Folterprozess: "Bilder wie aus einem Horrorfilm"
Opfer verlor drei Liter Blut
Im Folterprozess von Münster hat ein Polizist die Szenerie am Tatort in Lüdinghausen am Dienstag mit einem "Horrorfilm" verglichen. Selbst einer der drei angeklagten Teenager sei blutüberströmt gewesen. "Der sah aus, als hätte er in einer Schlachterei gearbeitet."

Der Tatort liegt in der Nähe der Eisenbahnbrücke über den Dortmund-Ems-Kanal. Er ist auch mit dem Auto gut zu erreichen - zumindest wenn man das Durchfahrtverbot auf dem Wirtschaftsweg ignoriert.
Die Polizei war damals von Nachtanglern alarmiert worden, die die Hilfeschreie des Opfers gehört hatten. Gleichzeitig mit den Beamten hatte sich auch ein Rettungswagen auf den Weg zum Dortmund-Ems-Kanal bei Lüdinghausen gemacht. Das Team hatte jedoch große Schwierigkeiten, den Tatort überhaupt zu finden. "Wir sind da ziemlich herumgeirrt", sagte der Notarzt im Prozess vor dem Landgericht Münster. Die letzten Meter sei man sogar zu Fuß gegangen.
"Er war völlig verstört und verängstigt"
"Dann haben wir auf einmal Lichter von Handytaschenlampen gesehen", sagte der Arzt. Das Opfer sei zwar ansprechbar, aber offenbar schwer verletzt gewesen. "Ich habe eine blutende Verletzung am Hals gesehen und eine große Schnittverletzung am Bauch." Weil die Situation jedoch völlig unübersichtlich gewesen sei, habe er zugesehen, dass er den 20-Jährigen schnell in den Rettungswagen bekomme. "Er war völlig verstört und verängstigt." Die Nachtangler hätten in einer Tour auf ihn eingeredet, um ihn bei Bewusstsein zu halten.
Vom Opfer selbst hatte der Notarzt vor allem noch diese Sätze in Erinnerung: "Gut, dass ihr hier seid. Ich will nicht sterben!" Zu diesem Zeitpunkt hätten die Wunden stark geblutet, teilweise sogar spritzend. Deshalb habe man Druckverbände angelegt und sei sofort ins Krankenhaus gefahren.
Teenager aus Ascheberg, Nordkirchen und Lünen angeklagt
Doch auch dort konnte nicht sofort operiert werden. Weil der 20-Jährige rund drei Liter Blut verloren hatte, war der Kreislauf zwischenzeitlich völlig instabil. Einer der Klinikärzte sprach am Dienstag von Lebensgefahr.
Die drei Angeklagten Teenager (ein Mädchen (17) und zwei Jungen (18,19)) aus Ascheberg, Nordkirchen und Lünen waren noch in Tatortnähe festgenommen worden. Vor allem die 17-jährige Schülerin war bei ihrer ersten Vernehmung alles andere als geständig. Im Gegenteil. Sie erzählte einer Vernehmungsbeamtin, dass sie von dem späteren Opfer mit einem Messer angegriffen worden sei. Das war jedoch gelogen.
Genau, wie die Geschichte, dass sie vergewaltigt worden sei. Dass hatte sie zuvor auch ihren beiden mitangeklagten Freunden erzählt. Die hatten daraufhin Rache geschworen. Dass es in Wahrheit ein Seitensprung und keine Vergewaltigung war, haben die beiden Freunde der 17-Jährigen erst im Prozess erfahren.
Das Opfer war gefesselt, gewürgt und mit einem Cuttermesser lebensgefährlich verletzt worden. Die Anklage lautet auf Mordversuch.