund auf der Matte stehen. Die Schwarzgelben würden Hazard jedoch gerne fest abgeben. Ein Leihgeschäft ist aufgrund des nur noch zwölf Monate laufenden Vertrags nicht möglich.

Soumaila Coulibaly:

Der BVB-Start des jungen Franzosen wurde durch einen Kreuzbandriss mehrere Monate nach hinten verschoben, sein Comeback feierte Coulibaly schließlich Ende Oktober bei der U23. In der BVB-Reserve kam der heute 19-Jährige anschließend regelmäßig zum Einsatz, machte dabei auch eine erkennbare Entwicklung durch, blieb bei den Profis aber weitestgehend außen vor.

Soumaila Coulibaly läuft mit dem Ball.
Bei den BVB-Profis chancenlos: Soumaila Coulibaly. © imago / RHR-Foto

Nach knapp zwei Jahren in Schwarzgelb stehen lediglich 62 Minuten Einsatzzeit unter Edin Terzic in der Statistik. Einen bitteren Nachmittag erlebte Coulibaly bei seinem 45-Minuten-Einsatz im März beim VfB Stuttgart. In der Halbzeit für den erkrankten Mats Hummels eingewechselt, trat er in der Nachspielzeit nach einer Flanke über den Ball und ermöglichte dadurch den Ausgleich der in Unterzahl agierenden Schwaben. Im Sommer dürften sich die Wege trennen, Coulibaly benötigt mehr Spielpraxis. Auch ein Leihgeschäft ist bei einer Vertragslaufzeit bis 2026 möglich.

Mateu Morey:

Borussia Dortmunds tragischer Held: Der stets gut gelaunte Spanier hat eine unfassbare Leidenszeit hinter sich. Im DFB-Pokalspiel gegen Holstein Kiel im Mai 2021 blieb Morey ohne Gegnereinwirkung mit dem Schuh im Rasen hängen und riss sich fast alle Bänder im rechten Knie. Doch der heute 23-Jährige kämpfte sich zurück, gab Ende Juli 2022 sein Comeback im Testspiel gegen Antalyaspor. Es folgte noch ein 45-Minuten-Einsatz für die U23 gegen Essen.

Dann der erneute Rückschlag. Ende August musste sich Mateu Morey einer Meniskusoperation am linken Knie unterziehen. Im Frühjahr ist er ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, blieb seither aber ohne Einsatz. Sein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2024. Wie es mit ihm weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen klären.

Marius Wolf:

Der Allrounder gehört zu den Gewinnern der Saison 22/23. Wolf hat sich einen Stammplatz bei Borussia Dortmund erkämpft und sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft gefeiert. Mit Verspätung und nach zwei Leihgeschäften (Hertha BSC, 1. FC Köln) ist der 28-Jährige beim BVB angekommen. Allerdings läuft sein gut dotierter Vertrag (rund sechs Millionen Euro Jahresgehalt) im kommenden Sommer aus. Die Schwarzgelben sind an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert, allerdings zu leistungsorientierteren Konditionen.

Marius Wolf läuft mit dem Ball.
Der BVB-Vertrag von Marius Wolf läuft im Sommer 2024 aus. © imago / pepphoto

Emre Can:

Das Gesicht des BVB-Aufschwungs im Jahr 2023. Nach einer komplett enttäuschenden ersten Saisonphase hat der 29-Jährige sein Spiel deutlich stabilisiert, spielt meist schnörkellos und überzeugt durch unbändigen Einsatz. Auch sein Vertrag (rund acht Millionen Euro Jahresgehalt) läuft im Juni 2024 aus, eine Verlängerung ist derzeit kein Thema. Bei einem lukrativen Angebot wäre Dortmund nach Informationen der Ruhr Nachrichten in diesem Sommer gesprächsbereit. Gegen einen Transfer spricht die hohe Fluktuation im zentralen Mittelfeld (Bellingham, Dahoud, Guerreiro).

Giovanni Reyna:

Trotz seiner sieben Saisontore gehört der US-Amerikaner zu den Enttäuschungen der Spielzeit 22/23. Zwar ist der Mittelfeldspieler in den vergangenen Monaten von größeren Verletzungen verschont geblieben, überzeugte bei seinen insgesamt 30 Pflichtspieleinsätzen jedoch nur selten. Seine wichtigen Joker-Tore (Augsburg, Mainz, Stuttgart) brachten kaum Selbstvertrauen. Auch Giovanni Reynas Körpersprache lässt oft zu wünschen übrig. Ein Wechsel in diesem Sommer erscheint kein Thema, doch der 20-Jährige muss sich als potenzieller Reus-Nachfolger noch viel mehr bewähren.

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