Auf einem bekannten Immobilienportal ist seit einigen Tagen ein Angebot für Dortmund zu sehen, das aus der Reihe fällt. Beworben wird ein 1500 Quadratmeter großes Grundstück mit Wohngebäude und Geschäftsräumen im Norden der Innenstadt. „Am Tor zur Dortmunder City“, wie es heißt. Zu haben ist das ganze Gebäudeensemble für 4,99 Millionen Euro.
Arztpraxen, Bücherei, Polizeiwache
Der Text in der Anzeige preist „fünf Wohnungen und eine attraktive Mischung aus gewerblichen Nutzungen“ an. Darunter seien zwei Arztpraxen, eine öffentliche Bücherei. Und eine Polizeiwache.
Was die Immobilie besonders macht, ist ihr bisheriger Hauptmieter. Denn es geht um das Grundstück der Polizeiwache Nord. Diese ist durch das Einsatzvolumen und die öffentliche Aufmerksamkeit Dortmunds bekannteste Wache. 2026 soll sie einen neuen Ort bekommen.
„Ideen willkommen“, heißt es zur Zukunft dieses Grundstücks. An potenzielle Interessenten gerichtet heißt es: „Ihre Gedanken haben freien Lauf: Soll es auch zukünftig eine gewerbliche Nutzung sein, steht das Wohnen im Vordergrund oder funktioniert eine Mischung?“
Das „eindrucksvolle Geschäfts- und Wohnhaus in der lebendigen Nordstadt von Dortmund“ vereine „erstklassige Gewerbeeinheiten und komfortable Wohnflächen“.
Unauffälliges Gebäude
Der feststehende Auszug der Polizei als „Ankermieter“ voraussichtlich Ende 2026 biete die Möglichkeit, „den vorhandenen Baukörper zu erweitern“. Das Gebäude, errichtet im Jahr 1968, befindet sich am Teil der Münsterstraße, der kurz hinter der Bahnbrücke am Burgtor beginnt und bis zur Heiligegartenstraße geht.
Die Nachbarschaft besteht aus ähnlicher Architektur mit Kleingewerbe und Wohnungen.
Die aktuelle Polizeiwache ist fast unscheinbar. Das Schild mit der Aufschrift „Polizei“ konkurriert mit einem Firmenlogo in der gleichen Farbe. Vor dem Fenster am Eingang hängen - leicht schiefe - Jalousien.

Negative Schlagzeilen
Jährlich mehr als 30.000 Einsätze im arbeitsintensivsten Stadtbezirk Dortmunds finden hier Anfang und Ende.
Doch der Name der Wache Nord ist auch verbunden mit negativen Ereignissen. Dazu zählt allem voran der Tod von Mouhamed Dramé nach einem Polizeieinsatz. Fünf Beamte der Wache Nord wurden im Dezember nach dem Tod des Jugendlichen durch Polizeischüsse vor Gericht freigesprochen.
Gegen den Bau der neuen Wache Nord hatte es im Mai 2024 eine Demonstration aus dem Umfeld der „Anarchistischen Gruppe Dortmund“ gegeben. Zudem war der bisherige Standort Ziel mehrerer Proteste im Umfeld des Falls Mouhamed Dramé im Jahr 2022 und zuletzt nach der Urteilsverkündung.
Von dieser Entwicklung unabhängig hatte die Polizei Dortmund viele Jahre das Ziel eines Umzugs in modernere Räume vorangetrieben. 2023 gab es eine finale Einigung.
Die Behörde zieht auf das Grundstück gegenüber. Dort wird der bisherige Gebäudekomplex mit verfallendem Sex-Kino „Studio X“ und noch geöffnetem Imbissbetrieb abgerissen. Entstehen soll an dieser Stelle das moderne „Burgwall-Quartier“. Elementarer Teil davon ist ein 17-stöckiges Hochhaus.
Mehr Platz in neuem Hochhaus
Hierin bekommt die Polizeiwache 2.800 Quadratmeter Platz und deutlich modernisierte Arbeitsmöglichkeiten. Die Polizei kündigt an, dass hier die Wache, der Bezirksdienst, ein Regionalkommissariat und eine Führungsstelle der Polizeiinspektion 2 einziehen werden.
Mit dem Umzug werde insgesamt mehr Polizei in der Nordstadt sein. Von hier sollen dann unter anderem auch Einsätze in der Nordstadt geplant werden. „Moderne Polizeiarbeit benötigt eine moderne Architektur“, hatte Dortmunds Polizeipräsident gesagt, als die Neubaupläne vorgestellt worden waren.

Umbau von Wache in Hörde
In Dortmund ziehen von Zeit zu Zeit Polizeiwachen in neue Gebäude um, zuletzt etwa in Hombruch. Ende der 2010er-Jahre ließ sich in Hörde beobachten, was in einer ehemaligen Polizeiwache entstehen kann. Wo einst Vernehmungsbüros und Zellen waren, ist ein Gemeinschaftswohnprojekt entstanden.