Bürgermeister Dimitrios Axourgos (41) im Interview „Ich habe den festen Willen, weiterzumachen“

Bürgermeister Axourgos: „Ich habe den festen Willen, weiterzumachen“
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Bürgermeister Dimitrios Axourgos (41) tritt zur Kommunalwahl 2025 erneut für die SPD als Bürgermeisterkandidat für Schwerte an. Wie blickt er auf seine ersten Jahre als Bürgermeister zurück – und was sind seine Pläne für die Zukunft? Darüber haben Martina Niehaus und Johannes Staab mit ihm gesprochen.

Herr Axourgos, Sie treten wieder als Bürgermeisterkandidat der SPD in Schwerte an. Wie war es denn beim letzten Mal für Sie?

Ich habe die Stadt und die Menschen noch einmal anders kennenlernen dürfen. Natürlich ging es um viel – beruflich und auch persönlich. Insofern war das eine aufregende, spannende, aber auch sehr schöne Zeit. Und für mich persönlich auch mit einem schönen Ausgang.

Beruflich hat sich damals für Sie viel geändert. Eigentlich sind Sie ja Lehrer...

Genau, 2010 hatte ich meine Stelle hier am Friedrich-Bährens-Gymnasium angetreten. Die Stadt und die Menschen kannte ich schon, war beruflich hier verwurzelt. Es ist aber dann doch ein Unterschied, ob man in die Schule oder ins Rathaus fährt. Für mich hat sich damit sehr viel verändert.

Würde sich dann jetzt wiederum viel verändern, wenn Sie nicht mehr Bürgermeister wären?

Natürlich trete ich mit dem festen Willen an, weitermachen zu können. Deshalb gibt es ehrlich gesagt auch keinen Plan B – der müsste im schlechtesten Fall schnellstens gefunden werden. Doch nachdem ich erklärt habe, noch einmal antreten zu wollen, waren die ersten Reaktionen sehr positiv. Ich glaube, dass eine breite Mehrheit der Bevölkerung meine Arbeit schätzt und gern möchte, dass ich weitermache.

Schwertes Bürgermeister Dimitrios Axourgos im Interview mit Ruhr Nachrichten-Reporterin Martina Niehaus im Dezember 2024.
Schwertes Bürgermeister Dimitrios Axourgos im Interview mit Martina Niehaus im Dezember 2024: Er kandidiert wieder für die SPD für das Amt des Bürgermeisters. © Johannes Staab

Auf welche Projekte Ihrer ersten Amtszeit blicken Sie stolz zurück?

Ein Schwerpunkt war von Beginn an das Thema Bildung und Familie. Wir haben uns bemüht, die Rahmenbedingungen für Familien, für Kinder und Jugendliche deutlich zu verbessern. Wir haben neue Kitas gebaut und Kita-Plätze geschaffen, haben Grundschulen für den Offenen Ganztag ausgestattet. Aktuell errichten wir neue Schulen und bauen sie weiter aus. Wir haben die Digitalisierung an Schulen vorangebracht und das Budget der Schulen erhöht.

Daneben haben wir im Bereich Freizeit für Kinder und Jugendliche eine Menge vorzuweisen. Wir haben Bolzplätze, die Skateranlage und viele Spielplätze neu errichtet und saniert, die Sportplätze auf Vordermann gebracht. Und wir beteiligen Kinder und Jugendliche an all diesen Maßnahmen über das Kinder- und Jugendparlament.

Und darüber hinaus?

Da haben wir das Thema Wirtschaft in den Vordergrund gestellt und eine sehr aktive Wirtschaftspolitik betrieben – immer nah bei den Handwerkern, Einzelhändlern und Unternehmen, ob klein, ob groß. Ganz besonders stolz bin ich auf den sogenannten Hoesch-Deal. Dass wir als Stadt das Hoesch-Gelände aufgekauft haben und wir dadurch die Möglichkeit hatten, Industriearbeitsplätze zu erhalten. Mittlerweile sind dort neue Arbeitsplätze entstanden.

Zu guter Letzt die Bereiche Ehrenamt sowie Seniorinnen und Senioren. Wir haben aktiv an der Seniorenarbeit mitgewirkt, um zum Beispiel Einsamkeit im Alter zu bekämpfen. Wir haben das Mitmach-Büro und das Familienbüro eröffnet, also das Thema Beteiligung und soziales Miteinander. Und wir haben das Ehrenamt gestärkt. Darauf kann man in dieser Stadt auch stolz sein.

In einem größeren Interview vor rund zwei Jahren ging es auch um den Haushalt und die Frage: Wie finanziert man das alles? Schon damals haben Sie gesagt, man müsse den Gürtel enger schnallen.

