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Die Aufreger des Jahres in Herbern: Impf-Ärger, Gänse-Massaker und Co.
Das Jahr 2021
Brisante Jagdszenen, ein ganz besonderer Impf-Ärger und ein Hundekot-Parcours gehören 2021 zu den größten Aufregern in Herbern. In unserem Jahresrückblick fassen wir die Themen zusammen.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu - höchste Zeit also, um auf die Themen zurückzublicken, die die Herberner in ihrem Ort 2021 besonders beschäftigt und für Freude, Ärger und Co. gesorgt haben. Wir haben eine kleine Auswahl zusammengestellt. Und die startet mit einer Geschichte, bei der ordentlich die Fetzen – oder besser gesagt die Federn – fliegen.
Schauplatz ist das Wasserschloss Westerwinkel. Im Juli berichtet uns eine Leserin von heftigen Jagdszenen auf die im Schlosspark lebenden Gänse. Von einem regelrechten „Massaker“ ist die Rede. Viele Besucher der Schlossanlagen seien schockiert und traurig gewesen, da ihnen die Beobachtung der Aufzucht der jungen Gänse bis dato viel Freude bereitet hätte, heißt es. Doch nun habe man die Tiere einfach „abgeballert“.
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt Rentmeister Stefan Grünert dann die Hintergründe. Dabei stellt er klar: „Wir üben hier unser ureigenes Jagdrecht im Rahmen der Gesetze aus.“ Die vorgegebene Jagdzeit berücksichtige, dass keine zur Aufzucht notwendigen Tiere geschossen werden. Muttertierschutz sei das wichtigste Gut. Doch nun bedürften die Jungtiere nicht mehr des Mutterschutzes.
Warum nun gleich so viele Gänse getötet wurden, erklärt der Rentmeister ebenfalls: „Es gibt eine massive Überpopulation von Gänsen. Es handelt sich hierbei um eine invasive Art. Besonders in NRW haben sie sich massiv ausgebreitet.“ Am Schloss Westerwinkel hätten die Gänse bereits Schäden angerichtet. Wege seien verkotet - besonders extrem sei die Lage auf dem Golfplatz.
Natürlich wolle man die Gänse nicht ausrotten. Aber nur, wenn man den Bestand dezimiere, könnten auch wieder die heimischen Entenarten auftauchen, betont Grünert. Dennoch verärgert der Anblick der Jagdszenen einige Spaziergänger.

Keine Gänse, sondern Menschen auf dem Eis sorgen im Februar für Ärger am Wasserschloss. © Hurek
Doch ausgerechnet „Spaziergänger“ haben zu Jahresbeginn selbst für reichlich Ärger rund um das Schloss gesorgt. Mitte Februar tummeln sich plötzlich Hunderte Menschen im Schlosspark - und zwar ohne den in Pandemiezeiten nötigen Sicherheitsabstand. Die Kreispolizeibehörde spricht auf Anfrage unserer Redaktion von schätzungsweise 350 Personen.
Was die dort überhaupt zu suchen haben? Nun ja, sie fahren Schlitten und schlendern über das Eis auf den Gräften. Einige spielen sogar Eishockey. Über Lautsprecherdurchsagen fordert die Polizei die Menschen dazu auf, die Eisfläche zu verlassen. Auch, weil es darauf durch die steigenden Temperaturen nicht mehr sicher ist.
Das Ordnungsamt verhängt an diesem Tag zwar kein Bußgeld wegen Verstoßes gegen die Corona-Vorschriften, sorgt jedoch dafür, dass sich die Gruppen auflösen. Das stößt bei den Betroffenen allerdings nicht auf Begeisterung. Ein Parkbesucher bekommt von der Polizei sogar einen Platzverweis und darf sich für die nächsten 24 Stunden nicht am Schloss aufhalten.

Aus Erleichterung wird Wut: Tim und Johanna Schäfer aus Herbern wurden am Impfzentrum Dülmen harsch und auf unfreundliche Weise abgewiesen, obwohl sie zuvor einen Termin bekommen haben. © Claudia Hurek
Wenig begeistert ist im April auch Tim Schäfer aus Herbern. Das hat aber weder etwas mit dem Wasserschloss noch mit Gänsen zu tun. Es geht ums Impfzentrum in Dülmen - und um die Art und Weise, in der dessen Mitarbeiter mit Schäfer umgegangen sind. Dabei ist die Ausgangslage eigentlich recht unkompliziert: Als Kontaktperson seiner schwangeren Frau ist der Herberner laut Regelung des Landes NRW schon zu diesem Zeitpunkt impfberechtigt.
Dennoch bekommt er am Impfzentrum eine unangenehme Abfuhr - nach eigener Aussage mit den Worten: „Sie sind nicht impfberechtigt. Ich habe 15 Erlasse hier und das interessiert mich alles nicht. Sie verlassen sofort das Haus.“ Die stellvertretende Leiterin des Impfzentrums habe sich sogar genötigt gefühlt, einen Sicherheitsdienst hinzuzuziehen, damit der Herberner die Einrichtung verlässt, heißt es.
Das Problem bei der Sache liegt letztlich einmal mehr darin, dass besagte Regelung dann doch nicht so unkompliziert ist, wie es zunächst den Anschein hat. Denn es handelt sich zu diesem Zeitpunkt um eine „Kann“-Regelung. Heißt: Die Kommunen sind nicht dazu verpflichtet, Kontaktpersonen wie Schäfer ein Impfangebot zu machen. Das gilt auch für den Kreis Coesfeld.
Als ausbaufähig entpuppt sich in diesem Zusammenhang auch das Buchungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Denn obwohl er noch gar nicht an der Reihe war, konnte Schäfer im Vorfeld bereits online einen Impf-Termin vereinbaren. Immerhin: Anfang Juni erhält der Herberner dann tatsächlich sogar schon seine zweite Impfung - und ist froh, fürs erste „nichts mehr mit den Leuten im Impfzentrum zu tun zu haben“.
Hübscher Fußweg wird zum Hundehaufen-Parcours
Während sich die Einen im Impfzentrum ärgern, haben die Anderen den Schlamassel fast direkt vor der Haustür. Im Wohngebiet an der Hombrede gibt es 2021 allen Grund zum Nase-Rümpfen. Denn der Fußweg, der von der Rankenstraße bis hin zur evangelischen Kirche führt, ist deutlich sichtbar „vermint“. Hundehalter lassen ihre vierbeinigen Freunde hier anscheinend in schöner Regelmäßigkeit das große Geschäft verrichten - ohne es anschließend zu beseitigen.
Auch die angrenzende Rasenfläche, auf der bei schönem Wetter Kinder spielen könnten, gleicht einem riesigen Hundeklo. Ein nerviges Problem - das sich aber nur schwer lösen lässt, wie die Gemeinde erklärt. Denn nur selten erwischen Mitarbeiter des Ordnungsamtes einen Hundebesitzer in flagranti.
Das Aufstellen von Hundekotbeutelspendern in der Vergangenheit habe sich als nutzlos erwiesen, heißt es. Spaßige Zeitgenossen hätten entweder alle Beutel auf einmal mitgenommen oder aus den Beuteln eine Straßensperre errichtet. Klar ist dennoch jedem: „Abballern“ darf man die Hunde deswegen nicht. Sind ja schließlich keine Gänse.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
