Erster Dortmunder Amateurklub arbeitet mit 15 Scouts und einer selbst entwickelten App

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Erster Dortmunder Amateurklub arbeitet mit 15 Scouts und einer selbst entwickelten App

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Der erste Amateurfußballklub Dortmunds baut ein digitalisiertes Scouting-System auf. 15 Trainer, Spieler und Mitarbeiter werden künftig eine vereinseigene Datenbank für Talente füllen.

Dortmund

, 17.12.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Verein hofft so, zielsicher auf besonders begabte junge Spieler aufmerksam zu werden, um sie dann für den eigenen Seniorenbereich gewinnen zu können. Beim Klub ist man überzeugt davon, dass man so auch einen Weg gefunden hat, um neben finanzstärkeren Konkurrenten bestehen zu können.

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„Im Amateurfußball heißt es oft: Geld oder Liebe“, sagt Maximilian Stahm. „Und wir versuchen es eben mit Liebe.“ Was da so leicht fußballromantisch klingt, hat für Stahm aber einen ganz und gar sachlichen Hintergrund. Seit acht Wochen ist er Leiter der Scouting-Abteilung beim Dortmunder Fußball-Oberligisten ASC 09. Und in dieser Funktion will er die Nachwuchssuche beim Verein auf ganz neue Beine stellen.

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Geld oder Liebe? Diese Frage stellt sich aus Stahms Sicht vielen besonders guten jungen Fußballern auf dem Sprung von der Jugend in den Seniorenbereich sehr wohl. Und als nicht ganz so finanzstarker Klub könne man der wirtschaftlich besser ausgestatteten Konkurrenz oft eben nur dann Paroli bieten, wenn sich ein junger Spieler besonders gut aufgehoben fühle, sagt Stahm.

Beim ASC hat jetzt er diese Kümmerkarte, nicht als Gute-Laune-Onkel, sondern als der, der vielversprechende Spieler früh erkennt, früh anspricht und ihnen so das gute Gefühl vermittelt, dass sich ein Klub intensiv für sie interessiert.

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Stahm geht das ganze Projekt digital an, um den Klub unabhängiger zu machen von Tipps, Hinweisen und vom Hörensagen. Stattdessen soll die Scouting-Datenbank nach klaren Kriterien strukturiert sein.

Der Ausgangspunkt der ganzen Entwicklung, erzählt Stahm, liege schon ein paar Jahre zurück. „Damals war ich in Münster als Trainer aktiv und sollte eine zweite Mannschaft übernehmen. Von heute auf morgen hatten die Trainer der ersten und dritten Mannschaft aufgehört. Keiner kannte sich mehr aus, ich auch nicht. Und dann hieß es, nimm mal die Spieler von der Stärke her Nummer 25 bis 50. Da konnte ich natürlich gar nichts mit anfangen.“

Auch ASC-Trainer Antonios Kotziampassis ist als Scout unterwegs für seinen Verein.

Auch ASC-Trainer Antonios Kotziampassis ist als Scout unterwegs für seinen Verein. © Stephan Schütze

Damals entstand die Idee, ähnlich wie in den Nachwuchsleistungszentren, ein Programm zu schaffen, wo die Trainer vor allem die Leistungsdaten ihrer eigenen Spieler einpflegen können. „Dann haben wir mit Vereinen wie dem Hombrucher SV und TSC Eintracht Dortmund eine App ausprobiert und entwickelt. Wenn ein Verein diese App nutzt, bekommt jeder Trainer für seine Mannschaft einen eigenen Zugang, um dort die Leistungsdaten seiner eigenen Spieler zu sammeln. Da hat dann auch nur der Trainer Zugriff drauf.“

Teil der App war aber auch schon immer eine Scouting-Datenbank. „Darin können die Trainer des Vereins dann Daten und Informationen über Spieler aufnehmen, die sie irgendwo anders gesehen haben“, sagt Stahm. Und im Gegensatz zu den jeweiligen Mannschaftsdaten sollen die Scoutingdaten unter allen Trainern eines Klubs geteilt werden. „Grundidee ist, dass der Minikickertrainer vielleicht noch einen Sohn hat, der A-Jugend spielt. Von dem guckt er sich ein Spiel an, sieht einen guten Spieler und kann dann auch als Minikicker-Trainer einen A-Jugendlichen in die Scouting-Datenbank seines Klubs eintragen.“

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Die Mannschaftsfunktion, sagt Stahm, werde schon vielfach genutzt - das Scouting aber noch nicht. „Das ist jetzt meine Aufgabe, das beim ASC zu koordinieren. Ich bin quasi die Schnittstelle zwischen den Sportlichen Leitern Samir Habibovic, Emre Konya, unseren Scouts und Trainern.“

Wichtig sei zunächst gewesen, sich auf einheitlich Kriterien zu verständigen, um alle Informationen in der Scoutingliste zu 100 Prozent vergleichbar zu machen. „Und dann ist es im Idealfall so, dass man beispielsweise in einer Winterpause weiß, was für einen Spieler man noch braucht und danach die eigene Liste checkt.“

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Bis es soweit ist, wird es allerdings noch etwas dauern. „Wir haben jetzt erstmal unter allen, die für uns scouten, aufgeteilt, wer ein Auge auf welche Vereine hat. Natürlich kümmert sich unser Sportlicher Leiter Samir Habibovic als alter Hombrucher auch um den Hombrucher SV, hält den Kontakt dorthin und vor allem zur HSV-A-Jugend. Trainer Antonios Kotziampassis kommt aus Essen, also kümmert er sich um den Essener Bereich. Emre Konya ist dabei und einige ehemalige Trainer, die ich noch gut kenne und die beispielsweise das Münsterland für uns im Blick behalten. Einige der Ex-Trainer haben auch keine ASC-Vergangenheit und werden also nicht gleich mit uns in Verbindung gebracht. Die sind sozusagen inkognito unterwegs, was manchmal ganz auch ganz gut sein kann.“

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Den nächsten Schritt hat Stahm auch schon gedacht. „Wir wollen nicht nur A-Jugendliche in den Blick nehmen, sondern ganz verstärkt auch junge Spieler, die vielleicht gerade ihr erstes oder zweites Seniorenjahr hinter sich gebracht haben. Da gucken wir in der Oberliga und Westfalenliga, aber auch in der Landesliga und Bezirksliga, um gute Jungs zu finden, und die quasi auf dem zweiten Bildungsweg für den ASC zu gewinnen.“

Bisher hat der Klub jedes Jahr hoffnungsvolle Talente aus der Junioren-Bundesliga oder der Westfalenliga eingebaut und gehört trotzdem zu den Topteams der Liga. Mit der App und den 15 Scouts soll der Klub noch konkurrenzfähiger werden und noch schneller Talente entdecken.