Das gilt auch nach wie vor – erst recht für die nächsten Jahre. Die Herausforderung der Kommunen in Sachen Finanzlage ist bekannt. Dementsprechend ist es wichtig, dass man mit einer klaren Marschrichtung auch in eine solche Amtszeit hineingeht. Meine Prioritäten sind tatsächlich Bildung und Familie. Natürlich hätte es auch viele andere wichtige Projekte geben können. Aber aufgrund der Finanzlage kann man nicht auf einmal alles machen.

Wir haben es aber auch geschafft, in den letzten Jahren unseren Haushalt zu verbessern. Die Stadt hatte seit 2012 negatives Eigenkapital. Und wir haben es geschafft, in den letzten Jahren wieder Eigenkapital aufzubauen – dank der guten Wirtschaftsentwicklung, aber auch, weil wir jeden Euro umgedreht haben. Wir haben auch in den letzten sechs Jahren keine Steuern erhöht.

Kann das denn so eingehalten werden?

Das wird ein großer Kraftakt – die Finanzlage der Kommunen für die nächsten Jahre lässt sich schwer vorhersehen. Hinzu kommt, dass auch wir Kommunen, wie jede Privatperson auch, mit steigenden Kosten zu kämpfen haben. Teilweise sprechen wir von Baukostensteigerungen von 15 bis 20 Prozent in einem Jahr. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam in die Zukunft investieren und Prioritäten setzen.

Im letzten Bauausschuss gab es folgende Diskussion: Auf der einen Seite baut man die Theodor-Fleitmann-Gesamtschule neu, für rund 60 Millionen Euro. Auf der anderen Seite wird diskutiert, ob die Friedrich-Kayser-Schule einen dringend benötigten zweistöckigen OGS-Neubau bekommen kann. Ist das fair?

Wir halten uns an die Empfehlungen des Schulentwicklungsplans. Mit der Entscheidung, die Gesamtschule fünfzügig zu machen, musste man da „ran“. Bei der FKS ist jetzt ein doppelstöckiger Anbau beschlossen worden – mit Blick auf einen OGS-Rechtsanspruch ab 2026. Ich bin froh über diese Entscheidung, denn die Schule hat diesen Bedarf.

Ähnliche Diskussionen gibt es jetzt bei den Turnhallen.

Das ist ein weiterer Baustein: Unsere Sportplätze hatten einen erheblichen Sanierungsstau. Und als Nächstes sind jetzt die Turnhallen dran – viele sind in einem schlechten Zustand. Mit unserer neu zu gründenden Daseinsvorsorge GmbH haben wir uns da auf den richtigen Weg gemacht, um die Situation zu verbessern.

Was sagen Sie den Kritikern, die „Sportpaläste“ befürchten?

Das wird auf keinen Fall passieren. Es hat Workshops gegeben. Wir haben mit den Schulen, den Vereinen und der Politik über die Bedarfe gesprochen – und erklärt, dass die Turnhallen Funktionsbauten sein werden, die aber dennoch den Ansprüchen genügen werden.

Auch hier gibt es Diskussionen um die Reihenfolge der Projekte. Braucht man in Villigst eine Dreifachsporthalle? Dann ist hinterher möglicherweise kein Geld mehr da für das Lehrschwimmbecken in Ergste.

Die Schule ist heute nicht mehr um 14 Uhr zu Ende. Wir haben somit erhöhte Bedarfe der Schulen. Auf der anderen Seite haben wir hier ein riesengroßes ehrenamtliches Engagement im Bereich Sport. Für mich als Bürgermeister ist das absolut wichtig und macht, wie ich finde, auch unsere Stadt aus.

Deshalb ist es auch notwendig, die Defizite bei den Turnhallen für die Sportvereine mit anzugehen. Die Sportvereine haben schon seit vielen Jahrzehnten höhere Bedarfe, die wir bisher nicht bedienen können. Aus allen Wünschen und Bedarfen haben wir ein Gesamtkonstrukt gestrickt, von dem ich überzeugt bin und das auch das Lehrschwimmbecken beinhaltet

Das Bauprojekt am Schützenhof ist ein großes Thema in der Stadt. Der Notarvertrag ist unterschrieben, wie ist der weitere Stand?

Wir werden jetzt die notwendigen Bebauungspläne angehen, die folgen müssen. Ziel des Investors ist es, Mitte 2025 die Bagger anrollen zu lassen. Ein weiteres Städtebauprojekt liegt in Wandhofen: Dort haben wir bald ein Sportzentrum für die Vereine und die Stärkung des Ortsteils. Zusätzlich werden wir auch dort ein wesentliches Ziel erreichen, das die Stadt seit vielen Jahren verfolgt: Wohnraum zu schaffen.

Wird die Sportarena in Wandhofen denn bald wasserdicht und fertig sein?

Ja, sie soll im Februar fertig sein. Wir sind gerade im Gespräch mit dem Verein, denn im Winter möchte dort niemand eine Outdoor-Eröffnungsfeier machen. Das wird wahrscheinlich in die wärmeren Monate verlegt.

