Malte C. wurde beim CSD in Münster brutal getötet: Das wissen wir über Opfer und Täter

Christopher Street Day

Malte C. wurde am Rande des Christopher Street Day in Münster getötet, weil er Zivilcourage gezeigt hat. Über ihn ist bisher wenig bekannt, über den Täter dafür umso mehr. Was bisher bekannt ist.

Münster

, 06.09.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Malte C. ist am Rande des Christopher Street Day in Münster brutal zusammengeschlagen worden. So brutal, dass er nie wieder das Bewusstsein erlangte. Nach fünf Tagen im künstlichen Koma starb er am 2. September in einem Krankenhaus. Anfang Oktober soll er nun beerdigt werden.

Der mutmaßliche Täter sitzt in der JVA Herford in Untersuchungshaft. Das ist über das Opfer und den Täter bekannt.

Es ist wie immer: Über den mutmaßlichen Täter gibt es schnell viele Informationen. Er rückt in den Fokus der brutalen Gewalttat. Über das Opfer, Malte C. ist nur wenig bekannt. Auch aus Opferschutzgründen und Rücksicht auf Familie und Freunde des Toten.

Zivilcourage kostet Malte C. das Leben

Transmann Malte C. ist nur 25 Jahre alt geworden. Er musste sterben, weil er Frauen, die bei der Parade beleidigt wurden, zu Hilfe geeilt ist. Er stammte aus Hannover und lebte zuletzt in Marl. Laut „Focus Online“ erkannte der Angreifer, dass Malte C. transsexuell war, weshalb er ihn ebenfalls beleidigte, bevor er mit der Faust zuschlug und Malte C. mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug.

Die Obduktion seiner Leiche hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma am Hinterkopf ergeben. Dieses sei wohl durch den Aufprall des Kopfes auf den Asphalt entstanden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag. Dieses Schädel-Hirn-Trauma könne unmittelbar die Todesursache gewesen sein, hieß es. Im Raum steht auch, dass der 25-Jährige an medizinischen Folgeproblemen des künstlichen Komas starb, in das er nach dem Angriff versetzt worden war. Das werde noch geklärt, sagte der Sprecher. Rechtlich spiele das aber keine große Rolle, der Tatvorwurf hänge nicht davon ab.

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Der mutmaßliche Täter ist 20 Jahre alt und polizeibekannt. Er sei in der Vergangenheit wegen mehrerer Körperverletzungsdelikte verurteilt worden, so die Staatsanwaltschaft Münster. Der Haftrichter habe Wiederholungsgefahr gesehen, auch das sei Grund für die U-Haft. Die Bild-Zeitung berichtet auch von Drogendelikten, Verfahren dazu seien aber eingestellt worden.

Strafverteidiger ist auch Anwalt für TV-Sternchen

Rechtsanwalt Siegmund Benecken aus Marl hat die Verteidigung des Tatverdächtigen übernommen. Er ist vor allem durch Auftritte in der Bild-Zeitung bekannt, die häufig umstritten sind. So trat er auch schon medienwirksam als Anwalt von TV-Sternchen Gisa-Lisa Lohfink auf.

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Wie die Rheinische Post berichtet, soll der Vater des Tatverdächtigen in Tschetschenien leben, die Mutter aber in Deutschland. Sie kam mit den Kindern alleine nach Deutschland.

Laut Bild-Zeitung soll er abgelehnter Asylbewerber sein, hätte gar nicht mehr in Deutschland sein sollen. Wegen der Kriegslage in Russland aber gibt es ein Abschiebeverbot, sein Aufenthaltstitel wurde bis Sommer 2023 verlängert, so die Bild.

2018 Hauptschulabschluss - danach begann der Abstieg

Er hat 2018 seinen Hauptschulabschluss in Münster gemacht, alle weitere schulischen Angebote danach aber abgebrochen, berichtet der Spiegel. Auch einen Job als Lagerarbeiter hielt er demnach nicht lange durch. Nur beim Boxen war er erfolgreich, trainierte in einem renommierten Integrationsprojekt. Aber auch dort flog er raus, weil seine schulischen Leistungen immer weiter abfielen.

Der Tatverdächtige selbst hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Rechtsanwalt Benecken will in drei bis vier Wochen einen Antrag auf Haftprüfung stellen, weil seiner Ansicht nach weder Flucht- noch Wiederholungsgefahr besteht, so die RP. Immerhin habe er eine feste Arbeitsstelle und stabile soziale Bindungen.

Begleiter des Täters hat sich bei der Polizei gemeldet

Ob der Tatverdächtige bei der Tat alkoholisiert war, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen. Weil er 20 Jahre ist, gilt er juristisch als Heranwachsender. Er kann also nach Jugendstrafrecht oder Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Sein Begleiter hat sich mittlerweile bei der Polizei gemeldet. Er habe am Sonntag die Polizei kontaktiert und sei am Montag als Zeuge vernommen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Münster. Es hätten sich keine belastbaren Hinweise ergeben, dass er an den Beleidigungen vor dem körperlichen Angriff beteiligt gewesen sei. Auch sonst seien keine Straftaten ersichtlich - gegen ihn werde nicht ermittelt, hieß es weiter.