Der Marler Anwalt Siegmund Benecken gilt als Spezialist für spektakuläre Fälle. Jetzt übernimmt er die Verteidigung des Tatverdächtigen im Fall Malte C.

Der Marler Anwalt Siegmund Benecken gilt als Spezialist für spektakuläre Fälle. Jetzt übernimmt er die Verteidigung des Tatverdächtigen im Fall Malte C. © Jörn Hartwich

Siegmund Benecken nimmt Mandat im Fall Malte C. an

rnNach der Tat in Münster

Der Marler Anwalt Siegmund Benecken vertritt den Tatverdächtigen im Fall Malte C., der beim Christopher-Street-Day in Münster niedergeschlagen wurde und an seinen Verletzungen starb.

Marl

, 09.09.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am 27. August war Malte C. (25) Berichten zufolge zwei Besucherinnen beim Christopher-Street-Day (CSD) in Münster zu Hilfe gekommen, die massiv beleidigt worden waren. Malte C. wurde niedergeschlagen und starb eine Woche später an seinen Verletzungen. Der 25-Jährige lebte seit einiger Zeit in Marl.

„Freunde des 20 Jahre alten Tatverdächtigen riefen mich an und baten mich, den Fall zu übernehmen“, sagt der Marler Anwalt Siegmund Benecken und bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass er das Mandat angenommen habe. Persönlich getroffen habe er seinen Mandanten bisher nicht. Erst am Donnerstag habe er die Akten zu dem Fall von der Staatsanwaltschaft Münster erhalten. Der Tatverdächtige sitzt in der Justizvollzugsanstalt Herford in Untersuchungshaft. Erst Anfang der kommenden Woche wird Sam Benecken ihn dort zum ersten Mal besuchen.

Verein Vestischer Christopher-Street-Day hält Mahnwache ab

Bremen, Münster zuletzt Dresden - „Man hat den Eindruck, dass es in jüngster Zeit häufiger“ zu Übergriffen auf Menschen kommt, die an Veranstaltungen der LSBTIAQ Community teilnehmen“, sagt Daniel Petzoldt. (LSBTIAQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*, asexuell und queer). Er ist Vorsitzender des Vestischen Christopher-Street-Day e.V. (VCSD) im Kreis Recklinghausen, der 2019 gegründet wurde und sich für die Vielfalt und die Akzeptanz verschiedener Lebensorientierungen einsetzt. Im Sommer fand in Recklinghausen der vierte Christopher Street Day (CSD) statt. 40 Mitglieder zählt der VCSD mittlerweile.

Der Tod von Malte C. in Münster habe große Bestürzung ausgelöst. Nach dem Angriff auf den 25-Jährigen gab es eine Mahnwache in der Recklinghäuser Innenstadt. „Durch die jüngsten Ereignisse fühlen wir uns noch bestärkt, uns dafür einzusetzen, dass Queer ein Teil der Gesellschaft ist. Der CSD und andere Gruppierungen sind dazu da, sich klar zu bekennen“, so der Vorsitzende des VCSD.

Angriffe wie in Münster oder auch in Herne, wo im April ein 15-jähriges Transgender-Mädchen fast totgeprügelt wurde, wertet Daniel Petzoldt zwar weiterhin als Einzeltaten. „Aber wir sind auch noch nicht an dem Punkt, an dem unterschiedliche sexuelle Orientierungen in der Gesellschaft als selbstverständlich angesehen werden“, betont er. Dass es in Marl inzwischen auch einen politischen Ausschuss im Rat gibt, der sich mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzt, begrüßt er ausdrücklich.

menschen haben sich in bunten Regenbogen-Fahnen gehüllt  und hören eine Ansprache. In Recklinghausen fand in diesem Jahr der vierte Vestische CSD statt.

In Recklinghausen fand in diesem Jahr der vierte Vestische CSD statt. Mit der Demo möchte die LGBTQ-Community auf sich und ihre politischen Forderungen aufmerksam machen. © Katja Wehrland

„Wir brauchen geschützte Räume“

„Wir sind gerade dabei, mit dem Verein ein Netzwerk aufzubauen“, erklärt Daniel Petzoldt. „ Und wir brauchen geschützte Räume, keine eigenen Häuser, sondern Möglichkeiten in bestehenden Jugendeinrichtungen.“

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Auch Pierre Barth aus Marl hat die VCSD-Gruppe im Kreis Recklinghausen mitgegründet. „Mir macht das sehr, sehr große Sorgen, was da gerade geschieht“, sagt er mit Blick auf die Tat von Münster. „Aber wir müssen weiterhin auch die Courage haben zu helfen, wenn jemand angegriffen wird. Pierre Barth ist inzwischen von Marl nach Krefeld gezogen und konzentriert sein soziales Engagement auf die Aidshilfe Bottrop-Kreis Recklinghausen. „Die Toleranz wächst, aber Homosexualität ist gesellschaftlich immer noch ein schwieriges Thema. Transgender sogar in der queeren Community selbst“, sagt er.

Für junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren, bietet die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Marl die Anlaufstelle „Queer von hier“. Ansprechpartnerin ist Sozialpädagogin Anna Nigulis.

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