
Brauner Matsch ist nun dort zu sehen, wo einst eine Wasserfläche war. © Heiko Mühlbauer
Wasserwerke sorgen für eine Watt-Landschaft in Westhofen
Röllingwiese
In Westhofen kann man derzeit eine Watt-Landschaft bewundern. Das liegt am extrem niedrigen Wasserstand der Ruhr – und der hat etwas mit einer Wasserleitung zu tun.
Das Schild „Fischen verboten“ scheint ein wenig deplatziert. Hinter dem Verbotsschild ist nämlich derzeit nur brauner Matsch zu sehen.
Überhaupt erinnert das Feuchtgebiet Röllingwiese in Westhofen derzeit mehr an eine Watt-Landschaft als an eine geflutete Ruhraue.

Wasserwerke-Geschäftsführer Bernd Heinz zeigt, an welcher Stelle die Schieber und Ventile erneuert werden müssen. © Mühlbauer, Heiko
Grund für die Trockenheit ist künstlich
Der Grund dafür ist allerdings nicht in der landesweiten Trockenheit begründet. Denn auch wenn die Talsperren im Sauerland nicht mehr bis zu Rand gefüllt sind, reicht das Wasser aus, um den Ruhrpegel konstant auf einem normalen Maß zu halten.
Dennoch führt die Ruhr zwischen Villigst und Westhofen aktuell extrem wenig Wasser. So wenig, dass die Röllingwiesen fast trocken gelaufen sind. Der Grund für die Trockenheit ist künstlich gemacht, übrigens genau wie die Röllingwiesen ein vom Menschen gemachtes Naturschutzgebiet sind.
Als die Wasserwerke Westfalen das Areal nicht mehr benötigten, beschloss man, die Wiese zu fluten. Das ist möglich, weil der Pegel der Ruhr reguliert wird.
Allerdings gab es in diesem Bereich aus der Vergangenheit noch wichtige Wasserleitungen, zu Beispiel jene, die die Wasserwerke an der Ruhr verbindet. Die sorgt dafür, dass auch dann wenn Probleme an einer Stelle auftreten, von einem anderen Punkt Wasser herbeigeschafft werden kann.
„Doch die Ventile, mit denen das geregelt wird, sind in die Jahre gekommen“, erläutert der Geschäftsführer der Wasserwerke Westfalen, Bernd Heinz. Schon im vergangenen Jahr wollte man diese austauschen. Allerdings kam dann der Sommer mit dem Hochwasser, so wurde das Projekt verschoben.

Die Landschaft an der Ruhr in Westhofen erinnert an das Wattenmeer. © Heiko Mühlbauer
Montag wurde das Wasser der Ruhr abgelassen
Um Bauen zu können, musste der Pegel der Ruhr abgesenkt werden. Und das betrifft wiederum die Röllingwiese. Am Montag (1.8.) begann man mit dem sogenannten Abstau. In Villigst wurden die Wehrklappen geschlossen, in Westhofen geöffnet. Damit konnte man den Pegel in diesem Bereich senken. Aktuell lässt man nur so viel Wasser wieder nachfließen, wie an der anderen Seite abfließen kann.
Die Ruhr wäre nämlich unreguliert im Herbst ein breiter Strom, der das Ruhrtal füllt und im Sommer bei der aktuellen Trockenheit mehr ein Rinnsal. Für das Naturschutzgebiet bedeutet dies eine Phase der Trockenheit.
„Wir haben das mit den Behörden abgesprochen“, sagt Bernd Heinz. Denn jetzt sei die Zeit mit der geringsten ökologischen Beeinträchtigung. Damit das Areal nicht komplett trocken fällt, wird das Wasser auf der wenige hundert Meter entfernten Baugrube auf die Wiese gepumpt.

Die Wasservögel waten derzeit durch den Schlamm. © Mühlbauer, Heiko
Zwei Monate dauern die Bauarbeiten
In rund zwei Monaten sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Dann kann man in 24 bis 48 Stunden wieder den alten Wasserstand herstellen und die Röllingwiese erneut fluten.
Das freut vor allem die Hobby-Ornithologen, die sich nahezu täglich mit Fotoapparat und Fernglas auf der Aussichtsplattform der Argon am Rande des Naturschutzgebiets einfinden. Denn von hier aus kann man rund 40 heimische Vogelarten beobachten. Sogar ein Schwarzstorch wurde hier bereits gesichtet.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