Zum Thema Steuern: Sie haben vor zwei Jahren gesagt, dass Sie die Grundsteuer nicht erhöhen möchten. Jetzt wird in Schwerte der Hebesatz der Grundsteuer B erhöht…

Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts mussten wir nun eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung des Rates zur Differenzierung der Hebesätze – die ich auch befürworte – führt dazu, dass wir beim Hebesatz für Wohngrundstücke von 880 auf 890 ansteigen. Übrigens nehmen wir als Stadt damit genauso viel ein, wie vorher. Andererseits wären wir bei über 1.000 Prozentpunkten gewesen, wenn wir den einheitlichen Satz umgesetzt hätten. Deshalb bin ich froh über die Entscheidung – mit dem Risiko, dass wir nicht wissen, ob das Bestand haben wird.

Schwerte gilt sowieso schon nicht gerade als günstiges Pflaster im Kreis – auch in Sachen Gewerbesteuer.

Wir werden im Vergleich zu anderen Kommunen in den nächsten Jahren im Mittelfeld sein, was die Höhe der Grundsteuern und Gewerbesteuern angeht. Unabhängig davon ist die Stadt sehr attraktiv – und wir tun alles dafür, dass sie es bleibt.

Woran zeigt sich das?

Viele leben gern hier – genießen die Natur, nutzen die Kultur- und Sportangebote und ein reges Vereinsleben. Noch mehr Menschen wollen hier wohnen – die Nachfrage ist größer als das Angebot. Deshalb ist die Schaffung von Wohnraum ein wichtiges Ziel.

Wie steht es um die Innenstadt? Auch hier wird teils die Attraktivität infrage gestellt.

Seit 2019 haben wir ein professionelles Stadtmarketing, das viele Veranstaltungen durchführt – in einer Stadt dieser Größenordnung ist in dieser Hinsicht eine Menge los. Auf der anderen Seite haben wir den Einzelhandel. Hier bereiten bekannte Faktoren Schwierigkeiten – wie der Internet-Versandhandel. Wir bemühen uns, mit Förderprogrammen und einer aktiven Werbegemeinschaft Leerstände zu beseitigen. Viele Menschen von außerhalb, denen ich begegne, finden die Innenstadt übrigens sehr schön – mit kleinen Boutiquen und inhabergeführten Läden.

Neben dem neuen Marktplatz „verödet“ das City-Center. Wie kann es dort attraktiver werden?

Um Innenstadt und Einzelhandel zu stärken, war es wichtig, in den Marktplatz zu investieren. Auch um Impulse an die umliegenden Eigentümer zu setzen und Aufenthaltsqualität zu schaffen. Wo man sich gern aufhält, geht man auch gern shoppen. Natürlich haben wir die Hoffnung, dass sich im City-Center dementsprechend auch etwas tut. Da wir nicht Eigentümer sind, sind unsere Möglichkeiten allerdings begrenzt. Wir versuchen aber, über unsere Wirtschaftsförderung dort Neuansiedlungen zu vermitteln.

Gibt es rückblickend etwas, das Sie in Ihrer Amtszeit gelernt haben?

Diese Amtszeit war geprägt von zahlreichen Krisen. Corona, Ukraine-Krieg und als Folge Geflüchtete und Inflation, der Klimawandel, Investitionsstau. Ich musste schnell lernen, diese Krisen in einem Team zu bewältigen. Ich finde, dass wir hier gemeinsam kreativ waren, angepackt und geholfen haben und damit die Krisen gut überstanden haben.

Stichwort Klimawandel: Freuen Sie sich über die neuen Windräder an der Stadtgrenze zu Iserlohn?

Ja und nein. Die optische Freude ist definitiv nicht da. Aber um dem Klimawandel zu begegnen, brauchen wir auch Windkraftanlagen. Auch hier gibt es eine klare Richtung: Gemeinsam mit den Stadtwerken wollen wir bis zum Jahr 2030 80 Prozent des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien abdecken. Ein ambitioniertes Ziel, hinter dem ich aber stehe. Dazu gehört es, kritische Stimmen auszuhalten, die nicht angetan sind von Windkraft- oder Photovoltaikanlagen.

Sie bezeichnen sich selbst als etwas ungeduldigen Menschen. Wann fällt es Ihnen besonders schwer, abzuwarten?

Ja, das ist sicherlich ein Punkt, den ich auch lernen musste in meinem Amt: Dass man Geduld mitbringen muss, besonders bei Bauprojekten und der Zusammenarbeit mit anderen Behörden. (lacht)

Gibt es Dinge, die Sie rückblickend anders gemacht hätten?

Die Entscheidungsfindung zum Neubau der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule würde ich rückblickend anders angehen. Wenn wir noch einmal über einen Neubau einer Schule an einem anderen Standort nachdenken würden, dann würde ich mir noch mehr Gedanken darüber machen, mit wem wir vorab Gespräche führen.