Busse und Bahnen fahren in NRW wieder. Flugzeuge landen und starten - wenn auch teilweise verspätet. Nach dem großen Warnstreik kehrt im Verkehr im bevölkerungsreichsten Bundesland wieder Normalität ein.
Nach einem der größten Warnstreiks seit Jahrzehnten ist der öffentliche Verkehr in Nordrhein-Westfalen am Dienstagmorgen (28.3.) wieder angelaufen. Bei S-Bahnen und Regionalbahnen gebe es „keine streikbedingten Einschränkungen mehr“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn der Deutschen Presse-Agentur.
Allerdings kam es auf einzelnen S-Bahn-Linien noch zu Teilausfällen, weil Züge infolge des Streiks verspätet bereitgestellt wurden. Im Fernverkehr fielen in den Morgenstunden lediglich noch einzelne, wenige Fahrten aus, hieß es bei der Deutschen Bahn.
Auch im öffentlichen Nahverkehr normalisierte sich die Lage. In der Landeshauptstadt Düsseldorf fuhren wieder U-Bahnen, auch in Köln rollte der Nahverkehr laut Fahrplanauskunft wieder regelmäßig.
Im Schienengüterverkehr sei es DB Cargo gelungen, durch Steuerung von Transporten vor dem Streik der Eisenbahngewerkschaft EVG für eine „stabile betriebliche Ausgangslage“ zu sorgen, hieß es bei der Bahn. Schon seit Montagabend würden die ersten Güterzüge aus dem Rückstau in den Rangierbahnhöfen wieder angefahren.
Die Gewerkschaften Verdi und EVG hatten den Bus-, Bahn- und Flugverkehr am Montag weitgehend lahmgelegt. Allein im öffentlichen Nahverkehr haben sich nach Verdi-Angaben in NRW mehr als 12.000 Beschäftigte an dem Warnstreik beteiligt. Mit Blick auf Ostern drohte Verdi, nach den Ferien wieder Aktionen zu starten.
Nachdem am Montag offensichtlich viele Pendler zu Hause geblieben waren und größere Verkehrsstörungen im Berufsverkehr ausblieben, wurde es am Dienstagmorgen auf den Straßen in NRW wieder voller. Um 6.45 Uhr meldete der WDR in seinem Verkehrslagebericht 44 Kilometer Stau auf den Autobahnen.
Warnstreik in NRW: Bahnverkehr und Flugbetrieb betroffen
Der Bahnverkehr wurde in NRW durch die Warnstreiks nahezu komplett gestoppt - neben dem Fernverkehr galt das auch für den Regional- und S-Bahnverkehr. Das betraf den Angaben der Bahn zufolge nicht nur die Regionalverbindungen von DB-Regio, sondern auch Linien der Bahnkonkurrenten. Als Grund nannte die Bahn, dass auch Personal in Betriebszentralen und Stellwerken die Arbeit niederlegte.
Auch der Flugverkehr in den beiden größten NRW-Flughäfen war am Morgen weitgehend lahmgelegt. Am Airport Köln/Bonn fielen nach Unternehmensangaben am Montag 154 von ursprünglich 175 geplanten Passagierflügen aus. Davon seien rund 20.000 Reisende betroffen gewesen.
Auch am Flughafen Düsseldorf wurden am Morgen laut Flugplan zahlreiche Flüge annulliert. Ursprünglich waren hier 330 Starts und Landungen vorgesehen. Davon sollten über den Tag verteilt nach Airport-Angaben von Montagmorgen noch 69 Flüge stattfinden.
Vereinzelt gab es auch am Dienstag noch Auswirkungen auf den Flugverkehr. So wurden am Flughafen Köln/Bonn laut Abflugplan frühe Flüge auf den späteren Vormittag verlegt und vereinzelt auch annulliert. Der Streik am Flughafen dauere bis 7:00 Uhr, sagte eine Sprecherin.
Am Airport Düsseldorf lief der Flugverkehr dagegen nach Angaben eines Sprechers „normal an“. Das gelte auch für die Abfertigung. Verspätungen von frühen Flügen wurden in Düsseldorf nicht angezeigt, nur zwei Flüge wurden am frühen Morgen annulliert.
Der Dortmunder Flughafen hatte für Montag den kompletten Flugbetrieb abgesagt. Dort seien 46 Flugbewegungen mit rund 7000 Passagieren betroffen, so der Flughafen. Der Flughafen Münster-Osnabrück, an dem nicht gestreikt wurde, übernahm jeweils 20 Starts und Landungen anderer Airports. „Wir helfen gern aus, damit die Urlauber an ihre Ziele kommen“, sagte der dortige Flughafensprecher Detlef Döbberthin.

