Ärger mit Wohnungsunternehmen Belvona Mieter sind hilflos - kein Warmwasser, keine Heizung

Ärger mit Belvona: Mieter sind hilflos - kein Warmwasser, keine Heizung
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Das Düsseldorfer Wohnungsunternehmen Belvona steht seit Monaten in der Kritik.

Mieter haben oft wochen- und monatelang keine Heizungen und kein warmes Wasser - manche stehen gar komplett ohne Wasserversorgung da. Mängel werden nicht beseitigt, Aufzüge nicht repariert, Häuser verkommen so weit, dass sie unbewohnbar werden. Die Mieter sind hilflos und verzweifelt. Vor allem, weil Belvona selbst sehr wenig von sich hören lässt. In vielen Fällen wird auf E-Mails und Anrufe nicht reagiert.

Über eine Band-Ansage verweist das Unternehmen stets auf eine Mail-Adresse, an die sich Mieter mit Anliegen wenden können. Doch auch diese bleiben in der Regel unbeantwortet, zeigt die Erfahrung vieler Mieter. Auch die Ansprechpartner, die sogenannten "Property-Manager", die auf Aushängen im Eingangsbereich der Häuser stehen, sind oft längst nicht mehr für Belvona zuständig.

Belvona: Mieter haben wochenlang keine Heizung und kein warmes Wasser

Im Dortmunder Stadtteil Wickede beispielsweise waren Jörg und Anja Jensen, Mieter des Herwingswegs drei Monate ohne Heizung und Warmwasser. Aufgrund der Kälte ließ Schimmel nicht lange auf sich warten und weitere Mängel wie verzogene Türen und welliges Parkett waren die Folge. Wegen vorsätzlicher Körperverletzung erstatteten sie schließlich sogar Anzeige gegen Belvona.

Auch im Nachbarhaus gibt es immer wieder Probleme mit dem Wohnungsunternehmen. Bei der alleinerziehenden Mutter Kerstin Koch führte ein Wasserschaden zu Schimmel an den Wänden. Sie könne gar nicht so viel lüften, um dem entgegenzuwirken, berichtete sie. Trotzdem kümmerte sich Belvona über drei Monate nicht um das Problem.

Mieter Jörg Jensen steht vor seiner Warmwasser-Therme.
Die Therme von Mieter Jörg Jensen war seit dem 4. August defekt. Fast drei Monate später, Ende Oktober, funktionierte die Heizung immer noch nicht. © Andreas Schröter

Fälle wie diese sind leider kein Einzelfall. Auch mehrere Mieter aus Mehrfamilienhäusern in Dorsten haben großen Ärger mit Belvona. Mehmet Yüksel und seine Familie bekamen Post, in denen der Wasserversorger RWW eine Wassersperre ankündigte. Und das alles, weil Belvona Rechnungen nicht pünktlich bezahlt hatte. Das Wohnungsunternehmen habe schon seit Mitte August in Zahlungsrückstanden von mehreren tausend Euro gestanden.

Die Familie aus der Wohnsiedlung am Himmelsberg versuchte selbst zwischen Belvona und dem Wasserversorger zu vermitteln. Reagiert habe aber niemand, berichtete Mehmet Yüksel. Schlussendlich blieben sie von der Wassersperre verschont, weil Belvona signalisiert hatte, die Rechnungen zu begleichen. Doch andernorts standen Mieter wie Christa Kremer aus der Dimker Alle in Dorsten plötzlich ohne Wasser da. Dort hatte Belvona ebenso offene Rechnungen, weswegen das Wasser dann abgestellt worden war.

Belvona begründete den Zahlungsverzug damals damit, dass Rechnungen teilweise an den Voreigentümer gerichtet wurden und die Versorger gebeten wurden, die Verträge umzustellen. Daher wurden die Rechnungen nicht gleich beglichen, weshalb es sei bedauerlicherweise zu einer Versorgungseinstellung gekommen ist. Man habe jedoch "mit Hochdruck" an einer Lösung gearbeitet, hieß es.

Mehmet Yüksel (l.) und seiner Familie vor ihrem Haus am Himmelsberg.
Mehmet Yüksel (l.) und seiner Familie drohte eine Wassersperre, weil Eigentümer Belvona Zahlungsrückstände beim Wasserversorger hatte. © Guido Bludau

Die Leidtragenden sind am Ende jedoch immer die Mieter. Diese bezahlen ihrer Miete und Nebenkosten pünktlich und sitzen dennoch ohne fließend Wasser da oder mit der Angst, dass das Wasser jederzeit abgestellt werden könnte.

