Immobilien: Preise steigen, Angebot sinkt

Zehn Interessenten für ein Haus in Dortmund

Der neue Preisspiegel für Wohnimmobilien zeigt knallharte Zahlen aus einem boomenden Markt. Die Erfahrungen von Maklern zeigen Glück und Pech auf Käuferseite. So gab es 65 Interessenten für ein günstiges Reihenhaus anno 1976 in Schüren innerhalb von 24 Stunden. Nur einer konnte gewinnen.

Dortmund

, 25.04.2018, 10:36 Uhr / Lesedauer: 2 min
Eine ältere Reihenhaussiedlung im Hörder Norden. Bei Häusern, die nicht mehr kosten als 300.000 Euro, stehen die Käufer Schlange.

Eine ältere Reihenhaussiedlung im Hörder Norden. Bei Häusern, die nicht mehr kosten als 300.000 Euro, stehen die Käufer Schlange. © Oskar Neubauer

Nach gründlicher Vorauswahl durch den Makler, aber auch aufgrund abgesprungener Interessenten nach dem Studium der 3-D-Animation des Kaufobjekts, blieben zwölf Kaufwillige übrig. Am Ende hatte der Verkäufer des 270.000 Euro kostenden Reihenhauses die Qual der Wahl. Nur einen Interessenten konnte er glücklich machen, elf entließ er in ihr weiteres Such-Schicksal.

Finanzierung bei den Banken kaum durchzusetzen

Solche Szenen sind angesichts immer noch günstiger Hypothekenzinsen und eines knappen Immobilienangebotes fast Alltag geworden für Immobilienvermittler wie Klaus Spieker und seinen Sohn Prof. Dr. Raphael Spieker. Während die Nachfrage bei Reihenhäusern bis etwa 300.000 Euro weiter steigt, sind Objekte für 600.000 und 700.000 Euro zum Ladenhüter geworden. Dafür sei der Käuferkreis sehr viel kleiner und eine Finanzierung bei den Banken kaum durchzusetzen, sagt Jörg Utech, Pressesprecher des Immobilienverbandes IVD West mit Sitz in Köln. Der Bundesverband des IVD hat 6000 Mitglieder und ist der größte Berufsverband der Immobilienbranche.

Der Verband Region West erstellt jährlich den IVD-Wohnimmobilien-Preisspiegel. Darin enthalten sind die aktuellen Immobilienpreise von 120 Städten, die Vergleichswerte des Vorjahres, jeweils mit Preisen für Eigenheime, Eigentumswohnungen, Baugrundstücke und Wohnungsmieten. Utech präsentierte am Dienstag die Ergebnisse.

5,1 Prozent mehr Miete zu zahlen

In Dortmund stiegen die Wohnungsmieten in den vergangenen zwölf Monaten um durchschnittlich 5,1 Prozent. Für eine Drei-Zimmer-Wohnung aus dem Bestand im mittleren Wohnwert werden nun 6,60 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter verlangt. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser erhöhten sich ebenfalls, im Durchschnitt um 5,3 Prozent.

Klaus Spieker, der seit 1970 in Dortmund als Makler arbeitet und im Vorstand vom IVD sitzt, sagt: „Es gilt nicht mehr Lage, Lage, Lage. Heute gelten Lage, Renovierungsstand und Finanzierungsmöglichkeit einer Immobilie.“ Ein Beispiel: Für ein Reihenhaus in Husen, Baujahr 1966, Kaufpreis 215.000 Euro, meldeten sich 45 Interessenten. Spieker zog die Reißleine und nahm das Angebot am Tag drauf aus dem Internet. Neun Hausbesichtiger blieben übrig für das Objekt in mäßiger Stadtlage. „Lauter nette Leute“, sagt Klaus Spieker. Acht von ihnen wollten das Haus kaufen. Und sieben mussten am Ende weggeschickt werden. Treibt das die Preise? Zuletzt müsse der Verkäufer entscheiden, wem er das Haus gebe, so der Makler, demjenigen, der ankündigt, zusätzlich 5000 Euro drauf zu legen, oder doch der netten Familie mit dem kleinen Kind.

4200 Euro pro Quadratmeter

Gute und sehr gute Lagen bei Einfamilienhäusern verteuerten sich um 7 bis 9 Prozent in Dortmund, laut IVD-Preisspiegel. Für einfache und mittlere Lagen mussten die Hauskäufer im vergangenen Jahr 5 bis 6 Prozent mehr zahlen. Die Quadratmeterpreise für neue Eigentumswohnungen in Bestlage, von denen es in Dortmund kaum welche gebe, so Prof. Raphael Spieker, liegen inzwischen bei 4200 Euro pro Quadratmeter. Günstige Bestandswohnungen in weniger beliebten Stadtteilen sind auch schon für unter 1000 Euro je Quadratmeter zu bekommen.

Das Hypothekengeschäft allein bei der Sparkasse zeigt das weiterhin sehr lebhafte Kaufinteresse. Zahlen nennt die Sparkasse nicht. Nur soviel: „Die Zahl der Kreditzusagen ist seit einigen Jahren auf einem ähnlich hohen Niveau. Für die kommenden Jahre erwarten wir weiterhin hohe Zahlen“, so Sparkassen-Sprecherin Sophie Donat.

Bei den Nettokaltmieten im mittleren Wert (6,60 Euro) liegt Dortmund an der Spitze des Mietpreisrankings im östlichen Ruhrgebiet. Auf Platz 2 folgen gleichauf Soest und Unna mit jeweils 6,50 Euro Durchschnittsmiete. Die durchschnittliche Spitzenmiete in den Dortmunder Toplagen liegt aktuell bei 11,50 Euro. Das sind 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Ruhrgebietsvergleich wird nur im Essener Süden mit 13,50 Euro etwas mehr Miete verlangt. Im Dortmunder Norden lassen sich Wohnungen für 5,50 Euro pro Quadratmeter finden.
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