Flüchtlinge: Warum Selm auf Container setzen will

Fragen und Antworten

Der Rat muss am Donnerstag zwar noch zustimmen, doch es läuft nun wohl darauf hinaus, dass auf dem ehemaligen Disco-Gelände an der Selmer Industriestraße bald Container errichtet werden, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Die Pestalozzischule ist als Unterkunft somit wohl vom Tisch. Wir klären die wichtigsten Fragen.

SELM

, 29.06.2016, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die ehemalige Disko "Easy Danceclub" an der Industriestraße wird abgerissen. Die Stadt Selm will dort Wohncontainer für Flüchtlinge aufbauen.

Die ehemalige Disko "Easy Danceclub" an der Industriestraße wird abgerissen. Die Stadt Selm will dort Wohncontainer für Flüchtlinge aufbauen.

Warum entsteht die Flüchtlingsunterkunft nun doch auf dem Disko-Gelände? Die Verwaltung war in den vergangenen Wochen davon ausgegangen, dass sie wenige Wochen nach der Schließung der Landesunterkunft in Bork am 28. August Flüchtlinge zugewiesen bekommt. Wie Mario Löhr erklärte, habe die Bezirksregierung aber nun mitgeteilt, man müsse frühestens zum Jahresende mit Zuweisungen rechnen. So hat die Stadt mehr Zeit, Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Löhr hatte in den bisherigen Versammlungen immer betont, noch auf der Suche nach anderen Lösungen zu sein.

Warum schließt die Landesunterkunft in Bork? Es kommen zurzeit weniger Flüchtlinge nach Deutschland und NRW, die Asylverfahren sollen beschleunigt werden. Die landesweiten Plätze in den teuren Notunterkünften sollen von 69.000 auf 50.000 Plätzen reduziert werden. Zurzeit sind sogar „nur“ rund 25 000 Plätze belegt.

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Warum übernimmt die Stadt nicht die Zelte von der Notunterkunft? Mario Löhr erklärte, das Land habe die sogenannten Traglufthallen in Bork nur gemietet. Pro Jahr kosten sie rund 3,6 Millionen Euro – Miete. Zudem müsste die Einrichtung bei Sturm evakuiert werden. Container seien fester. Man habe sich nun für Container entschieden, da die Preise aufgrund geringerer Nachfrage zuletzt stark gefallen seien.

Was für Container werden für wie viele Personen auf dem Gelände aufgebaut? Wohncontainer für bis zu 200 Flüchtlinge. Da das Gelände eine Größe von rund 20.000 Quadratmeter hat, kann die Stadt bei einer doch größeren Anzahl an Zuweisungen jederzeit reagieren. Neben den Wohncontainern soll es Räume für Begegnung, Sportmöglichkeiten und die Kleiderkammer geben. Sie wird vom Marktplatz Bork in die neue Unterkunft verlegt.

Wer wird die Unterkunft betreiben? Die Stadt wird nun Gespräche mit möglichen Betreibern führen. Sie muss auch einen Sicherheits- und einen Verpflegungsdienst finden.

Durch den Wegfall der Unterkunft in Bork fallen dort Arbeitsplätze weg. Bürgermeister Löhr erklärte, man wolle versuchen, möglichst vielen Beschäftigten Arbeit in der neuen Unterkunft zu geben. Man könne aber nicht allen einen neuen Arbeitsplatz bieten. Der Betreiber DRK Betreuungsdienste GmbH arbeitet in Bork insgesamt mit rund 100 Beschäftigten.

Wann wird die Unterkunft bezugsfertig sein? Die Stadt rechnet mit Zuweisungen fürs Jahresende. Dann soll die Unterkunft spätestens zur Verfügung stehen. Zunächst muss die Disco abgerissen werden. Das Grundstück ist seit einigen Wochen im Besitz der Stadt.

Wie viele Asylbewerber leben zurzeit in Selm? 151 Asylbewerber sind laut Sylvia Engemann derzeit fest in Selm untergebracht: 98 männliche und 53 weibliche Personen. Darunter sind 46 Kinder, 20 von ihnen im schulpflichtigen Alter. 136 Personen leben in den zentralen Unterkünften in Selm, Bork und Cappenberg. Familien sind überwiegend in Bork untergebracht. 55 Personen wohnen in privaten Wohnungen, 40 von ihnen haben einen Aufenthaltstatus. Bis auf zwei Personen haben alle einen Asylantrag gestellt.