Belvona-Häuser in Herne geräumt - lebensbedrohliche Zustände

In zwei Belvona-Mehrfamilienhäuser in Herne waren die Zustände so unzumutbar, dass die Stadt die Häuser vergangene Woche geräumt hat. Eine Wohnungsaufsicht stellte in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr fest, dass die Häuser unbewohnbar seien. In den beiden Häusern wurden gravierende Mängel vorgefunden, die teils lebensbedrohlich seien, darunter ungesicherte Stromquellen. Darüber hinaus haben massive Wassereinbrüche wahrscheinlich zu einer defekten Heizungsanlage geführt. Rund 30 Personen sind von der Räumung betroffen, dessen Unterbringung Belvona jetzt sicherstellen muss.

In Kamen kam es zwar nicht zu einer Räumung, auch die Wohnungen seien noch bewohnbar. Dennoch gebe es viele Wohnungen, in denen Heizungsanlagen defekt sind. Die Stadt hatte durch eine Ersatzvornahme die Instandsetzung der Heizungen verfügt. Belvona ist dadurch jetzt gezwungen, die Heizungen zu reparieren. Als letztes Zwangsmittel kommt dann die Unbewohnbarkeitserklärung zum Einsatz, wie es in Herne der Fall gewesen ist.

Belvona GmbH wirbt mit Zufriedenheitsgarantie

Anfang 2020 hat die Belvona GmbH viele Wohnhäuser von der Immobilienfirma Altro Mondo übernommen. Altro Mondo hat ebenfalls für zahlreiche ähnliche Probleme in der Kritik gestanden.

Eigentlich sollte damals alles besser werden. Belvona bemühte sich um ein neues Image. Mit einer Zufriedenheitsgarantie und Phrasen wie "Belvona sorgt für zufriedene Mieter" und "Wir kommen den Mietern entgegen" hatten Mieter Hoffnung auf Besserung. Doch die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten.

Das haben auch Mieter der Schophof Siedlung in Castrop-Rauxel zu spüren bekommen. Mit Altro Mondo habe es damals schon diverse Schwierigkeiten gegeben, erklärte Mieter Klaus Fischer. Sie fühlten sich vernachlässigt, um Schimmel wurde sich nicht gekümmert, defekte Klingelanlagen wurden nicht repariert, Rechnungen nicht bezahlt.

0 von 100 Prozent Zufriedenheit gab ein Nachbar von Klaus Fischer aus der Belvona-Wohnsiedlung am Schophof, so schlimm sei es noch nie gewesen, berichtete er. Die Heizung war defekt, Belvona reagierte darauf wochenlang nicht. Und auch ein Wasserleck im Keller bereitet immer wieder Probleme. Laut Belvona seien Fachbetriebe beauftragt worden. Doch getan hat sich nichts.

Klaus Fischer vor der Heizungsanlage im Keller.
Klaus Fischer wohnt Am Schophof 8 in Castrop-Rauxel. Die Immobilienfirma Belvona macht den Mietern Sorgen. © Tobias Weckenbrock

Erreichbarkeit von Belvona

Auch wenn in einigen Wohnkomplexen nach langem Warten Heizungen wieder laufen, Aufzüge repariert und es wieder warmes Wasser gibt, ist das Problem mit der Erreichbarkeit von Belvona durchgängig akut.

Das bedaure sie sehr, sagte Jasmin Spencer von Belvona auf Nachfrage. Insbesondere die telefonische Erreichbarkeit sei stark eingeschränkt, hieß es. "Dies liegt an verschiedenen Umständen, insbesondere jedoch an Personalvakanzen.“ Auch in der Wohnungswirtschaft gebe es einen signifikanten Fachkräftemangel. „Dies ist uns bewusst und wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung."

Wie diese Lösung konkret aussieht, dazu äußerte sich Spencer nicht. Auch wie die generelle hohe Anzahl an Mieterbeschwerden aktuell zu Stande kommt, blieb unbeantwortet. Jeder Fall erfordere eine Einzelbetrachtung. E-Mails würden tagesaktuell gesichtet, priorisiert und sukzessive bearbeitet. Da sie jedoch Mehrfachmeldungen zu einigen Mängeln erhalten, könne nicht jeder Mieter eine persönliche Rückantwort erhalten. Das bittet Spencer zu entschuldigen. Ob diese Aussage den teilweise sehr verzweifelten Mietern hilft, darf allerdings bezweifelt werden.

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