Neonazis stören Gedenkfeier

Am jüdischen Mahnmal

Trotz Polizeiaufgebots gelang es mehreren Neonazis, die Gedenkfeier am jüdischen Mahnmal in Dorstfeld zu stören. Wie die Polizei reagierte und was die Menschen sagten, die den Opfern gedachten, lesen Sie hier.

DORSTFELD

, 09.11.2016, 20:05 Uhr / Lesedauer: 1 min
Gedenkfeier für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Dorstfeld.

Gedenkfeier für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Dorstfeld.

Seit mehreren Jahren stören Neonazis in Dorstfeld die Gedenkfeiern der Bezirksvertretung Innenstadt-West, die an einem Mahnmal an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert. Mit antisemitischen Parolen gingen Neonazis auch am 9. November 2016 wieder gegen eine Gedenkfeier vor. Vor 78 Jahren hatten die Nationalsozialisten auch in Dortmund und den Stadtteilen jüdische Häuser und Geschäfte verwüstet und Synagogen niedergebrannt und Juden verhaftet, verletzt oder getötet. 

Bereitschaftspolizisten drängten die Neonazis ab. Mehrmals äußerten sich Neonazis respektlos gegenüber dem Staat Israel. Dafür wagten sie sich gut vorbereitet bis auf etwa 25 Meter an die Gedenkfeier und an Polizisten heran und entrollten dabei demonstrativ eine Reichskriegsflagge. 

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Gewahrsam angedroht

Eine Rede hielt auch der Rabbiner Baruch Babaev. Für ihn hatte die jüdische Gemeinde einen eigenen Sicherheitsdienst eingesetzt. Babaev forderte dazu auf, nicht nur am 9. November eines jeden Jahres an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erinnern.  Eine Polizeisprecherin sagte am Mittwochabend, dass die Polizei konsequent gegen die Störer vorgegangen sei und „jegliche Störungen im Keim erstickt“ habe. Neun Platzverweise seien ausgesprochen und die Fahrt ins Gewahrsam angedroht worden. Als ein Gefangenentransportwagen vorgefahren war, sei schließlich Ruhe eingekehrt.

"Was nützt die Wut?"

Wegen eines israelfeindlichen Zwischenrufs hatte Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß seine Rede für einen kurzen Augenblick unterbrochen. Nach der Gedenkstunde reagierte er verärgert über mehrere Störungen: „Das macht mich wütend. Aber was nützt die Wut?“, fragte er. Der Bezirksbürgermeister will Donnerstag (10.11.2016) prüfen lassen, ob die Störungen ein juristisches Nachspiel haben können. Seit Ende September 2016 ist die Polizei in Dorstfeld rund um die Uhr gegen Neonazis im Einsatz. Die Neonazis versuchen den Stadtteil im Dortmunder Westen als „Nazi-Kiez“ zu brandmarken.

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