
Am Ruhr-Ufer sah sich Dr. Olaf Niepagenkemper am Dienstag die Situation nach dem Ablassen des Wassers an. © Mühlbauer, Heiko
Ruhr-Baustelle begutachtet: Der niedrige Wasserstand hat viele Fische vertrieben
Fischereiverband
Als sich in der vergangenen Woche die Tore des Wehrs in Westhofen öffneten, trieben mit ihnen viele Fische flussabwärts. Der Fischereiverband fordert eine Aktion zur Wiederbesiedlung der Ruhr.
Seit vergangener Woche führt die Ruhr extrem wenig Wasser. Der Grund dafür: Die Wasserwerke reparieren hier eine Versorgungsleitung zwischen den Wasserwerken. Grundsätzlich wird das Projekt ökologisch begleitet, dennoch meldet der Landesfischereiverband Bedenken an. Denn mit dem Wasser verschwanden auch die Fische aus einem Teil der Ruhr.
Wassertiefe mit Echolot ermittelt
Am Dienstagnachmittag (9.8.) war Dr. Olaf Niepagenkemper vom Landesfischereiverband an der Schleuse in Westhofen, um die Lage zu begutachten. Unterstützt wurde er von Angler Robin Illner, der mit einem Echolot die Wassertiefe ermittelte und dem Fachmann die Probleme in diesem Bereich der Ruhr aufzeigte.

Dr. Olaf Niepagenkemper besichtigte am Dienstag das Wehr in Schwerte. © Mühlbauer, Heiko
Der Wasserstand, der hier zumeist 5,90 Meter hoch ist, beträgt aktuell gerade mal einen Meter. Die Tore am Wehr sind weit geöffnet, die Ruhr fließt, wo sie sonst eher steht. Und genau das ist das Problem. Die Fische, die normalerweise hier siedeln, sind an die fehlende Strömung angepasst. Vor allem das schnelle Ablassen des Wassers hat sie flussabwärts getrieben.
„Angler berichten, dass sich gerade sehr viele Fische im Bereich der Lennemündung aufhalten“, sagt Niepagenkemper. Parallel dazu vertrockneten viele Muscheln und Schnecken, die sich am Rande der Ruhr angesiedelt haben. Sie dienten den Fischen als Nahrung.
Für Neubesatz sorgen
Wenn im Herbst der Pegel der Ruhr wieder angehoben wird, müsse man einen Neubesatz mit Fischen organisieren, fordert Niepagenkemper. Denn Fische gehören zum Ökosystem der Ruhr dazu, damit es auch funktioniert. Auch wenn das Ökosystem in diesem Bereich nicht von der Natur erzeugt wurde.
Der aktuelle Pegel entspreche wohl dem normalen Zustand des Flusses. Durch die zahlreichen Wehre und die Stauseen wurde der Pegel seit etwa 100 Jahren immer weiter reguliert. Das kann man derzeit vor dem Westhofener Wehr gut erkennen.
An der einen Seite des Flusses sind große Steine, die steil abfallen bis zum Ufer. Auf der anderen Seite sieht man ein kleines Kliff, an dessen unterem Rand sich Faulschlamm gesammelt hat, der hier nicht weitergetrieben wird.
Gemeinsame Lösung im Herbst
Im Herbst will der Fischereiverband gemeinsam mit der Bezirksregierung, dem Kreis Unna und den Wasserwerken Westfalen eine Lösung suchen, wie man den Teil der Ruhr wieder mit Leben füllen kann. Denn eines ist sicher: Die Fische, die einmal flussabwärts gewandert sind, werden nicht zurückkehren.
Probleme mit dem Wasserstand haben auch die Kanuten, die hier am Wehr ihr Boot umsetzen müssen. Doch für sie wurden hölzerne Treppen gebaut, mit denen man die Boote aus dem tiefen Flussbett tragen kann.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
