
© Christiane Hildebrand-Stubbe
Tischtennis-Trainer für einen Tag Lehrer an der St.-Vitus-Schule
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Mädchen und Jungen schlagen mit Fliegenklatschen nach Luftballons oder balancieren einen Tischtennisball auf einem Schläger über einen Hindernisparcours: Aktionstag an der St. Vitus-Schule.
Die vier Tischtennis-Tische in der Sporthalle der St. Vitus-Grundschule in Südlohn entdeckt man erst spät. Der Tischtennissport spielt zwar an diesem Dienstagmorgen die Hauptrolle, der Weg dahin führt aber nicht sofort an die Platten.
Es ist nach 2018 und 2019 der dritte Tischtennis-Aktionstag an der Südlohner Grundschule, den der SC durchführt. Für die vier dritten und vierten Klassen findet der Unterricht dazu in der Halle statt. Und als Lehrer fungieren dabei die Tischtennistrainer Hubert Thies und Gerd Medding sowie drei Jugendliche des Vereins. Ihr Motiv: Grundschüler für ihren Sport zu begeistern.

Gar nicht so einfach das Spiel mit einer Fliegenklatsche als Schläger. © Christiane Hildebrand-Stubbe
Wer von den 94 Schülern und Schülerinnen allerdings gedacht hatte, dass sich alles nur um das klassische Tischtennisspiel drehen soll, ist überrascht. Ein Drittel der 45-minütigen Schulstunde wird nicht mit Tisch-Tennisbällchen, sondern mit großen Luftballons gespielt. Und das mit ungewöhnlichen „Schlägern“, mit Fliegenklatschen. Gar nicht so einfach, wie so mancher Aufschrei, wenn der Ballon nicht die gewünschte Bahn nimmt, vermuten lässt.
Die Aufgabe im zweiten Zeit-Drittel ist nicht weniger originell und ähnlich schwierig: Hier gilt es, einen Tischtennisball auf einem Schläger sicher durch einen Hindernis-Slalom zu balancieren. Nur das dritte Drittel der Schulstunde findet tatsächlich an der Platte statt. Und auch da geht es erst einmal um Basiswissen. Erstes Lernziel: den Schläger richtig zu halten.
„Tischtennis ist Schach mit Schläger“
Die beiden Trainer erklären, warum: „Es geht um spielerisches Heranführen an das Racket, um Koordination.“ Denn die wird beim Tischtennis ganz besonders gefordert. Beispiel: Bei dem Spiel mit der Fliegenklatsche geht es um Auge-Hand-Koordination.
Hubert Thies: „Es gibt keine andere Racket-Sportart, die mehr kognitive Fähigkeiten abverlangt als Tischtennis.“ Sein Trainerkollege Gerd Medding geht noch weiter: „Tischtennis ist Schach mit Schläger“. Und mit Pingpong habe Tischtennis gar nichts zu tun.
Die beiden Trainer, bei denen man spürt, dass sie für den Sport brennen, zählen aber noch mehr Pluspunkte auf. Es gehe nämlich nicht nur um kognitive Kompetenz, sondern auch und besonders um soziale: „Tischtennis ist ein Mannschaftssport.“

Konzertierte Aktion (v.r.): Schulleiterin Friederike Voß zusammen mit den Tischtennis-Trainern des SC Gerd Medding und Hubert Thies. © Christiane Hildebrand-Stubbe
Allesamt Qualitäten, die auch in Schule gelernt und gefördert werden. Insofern freut sich Schulleiterin Friederike Voß über diese sportliche Unterrichtsform. Außerdem werde so auch der Blick geöffnet, hat sie festgestellt: „Du erlebst die Kinder, die du nur aus dem Klassenraum kennst, plötzlich ganz anders.“ Beispiel: Stille Kinder werden in diesem Rahmen plötzlich ganz offen.
Die Schüler hätten sich durch die Bank auf diesen Tag sehr gefreut und seien auch anschließend sehr zufrieden, sagt die Schulleiterin. Beim Feedback, das ihr eine dritte Klasse gegeben habe, seien jedenfalls alle Daumen nach oben gegangen.
Friederike Voß: „Gerade auch durch Corona sind ihnen Gemeinschaftserlebnisse ganz wichtig geworden.“ Auch deshalb betrachtet sie die Zusammenarbeit mit dem SC als sehr fruchtbar.
Seltene Kooperation Verein und Schule
Die bekam vor sechs Wochen auch einen ganz offiziellen Rahmen. In Form einer Kooperation Verein-Schule - eine von vieren in NRW. Die Kooperationspartner und Unterzeichner des Vertrages: SC Südlohn 28 e.V und die St.-Vitus-Grundschule. Eine Win-Win-Situation, wie die Schulleiterin betont. Deshalb ist sogar schon eine Unterrichtsreihe im Fach Sport zusammen mit dem SC angedacht.
Für den Verein neben den Aktionstagen eine günstige Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu machen und auch vielleicht sogar Talente aufzuspüren. Erste Hinweise darauf finden die erfahrenen Trainer sehr schnell: „Bereits beim Balancieren mit Ball und Schläger kann man viel erkennen.“
Außerdem sind an diesem Morgen auch echte „Zeugen“ für den Erfolg solcher Aktionstage anwesend: Mats Terbrack, Henning Telöken und Käthe Staubach sind genau durch einen solchen Aktionstag vor vier Jahren zum Tischtennissport gekommen und sie dabei als Talente entdeckt worden.
„Das hat damals sehr viel Spaß gemacht, die Trainer haben mich einfach motiviert, und einen Monat später war ich dabei, erzählt Käthe Staubach.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