Streiks in NRW: Hier wurde in der Region gestreikt
In NRW wie im Bund war der Nahverkehr in sieben Bundesländern betroffen. Der Fern-, Regional-, und S-Bahn-Verkehr der Deutschen Bahn sowie weiterer Eisenbahn-Unternehmen fuhren nicht. Auch die Autobahngesellschaft sollte bestreikt werden, ebenso wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.
- In Dortmund wurde der Verkehr bereits zum fünften Mal in diesem Jahr bestreikt. In der Ruhrgebietsstadt kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen. Auch die Mitarbeiter am Dortmunder Flughafen sind zu Streiks aufgerufen worden.
- Die VKU in Unna war ebenfalls vom Streik betroffen. Laut einer Pressemitteilung war jedoch nicht klar, ob sich auch die Fremdunternehmen am Streik beteiligen.
- Auch im Kreis Recklinghausen standen Busse und Bahnen still.
- In diesen Städten wurde ebenfalls gestreikt: Dorsten, Haltern, Castrop-Rauxel, Lünen, Werne.
Nach Verdi-Angaben, seien auch wichtige Kanalschleusen blockiert worden. In Duisburg, Münster und Minden kamen demnach Güterschiffe nicht weiter und mussten anlegen.
Die Düsseldorfer Verdi-Geschäftsführerin Stephanie Peifer sprach für ihren Bezirk mit der Landeshauptstadt und Wuppertal von einer „grandiosen“ Streikbeteiligung. Ein Verdi-Sprecher hatte vorab prognostiziert, dass NRW-weit allein im öffentlichen Nahverkehr „mehr als 10.000“ Menschen an den Warnstreiks teilnehmen würden.
Ostern: Verdi NRW droht mit Vorbereitung auf Streik nach Ferien
Der Verdi-Landesbezirk Nordrhein-Westfalen droht im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes mit unbefristeten Streiks. Wenn es keinen Durchbruch bei der am Montag begonnenen bundesweit dritten Tarifrunde mit den Arbeitgebern von Bund und Kommunen gebe, werde Verdi NRW nach den Osterferien die Urabstimmung für unbefristete Streiks vorbereiten, sagte Landesbezirksleiterin Gabriele Schmidt am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Die Arbeitgeber könnten bei einem Scheitern der Tarifverhandlungen zwar die Schlichtung im öffentlichen Dienst anrufen. Dann würde zunächst eine Friedenspflicht gelten. Die Warnstreiks am Montag machten aber die hohe Streikbereitschaft der Beschäftigen deutlich. Allein im öffentlichen Nahverkehr von Nordrhein-Westfalen hätten sich mehr als 12.000 Streikende an den Warnstreiks am Montag beteiligt. „Das ist eine gute Resonanz, die wir haben“, betonte Schmidt.
Tarifkonflikt: Dritte Verhandlungsrunde startet Montag
Die dritte Tarifrunde in Potsdam habe mit weit auseinander liegenden Positionen begonnen: „Wir sind wenig optimistisch angereist“, sagte sie. Signale der Kommunen deuteten darauf hin, dass die zentrale Gewerkschaftsforderung nach einem Mindestbetrag bei Lohnerhöhungen weiter abgelehnt werde. „Die untersten Lohngruppen sind am stärksten von der Inflation betroffen“, betonte Schmidt. Angesichts der hohen Streikbereitschaft hoffe sie aber, dass die Arbeitgeber einlenken. „Drei Tage sind viel Zeit, wo sich etwas bewegen könnte“, sagt sie.
Verdi NRW verzeichne einen außergewöhnlichen Mitgliederzuwachs. „Im Moment haben wir mehr als das Doppelte an Mitgliedergewinn als wir sonst in einer Tarifrunde hatten“, sagte sie. Bei den Vorbereitungen auf die Tarifrunde öffentlicher Dienst im Herbst habe das begonnen. Der Trend habe sich unter anderem mit dem Abschluss im Postbereich verstetigt. Im Januar und Februar 2023 seien dann über 12.000 neue Mitglieder hinzugekommen. Verdi NRW habe mehr als 480.000 Mitglieder.
Im bundesweiten Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes für Beschäftigte von Bund und Kommunen fordern Verdi sowie der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es trotz eines Arbeitgeberangebotes noch keine Annäherung der Tarifparteien gegeben.
dpa/karie/rej/seh
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