Johannes Laurenz bereitet Maschinen für den Einsatz im Flutgebiet vor. Er und zahlreiche andere Werner standen ehrenamtlich den Flutopfern im Ahrtal zur Seite.

© Andrea Wellerdiek

Spenden, Hilfe für Flutopfer, Sim-Jü: Diese Geschichten haben 2021 in Werne Mut gemacht

rnJahresrückblick 2021

Ein zweites von der Corona-Krise bestimmtes Jahr ist zu Ende. Trotz der Pandemie oder gerade deshalb gab es aber auch viele Geschichten in Werne, die Mut und Hoffnung gemacht haben. Ein Rückblick.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 03.01.2022, 14:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

In diesem Jahr gehörte die Corona-Krise schon fast wie selbstverständlich zu unserem Alltag dazu. Masken im Supermarkt, Abstandsregeln bei Veranstaltungen oder die Vereinbarung von Impfterminen. Der Umgang mit der Pandemie, die uns schon so lange beschäftigt, wirkte in diesem Jahr an vielen Stellen planbarer - auch wenn viele Änderungen in der Coronaschutzverordnung nicht nur plötzlich, sondern auch oft chaotisch an die Kommunen weitergegeben wurden.

Auf die immer wieder aktualisierten Coronaschutzverordnungen mussten die Ordnungsbehörden in Werne manchmal binnen Stunden reagieren.

Auf die immer wieder aktualisierten Coronaschutzverordnungen mussten die Ordnungsbehörden in Werne manchmal binnen Stunden reagieren. © Jörg Heckenkamp (A)

Nicht selten musste man sich in Windeseile auf neue Maßnahmen einstellen, die Stadt diese umsetzen und kontrollieren. Wie im vergangenen Jahr auch zeigte 2021 wieder eindrucksvoll, dass diese Krise die Menschen in Werne zusammenschweißen kann. Es ist an der Zeit, uns an einige Geschichten zu erinnern, die Mut und Hoffnung geschenkt haben - trotz, während oder gerade wegen der Corona-Krise.

Ein überraschende Hilfe erhielt Gertrud Tengowski. Die an COPD leidende Seniorin, die auf ein Sauerstoffgerät und einen Rollstuhl angewiesen ist, macht im Frühjahr einen Termin im Impfzentrum in Unna, weil es bei ihrem Hausarzt nicht genügend Impfdosen gab.

Doch wie sollte die nicht mobile Wernerin dort hinkommen? 120 Euro für die Taxi-Fahrt waren für sie einfach zu teuer. Nach unserer Berichterstattung meldete sich ein Mann in der Redaktion, der anonym bleiben wollte. Was er aber wollte, war, Gertrud Tengowski ins Impfzentrum bringen - und zwar kostenlos.

Hilfe für in Quarantäne gestellte Hausbewohner

Ähnlich herzerwärmend war die Aktion der Kirchengemeinde St. Christophorus. Als die Bewohner eines ganzen Hochhauses im Holtkamp unter Quarantäne gestellt wurden, hatten sich die Verantwortlichen eine tolle Aktion überlegt, um die häusliche Isolation erträglicher zu machen.

Quarantäne für die Bewohner des Hochhauses im Holtkamp. Die Kirchengemeinde St. Christophorus machte mit Spenden und Zuspruch die Lage erträglicher.

Quarantäne für die Bewohner des Hochhauses im Holtkamp. Die Kirchengemeinde St. Christophorus machte mit Spenden und Zuspruch die Lage erträglicher. © Jörg Heckenkamp (A)

Kleine Kartons wurden gepackt, bestückt mit Osterglocken, selbst gebackenem Kuchen, Kaffee, Tee, Honig, Kerzen und fröhlichen Bildern, die die Kinder der Kita St. Johannes gemalt hatten. Der aufmunternde Brief, der zudem im Karton lag, wurde ins Rumänische übersetzt. Die Kartons wurden vor die Tür gestellt. Die Bewohner bedankten sich mit einem freundlichen Gruß aus den Fenstern.

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Zuhause bleiben mussten auch die Schützen in Werne in diesem Jahr. Nicht wegen einer Quarantäne, sondern weil die Schützenfeste erneut wegen der Pandemie ausfallen mussten. Für den Zusammenhalt hatten sich die Schützen aber kreative Aktionen einfallen lassen.

