Borussia Dortmund blickt auf eine denkwürdige Spielzeit zurück. Nach einer extrem enttäuschenden ersten Saisonphase legte der BVB im Jahr 2023 eine kaum für möglich gehaltene Aufholjagd hin, setzte sich mehrfach an die Tabellenspitze – und verzockte die große Titelchance in einem dramatischen Showdown am 34. Spieltag gegen Mainz.
BVB-Spielerzeugnis für Emre Can
In der Champions League wurde das Soll mit der Qualifikation fürs Achtelfinale erfüllt, im DFB-Pokal war nach einem desolaten Auftritt bei RB Leipzig bereits im Viertelfinale Endstation. In unserem Spielerzeugnis nehmen wir die Leistungen der Schwarzgelben unter die Lupe. Heute im Fokus: Emre Can.
So lief die Saison für Emre Can:
Der 29-Jährige hat nach der WM-Pause eine beeindruckendes Comeback hingelegt. In der ersten Saisonphase pendelte er noch zwischen Bank und Startelf, fünfmal verzichtete Trainer Edin Terzic ganz auf ihn. In der Rückserie war Can dann einer der Garanten für den Aufschwung innerhalb des Teams. 16 Mal stand er in der Rückrunde über 90 Minuten auf dem Platz, nur einmal fehlte er (aufgrund einer Gelbsperre).
Es war ein kluger Terzic-Schachzug, Can als alleinigen Sechser vor die Viererabwehrkette zu stellen. Er agierte der Staubsauger vor der Abwehr, war der Mann, der der Kreativabteilung den Rücken freihielt. Seine überzeugenden Leistungen wurden auch von Bundestrainer Hansi Flick registriert. Nach fast zwei Jahren Abstinenz bekam Emre Can wieder die Chance, sich im DFB-Team zu beweisen. Im März überzeugte er sowohl gegen Peru (2:0) als auch gegen Belgien (2:3). „Man muss sagen, dass Emre nach seiner Einwechslung gezeigt hat, was für eine defensive Qualität er hat. Er war, wenn man so will, der aggressive Leader, den wir gebraucht haben. Er hat sehr viele Zweikämpfe gewonnen und die Mannschaft wachgerüttelt“, lobte Flick.
Das sagt die Statistik:
Tore hat Can nur gegen die Großen der Liga erzielt. Beim 2:4 gegen die Bayern traf er zum zwischenzeitlichen 1:4 per Elfmeter, gegen RB Leipzig erzielte er beim 2:1-Erfolg den Treffer zum 2:0. Sein drittes Tor hätte ihm im entscheidenden Spiel gegen den FSV Mainz 05 gelingen können. Beim Stand von 0:1 ließ er sich den Ball vor dem Elfmeter jedoch von Sebastien Haller abnehmen, der verschoss.
Eine überragende Quote weist Can bei der Passgenauigkeit auf, 92,3 Prozent seiner Bälle kommen beim Mitspieler an, nur Niklas Süle ist innerhalb des Teams besser (92,6 Prozent). Stark auch Cans Zweikampfwerte: 56,5 Prozent seiner Duelle hat er gewonnen. Das bedeutet Platz fünf unter allen BVB-Spielern, die mehr als fünf Spiele absolviert haben. In der Wertung liegt Nico Schlotterbeck mit 66,8 Prozent auf Platz eins. Und beim Topspeed rangiert Can (35,1 km/h) auf Platz zwei hinter Karim Adeyemi (36,7).
Das sind die Stärken und Schwächen:
Die Stärken von Emre Can liegen definitiv in der Balleroberung und im Spielaufbau aus der Tiefe heraus. Er lebt von seinem Selbstbewusstsein. Spielt er am Limit, dann kann er ein Anführer sein, an dem man sich in schlechten Phasen anlehnen kann, weil er immer etwas bewegen möchte.
Die fahrige Hinrunde hat aber gezeigt, dass Can immer am Limit spielen muss, um dem Team zu helfen. Das war in den ersten 17 Spielen selten gegeben. Spielt Can schnörkellos und besinnt sich auf seine Stärken im Zweikampf und in der Balleroberung, ist er gesetzt.
Ausblick und Perspektive:
Emre Can hat mit der Rückrunde eine persönliche Benchmark gesetzt. An dieseb Leistungen muss er sich in Zukunft messen lassen, dann ist er eine wichtige Konstante im BVB-Spiel. Allerdings rückt kurzfristig die Frage nach der sportlichen Zukunft in den Fokus. Cans Vertrag läuft im Sommer 2024 aus, er gehört zu den finanziellen Schwergewichten im Kader. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten wäre der Klub bei einem entsprechenden Angebot zu Gesprächen bereit.
RN-Note für Emre Can: 3,0
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