So steht es um den Tennissport in der Region
Interaktiver Überblick
Die Zeiten von Steffi Graf und Boris Becker sind vorbei - das merken auch die Vereine in der Region. Doch wie hat sich der Tennissport seither verändert, wie geht es den Clubs und wie hat sich das auf ihre Mitgliederzahl und Hallen-Situation ausgewirkt? Ein Überblick.
Hier erzählen Vereine aus der Region ihre Situation:
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Zuletzt die traurige Nachricht: Die Tennis-Oase Lünen wird geschlossen. Damit steht die Halle nicht alleine dar. Auch in vielen anderen Orten ist das der Fall: "Es ist unbestritten: Die Mitgliederzahlen sind rückläufig und dadurch sind die Hallen nur gering frequentiert", sagt Frank Hofen, Pressesprecher des Westfälischen Tennis-Verbandes und der Gerry Weber Open.
"Wir hatten ein ziemliches Loch nach dem Rücktritt von Graf, Stich und Becker in den Neunziger Jahren. Dadurch haben wir in Deutschland etwa 500.000 Mitglieder verloren", fügt Hans-Jürgen Pohmann, Pressesprecher des deutschen Tennisbundes hinzu. Und das wirkt sich auch auf die regionalen Vereine aus.
"Seitdem die Tennis-Oase weggefallen ist, hat in Lünen kein Verein mehr eine eigene Halle", sagt Niklas Petrak, Pressewart des Lüner SV Tennis. Der Oase-Tennisclub, der zuletzt über etwa 40 Mitglieder verfügte, fusionierte mit dem SV. Gemeinsam trainieren sie jetzt in der privaten Halle in der Zwolle-Allee.
Die Hallen-Situation derzeit
Allgemein gibt es zwei Arten von Hallen: vereinseigene und kommerzielle. In der gesamten Region ist das unterschiedlich: Viele Vereine haben eine eigene Halle, manche - wie die Tennis-Oase Lünen - werden von Privatleuten betrieben. Dortmund fällt als Stadt am meisten auf: "Die kommerziellen Hallen sind weggebrochen. Aus ihnen sind Soccerhallen geworden - wahrscheinlich, weil sich mit Fußball mehr Umsatz als mit Tennis generieren lässt", sagt Oliver Kirchner, Jugendwart und Cheftrainer des Tennisclub Eintracht Dortmund. Sein Verein hat eine eigene Halle, die nach eigenen Angaben gut frequentiert ist.
Der Werner TC 75 beispielsweise nutzt eine private Halle: "Wir spielen in der Tennishalle Breer, die der gleichnamigen Familie gehört. Sie besitzt sechs Felder und ist stark ausgebucht. Wir müssen uns also keine Sorgen machen. Ob eine Halle bestehen bleiben kann, hat meiner Meinung nach auch viel mit dem Zustand und der Investition zu tun", erklärt Ralph Flemming, Sportwart beim Werner TC 75.
Klaus-Uwe Sarg, 1. Vorsitzender des TG Selm, berichtet von ihrer eigenen Halle: "Wenn wir nicht noch weitere Einnahmequellen hätte, zum Beispiel eine Fotovoltaik-Anlage, die Vermietung und die Mitgliedsbeiträge, dann könnten wir sie nicht halten." Er fügt hinzu: "Ich kann sehr gut verstehen, dass viele schließen müssen. Manchmal ist die Halle alt, manche können nicht mehr investieren. Auf lange Sicht geht das in großen Städten noch, in einem Umfeld ohne viele Leute, ist das schwer."
Was können Vereine tun?
"Das Freizeitverhalten ist anders geworden. Die Leute wollen unterhalten werde. In den Hallen muss mehr geboten werden, als nur ein Tennisplatz", sagt Frank Hofen. So kommt es gerade in der aktuellen Nicht-Boom-Phase des Tennis auf die Vereine an. Und das wissen die Clubs: Sie kooperieren mit den Schulen in der Region, veranstalten Tenniscamps und Tage der offenen Tür, fahren gemeinsam mit den Kindern zu den Gerry Weber Open.
"Das Interesse an Tennis ist immer noch da. Sonst wären zu den letzten Gerry Weber Open nicht über 110.000 Menschen in die Halle gekommen", meint Hofen weiter und Pohmann ergänzt: "Es gibt aktuell überall eine Aufbruchstimmung. Wir dürfen aber nicht warten, sondern müssen uns immer wieder bemühen und Aktionen machen."
Anfang des Jahres war das beispielsweise das Event "Deutschland spielt Tennis", an dem 2700 Vereine in ganz Deutschland teilnahmen. Pohmann vom deutschen Tennisbund: "Wir sind der drittgrößte Verein nach Fußball und den Schützen bei uns im Land. Wir müssen mehr Aufmerksamkeit bekommen, die Mitglieder zurückholen. Unser Ziel: Tennis jede Woche in die Schlagzeilen bringen."
Denn dadurch stehe und falle der Tennis-Hype, sind sich die Vereine einig: Umso erfolgreicher die deutschen Tennisspieler sind - zum Beispiel jüngst Angelique Kerber mit den Australian Open - umso besser steht es um den Tennissport.
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