Der Buchenwald von Jochen Schulte-Höfinghoff in Ergste ist deutlich ausgedünnt. © Heiko Mühlbauer

Windenergie

Forstbauer Jochen Schulte-Höfinghoff erklärt, warum nur Windräder den Wald in Ergste retten

Windkraftanlagen sind schlecht für den Wald? Das ist Blödsinn, meint Elektro-Ingenieur und Forstbesitzer Jochen Schulte-Höfinghoff. Nur Windanlagen retten den Wald, sagt er.

Schwerte, Ergste

, 06.04.2022 / Lesedauer: 3 min

Der Hof von Jochen Schulte-Höfinghoff liegt mitten in Garenfeld. Ein altes Bauernhaus und die zugehörigen Gebäude. Die Landwirtschaft ist längst verpachtet. Aber die gut 20 Hektar Wald, die er im benachbarten Ergste besitzt, bewirtschaftet Jochen Schulte-Höfinghoff immer noch selbst. Nachhaltig, wie er betont.

Und deshalb ärgern ihn Aussagen wie die des CDU-Ratsherrn Bernd Krause: Der hatte die Stadt aufgefordert, alles gegen die mögliche Pläne für Windkraftanlagen in Ergste zu tun.

„Ich plane keine Windanlage in meinem Wald“

„Vorab, ich plane auf meinem Gelände keine Windkraftanlage“, sagt Schulte-Höfinghoff. Aber Windkraft sei gut für den Wald, vielleicht sogar die letzte Chance, ihn zu retten, argumentiert er. Und dann zeigt er in seinem Wald hinter der Autobahn Buchen mit großen Rissen. „Das ist Sonnenbrand“, erklärt er.

Diese Buche hat durch die Sonneneinstrahlung und die Hitze einen Riss in der Borke. Ob sie in diesem Frühjahr noch einmal austreibt ist fraglich. Der Klimawandel setzt dem heimischen Wald schwer zu. © Mühlbauer

An anderer Stelle sind Bäume vom Wind umgeknickt oder die Kronen hoher Bäume dünn und licht. „Über eine Milliarde Bäume sind in Deutschland durch die Dürre und intensive Sonnenbestrahlung abgestorben“, warnt der Forstbesitzer. Und das seien längst nicht nur Fichten in Monokulturen. Auch Buchen und sogar manche Eichen seien durch lange Trockenperioden im Sommer angegriffen.

Ohne Windkraft ändere sich das Landschaftsbild viel mehr

Natürlich ändere die Windkraft das Landschaftsbild, aber ohne Windkraft ändere sich das Landschaftsbild künftig viel stärker. Und im Kampf gegen den Klimawandel sei Windkraft aktuell die umweltschonendste Variante, bei der Energieversorgung CO2 einzusparen.

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Rückendeckung erhält der Forstbesitzer da ausgerechnet von der Revier-Försterin Andrea Lenke. Auch sie hält Windkraftanlagen im Wald für vertretbar. Natürlich gebe es Ausschlussgründe, zum Beispiel im Naturschutzgebiet. Aber den Wald grundsätzlich für den Bau der Anlagen auszuschließen, hält sie für falsch. Denn der Flächenverbrauch von Windrädern sei nicht groß. Die Wege im Wald gebe es schon.

„Möglichst hohe Masten bauen“

Schulte-Höfinghoff wünscht sich möglichst große Windräder im Wald: Denn je höher die Masten, desto zuverlässiger der Wind, sagt er. Den Windkraftgegnern vor allem aus Reihen der Politik wirft er Falschinformationen vor – und listet dann seine Argumente auf.

Windkraft und Artenschutz seien bei modernen Anlagen auch durch Vogelerkennungs-Sensorik kein Widerspruch mehr. Und auch der BUND (südlicher Oberrhein) stelle fest, dass jährlich zwar 100.000 Vögel in Windkraftanlagen sterben, aber 100 Millionen durch den Zusammenprall mit Glasscheiben. Nicht eingerechnet der Straßenverkehr, Zugunfälle und Katzen.

Schattenschlag würde im Genehmigungsverfahren geprüft und sei höchsten wenige Minuten am Tag für bebaute Flächen zulässig. Aussagen wie, je größer das Windrad ist, desto schneller drehen sich die Flügel, seien auch physikalisch Unsinn. Das Gegenteil sei der Fall. Noch härter geht er mit den Alternativen, die von der CDU aufgezeigt wurden, ins Gericht.

Photovoltaik bräuchte 63 Fußballfelder

Um Ergste von einer Photovoltaikanlage zu versorgen, benötige man etwa 45 Hektar Fläche, das sind gut 63 Fußballfelder. Wo sollen die in Ergste sein, fragt Schulte-Höfinghoff. „Das ist nicht wirklich zu Ende gedacht.“ Und für eine Biogasanlage in dieser Größenordnung müsste man 2660 Hektar mit Monokultur bepflanzen, das seien mehr Felder, als es in Ergste überhaupt gebe. Die müssten wiederum gedüngt werden und... und... und.

„Wegen einer Handvoll Wutbürger“

Ein Windrad hingegen verbrauche inklusive Wegebau rund 4,6 Hektar Wald und könnte etwa 800 Hektar Biogasfläche ersetzen. Es halte normalerweise 20 Jahre, sei heutzutage komplett abbaubar und erzeuge in seiner Laufzeit Strom, der in der Herstellung 7 Cent koste, an dem Putin keinen Cent mitverdiene.

In Richtung der Ergster Politiker, die sich derart energisch gegen jedes Windkraft-Projekt in ihrem Ortsteil wehren, sagt der Forstwirt, der übrigens auch Elektro-Ingenieur ist: „Wegen einer Handvoll beratungsresistenter Wutbürger die Windkraftplanung zu unterbinden, halte ich für absolut falsch.“

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