Während der Schotte Nathan Evans mit seiner eigenen Version des alten Seemannslied „Wellerman“ im Internet für Furore sorgte, stimmten die Baaken-Schützen inklusive Spielmannszug ihre eigene Version an. Die eingängige Melodie des Shanty-Liedes sorgt auch bei dem Video der Baaken-Schützen schnell für einen Ohrwurm: „Kein Schützenfest, kein Spielmannsgang, keine grüne Jacke an, kein Pilsken mit den Freunden. Die Pandemie ist wie die Pest. Doch bald gibt es wieder Schützenfest!“ Kurz darauf jedoch musste das und die anderen geplanten Schützenfeste in Werne abgesagt werden.

Sim-Jü durfte stattfinden

Viele Veranstaltungen fielen wegen der Corona-Krise erneut aus. Ein Lichtblick jedoch gab es im Herbst, als auf der Freilichtbühne mit „Und dann gab‘s keines mehr“ das erste Stück nach zwei Jahren Zwangspause aufgeführt wurde. Ebenfalls Ende Oktober konnte in Werne wieder Sim-Jü steigen.

Eine der wenigen großen Veranstaltungen, die im Coronajahr 2021 stattfinden konnten, war Sim-Jü. Das freute sowohl die kleinen als auch die großen Kirmes-Fans. Und: Das Sicherheitskonzept hat gegriffen, die Kirmes war kein Infektions-Treiber.

Eine der wenigen großen Veranstaltungen, die im Coronajahr 2021 stattfinden konnten, war Sim-Jü. Das freute sowohl die kleinen als auch die großen Kirmes-Fans. Und: Das Sicherheitskonzept hat gegriffen, die Kirmes war kein Infektions-Treiber. © Andrea Wellerdiek (A)

Unter Corona-Auflagen - etwa die 3G-Besuchsregel - strömten Tausende Kirmes-Fans in die Lippestadt. Dass auch noch das Wetter mitspielte, machte das Sim-Jü-Wochenende zu einem perfekten. Ärzte, Familien und Verantwortliche durften Wochen später aufatmen, als mit Blick auf die Corona-Zahlen klar wurde, dass diese Kirmes kein Infektionstreiber geworden ist.

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Neben der Corona-Krise gab es für viele Menschen in diesem Jahr auch weitere Sorgen. Das Unwetter im Juli sorgte unter anderem in der Ahr-Region für Verwüstung und Schäden in Millionenhöhe. Einige Werner wollten nicht nur aus der Ferne zusehen, wie die Menschen vor Ort leiden müssen und halfen beim Anpacken.

Johannes Laurenz bereitet Maschinen für den Einsatz im Flutgebiet vor. Er und zahlreiche andere Werner standen ehrenamtlich den Flutopfern im Ahrtal zur Seite.

Johannes Laurenz bereitet Maschinen für den Einsatz im Flutgebiet vor. Er und zahlreiche andere Werner standen ehrenamtlich den Flutopfern im Ahrtal zur Seite. © Johannes Laurenz

Beispielsweise Landwirt Johannes Laurenz ist mit weiteren Helfern in die Region gefahren, um Straßen frei zu räumen, Häuser zu säubern und um den Menschen Mut zu machen. Sachspenden für Kinder sammelte Ann-Cathrine Loeks. Die Ergotherapeutin half mit ihrem Praxisteam und vielen weiteren Helfern einer Kollegin vor Ort, die alles verloren hatte: Kurz vor der Eröffnung ihrer Praxis kam das Unwetter und zerstörte alles.

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Diese Hilfsbereitschaft stand sinnbildlich für weitere andere Aktionen, die aus Werne gestartet sind. Immer wieder fuhren Ehrenamtler aus Werne in die Krisenregion, um dort zu helfen, wo es am nötigsten war. Dieser Zusammenhalt unter eigentlich Fremden - er bleibt ein Stück weit hoffentlich auch in 2022 bestehen.

Nächstenliebe zeigten zum Ende des Jahres wieder die Initiatoren der Aktion „Alle gemeinsam, keiner einsam“. An Heiligabend konnten sich unter Corona-Auflagen 50 Personen, die ansonsten allein ihr Fest verbracht hätten, mit anderen Mitbürgerin in der Mensa des Anne-Frank-Gymnasiums treffen. War die Aktion 2020 noch aufgrund der Corona-Krise ausgefallen, stellten die Initiatoren diese besondere Zusammenkunft mit bestimmten Besuchsregeln auf die Beine.

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Hinweis der Redaktion: In der ursprünglichen Version dieses Textes hatten wir außerdem auf die Geschichte von Stefanie Curbach zurückgeblickt. Heute erhielten wir die traurige Nachricht, dass Frau Curbach vor einigen Wochen verstorben ist. Wir haben uns daher dazu entschieden, die Textpassagen aus Rücksicht auf die Angehörigen herauszunehmen. Diesen gilt unser aufrichtiges Beileid.

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