Stadt Dortmund warnt nur jeden zweiten Anwohner vor
Ärger um Parken im Kreuzviertel
Strafzettel zuhauf gab es für Anwohner der Von-der-Recke-Straße, deren Autos teilweise auf dem Gehweg standen. Laut Verkehrsüberwachung wurde mit Handzetteln darauf aufmerksam gemacht. Allerdings auf sehr einseitige Art und Weise.

Wenn in der Von-der-Recke-Straße zwei Autos auf gleicher Höhe stehen, wird der Platz für die Müllabfuhr sowie für mögliche Feuerwehreinsätze sehr knapp – davon sind die Anwohner überzeugt. © Oliver Schaper
Erneut hat das Ordnungsamt in der westlichen Innenstadt hart gegen Falschparker durchgegriffen. Waren es im vergangenen Jahr schräg abgestellte Autos in der Paulinenstraße im Unionviertel, müssen nun Anwohner der Von-der-Recke-Straße im Kreuzviertel in die Geldbörse greifen und ihre Knöllchen bezahlen.
Hier aufgewachsen und immer so geduldet
Betroffen sind jene Verkehrsteilnehmer, die ihre Fahrzeuge nicht mit allen vier Rädern auf der Straße abgestellt haben. Und es waren sehr viele, die die ungeliebten Benachrichtigungen hinter den Scheibenwischern gefunden haben.
Kirsten Malten gehört zu den Anwohnern, die nun 20 Euro zahlen müssen. Sie räumt ein, dass sie laut Straßenverkehrsordnung ihr Fahrzeug tatsächlich rechtswidrig abgestellt hat. Aber: „Ich bin hier aufgewachsen. Und in all diesen Jahren wurde das Parken mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig geduldet.“
Kein Durchkommen für die Feuerwehr
Laut Kirsten Malten und anderer Anwohner sei es nicht die Macht der Gewohnheit, die für dieses Parkverhalten verantwortlich sei, sondern die enge Straßenführung. „Wenn hier alle Autos auf der Straße stehen, gibt es für die Müllabfuhr und im Notfall für die Feuerwehr kein Durchkommen.“

Halten sich alle Anwohner an die Verkehrsordnung, müssen sich bereits kleine Pkw durch die Straße schlängeln © Oliver Schaper
Ähnlich sieht es auch Michael Szeszula. „So wird hier seit 35 Jahren geparkt, so lange wohnen wir bereits hier.“ Da hätte man zumindest die Anwohner vorher informieren können. „Und man muss sich dort doch auch Gedanken machen über die Situation vor Ort.“
Versetzt parken: „Wie soll das gehen?“
Kirsten Malten hatte sich nach eigenen Angaben umgehend beim Ordnungsamt gemeldet. Und die Reaktionen auf ihre Einwände hätten sie noch mehr verärgert. Auf ihren Hinweis, dass es schon zuvor für die Müllabfuhr schwierig gewesen sei, die Straße zu durchfahren, habe man lediglich geantwortet: „Das ist doch nicht ihr Problem.“
Gabriela Meyer habe auf Anfrage folgenden Rat bekommen. „Wir sollen versetzt parken. Aber wie soll das gehen? Schließlich wird die Anzahl der Autos dadurch nicht sinken.“
Zwei Fragen und zwei unterschiedliche Antworten
Zudem hätten Anwohner verschiedene Angaben vom Ordnungsamt erhalten. „Mir und meinem Mann wurde mitgeteilt, dass wir zumindest zum Be- und Entladen auch auf dem Gehweg stehen dürfen“, berichtet Gabriele Meyer. Marcus Dahlmann habe dagegen auf die gleiche Frage die Auskunft erhalten, dass dann sofort 20 Euro fällig würden.
Die verärgerten Nachbarn betonen durch die Bank, dass sie Beschwerden von Rollstuhlfahrern oder Eltern mit Kinderwagen durchaus verstehen können, wenn ihnen durch abgestellte Fahrzeuge der Gehweg versperrt sei.
Hinweis von Anwohner führt zu Knöllchen
„Aber ich hatte mit meinen Kindern hier nie ein Problem“, sagt Kirsten Malten. Und ein anderer Anwohner fragt sich verwundert: „Warum hat man denn die Bürgersteige überhaupt abgesenkt, als die Von-der-Recke-Straße vor fünf oder sechs Jahren saniert worden ist?“
Maximilian Löchter, Pressesprecher bei der Stadt Dortmund, erklärt, wie es zu den vielen Strafzetteln gekommen ist: „Die Verkehrsüberwachung hat den Bereich der Von-der-Recke-Straße zwischen Sonnenstraße und Neuer Graben aufgrund von Bürgerbeschwerden aufgesucht.“ Es sei den Mitarbeitern mitgeteilt worden, dass „eine Nutzung der Gehwege teilweise durch mobilitätseingeschränkte Personen und Eltern mit Kinderwagen nicht mehr möglich sei“.
Stadt verteilt vorab Verwarnungen
Aufgrund dieser Hinweise habe die Verkehrsüberwachung die Restbreiten von Fahrbahn und Gehwegen ausgemessen. Des Weiteren seien vor Erteilung von Verwarnungen in dem Bereich Hinweiszettel verteilt worden.
Dies sei am 19. März geschehen, „am 21. März wurden dann im Rahmen von Nachkontrollen entsprechende Verwarnungen erteilt“, so Maximilian Löchter.
Handzettel gab‘s nur für jeden Zweiten
Etwas skurril wirkt die Erklärung der Stadt, warum viele der verärgerten Anwohner nach eigenen Aussagen keinen der Handzettel zu sehen bekommen haben: „Bei einer Prüfung im Nachhinein musste festgestellt werden, dass diese Hinweiszettel auf der Seite mit den ungeraden Hausnummern an die Fahrzeuge geheftet wurden, auf der Seite mit den geraden Hausnummern ist dies fälschlicherweise nicht erfolgt.“

Am vorderen Fahrzeug hängt noch das Knöllchen. Laut Verkehrsordnung auch zu Recht. Eine Einschränkung für Nutzer des Gehwegs wird aber nicht deutlich. © Oliver Schaper
Nach Prüfung der Einzelfälle habe man entschieden, dass in den Bereichen, in denen die Zettel verteilt worden sind, die Verwarnungen aufrechterhalten werden. „In den Fällen, in denen dies bedauerlicherweise nicht geschehen ist, werden die Verwarngeldverfahren ohne Anerkennung einer Rechtspflicht eingestellt.“
Ein bisschen Hoffnung für die Anwohner
Ein klein wenig Hoffnung für die Zukunft kann Maximilian Löchter den Anwohnern für die Zukunft allerdings machen: Die Verkehrsüberwachung sei sich des Parkdrucks bewusst.
Sie habe bereits mit der Straßenverkehrsbehörde Kontakt aufgenommen, „um die Möglichkeit der Legalisierung von Gehwegparken in diesem Bereich zu prüfen.“ Diese Prüfung werde sehr kurzfristig geschehen, sei jedoch noch nicht abgeschlossen.