Die Polizeibeamten, die im Fall Mouhamed Dramé am Donnerstag (12.12.) am Landgericht Dortmund freigesprochen worden sind, werden nicht wieder in der Wache Nord eingesetzt. Das teilte die Polizei Dortmund auf Anfrage mit.
In einer schriftlichen Antwort der Behörde heißt es: „In ersten Gesprächen mit den beteiligten Beamtinnen und Beamten ist Einvernehmen erzielt worden, dass ein weiterer Einsatz in der Polizeiwache Nord nicht infrage kommt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben zunächst einige Tage Urlaub, um die Geschehnisse zu verarbeiten.“ Danach werde es weitere Gespräche geben.
Alle fünf freigesprochenen Beamten waren zum Zeitpunkt des 8. August 2022 in der Wache Nord eingesetzt. Von dort aus waren sie zum Einsatzort in der Holsteiner Straße alarmiert worden, wo Mouhamed Dramé mit einem Messer vor dem Bauch im Innenhof einer Jugendeinrichtung saß.
Disziplinarverfahren ruht noch
Als der 16-Jährige sich auf die Polizisten zubewegte, nachdem er mit Pfefferspray eingesprüht worden war, schoss der Polizist Fabian S. sechsmal mit seiner MP5. Fünf Projektile trafen. Mouhamed Dramé starb später an seinen Verletzungen.
Der Schütze war unmittelbar nach dem Einsatz suspendiert worden. Nach der Anklage durch die Staatsanwaltschaft waren die vier anderen Beamten in den Innendienst versetzt worden.
Den Beamten könnten trotz des Freispruchs noch dienstrechtliche Konsequenzen in einem Disziplinarverfahren drohen. Eine Entscheidung dazu ist laut Polizei Dortmund aus formalen Gründen noch nicht gefallen: „Das Disziplinarverfahren ruht bis zur Rechtskraft des Urteils und tritt danach wieder in Kraft. Das Urteil ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig“, erklärt die Behörde. Die Staatsanwaltschaft hat Revision gegen das Urteil eingelegt.
Bekannt geworden ist ferner, dass Fabian S., der die tödlichen Schüsse abgab, nach dem Freispruch nun zum Beamten auf Lebenszeit ernannt wurde. Die entsprechende Urkunde sei dem Polizisten überreicht worden, bestätigte sein Anwalt gegenüber unserer Redaktion. Ursprünglich war die Ernennung bereits für September geplant, hatte sich wegen des Prozesses jedoch verzögert.