Lockerungen sorgen für Entspannung auf Arbeitsmarkt - aber auch neue Sorgen
Arbeitsmarkt in Dortmund
Die Zeichen stehen auf Lockerung bei den Corona-Regeln. Die Wirtschaft läuft in vielen Bereichen wieder rund. Das macht sich auch auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt bemerkbar. Doch es gibt eine Kehrseite.

Auf dem Arbeitsmarkt in Dortmund ist nach der Corona-Krise Entspannung spürbar. © dpa
Aufatmen ist angesagt: Einzelhandel und Gastronomie haben wieder geöffnet. Und auch viele andere Branchen profitieren angesichts sinkender Infektionszahlen von der Lockerung der Corona-Regeln.
Das sorgt auch für Entspannung auf dem Arbeitsmarkt: Im Juni 2021 waren in Dortmund rund 37.084 Menschen arbeitslos gemeldet, teilte die Agentur für Arbeit am Mittwoch (30.6.) in ihrem Monatsbericht mit. Das sind 165 weniger Arbeitslose als im Vormonat und 500 weniger als vor einem Jahr.
„Spürbare Erholung“
Die Arbeitslosenquote in Dortmund bleibt damit zwar bei 11,6 Prozent. Trotzdem sprechen die Experten von einer „spürbaren Erholung des Arbeitsmarktes“. Denn anders als in den beiden Vorjahren konnten im Juni mehr Menschen aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit wechseln, als arbeitslos gemeldet wurden.
„Nach 16 Monaten Pandemie und Inzidenzen auf Tiefstand hellt sich die Stimmung in der Bevölkerung nun wieder auf. Auch der Arbeitsmarkt macht mit und nimmt weiter Fahrt auf. Bei den Unternehmen keimt Zuversicht auf, die Beschränkungen fallen mehr und mehr weg, die Auftragsbücher füllen sich“, stellt Heike Bettermann. „Ich hoffe, die sich ausbreitende Zuversicht trägt uns auch gut durch die anstehenden Sommermonate.“
Gastronomie sucht Personal
Die Kehrseite der Medaille: An vielen Stellen fehlt inzwischen Personal. „Nicht wenige ehemals in der Gastronomie oder Veranstaltungsbranche Beschäftigte haben sich in den langen Monaten der Pandemie beruflich umorientiert. Jetzt fehlen sie“, stellt Heike Bettermann fest.
Jörg Danneberg, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund, hofft seinerseits, dass damit Langzeitarbeitslose, die vom Jobcenter betreut werden, eine neue Chance bekommen. „Insbesondere von der enormen Arbeitskraftnachfrage im gastronomischen Bereich erhoffen wir uns für unsere Kundinnen und Kunden positive Effekte, sofern die Inzidenzwerte weiterhin niedrig bleiben.“

In der Gastronomie werden dringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht. © dpa
Tatsächlich wurden von Gastronomie und Handel im Juni mehr freie Stellen gemeldet. In der Gastronomie waren es 105 freie Stellen, zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr waren es lediglich 15. Im Handel liegt der aktuelle Stellenbestand bei 468 Stellen, vor einem Jahr waren es 369.
Insgesamt hat sich im Juni die leichte Belebung auf dem Stellenmarkt fortgesetzt: Mit 942 neu gemeldeten Stellen liegt man nahezu auf Vormonats-Niveau als es 947 neue freie Stellen gab. Der Stellenbestand ist im Jahresvergleich zwar weiterhin niedrig, steigt aber mit 304 gemeldeten Stellen um 9,3 Prozent auf jetzt 3566. Zum Vergleich: 2019 waren in Dortmund 6356 offene Stellen gemeldet und selbst im Corona-Jahr 2020 waren es noch 4605.
Zurück aus der Kurzarbeit
Die Zurückhaltung bei der Meldung neuer Stellen ist erklärbar: Viele Unternehmen aus anderen Branchen holen zunächst einmal ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück. Für Juni hatten noch 30 Betriebe konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, 5 weniger als im Mai, meldet die Agentur für Arbeit.
Auch die Anzahl der Beschäftigten, für die Kurzarbeit angezeigt wurde, ging im Vergleich zum Vormonat von 270 auf 222 weiter zurück. Zum Vergleich: Im Juni vor einem Jahr wurde für 2159 Männer und Frauen Kurzarbeit angezeigt. Im Dezember 2020 nahmen 2231 Betriebe für 13.995 Dortmunderinnen und Dortmunder konjunkturelles Kurzarbeitergeld in Anspruch. Den vorläufigen Höchststand erreichte die Kurzarbeit in Dortmund bisher im April 2020, als knapp 37.816 Menschen in Kurzarbeit beschäftigt waren.
Noch freie Ausbildungsplätze
Vermittlungsbedarf gibt es noch auf dem Ausbildungsmarkt. Gut vier Wochen
vor dem ersten großen Starttermin des Ausbildungsjahres sind noch 1549 gemeldete Ausbildungsstellen in Dortmund unbesetzt. Dem stehen 1257 Jugendliche gegenüber, die noch keinen Ausbildungsplatz oder eine Alternative gefunden haben.
„Die Unternehmen setzen trotz erschwerter Rahmenbedingungen durch die Pandemie weiter auf Ausbildung und damit auf den eigenen Fachkräftenachwuchs. Doch ist sowohl die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch die Anzahl der unversorgten Jugendlichen aktuell noch deutlich zu hoch“, stellt Heike Bettermann fest.
Offensichtlich habe sich aus der allgemein spürbaren Verunsicherung bei den Jugendlichen eine erhebliche Unentschlossenheit ergeben. „Aber gerade jetzt ist es wichtig, sich um die berufliche Anschlussperspektive zu kümmern und Entscheidungen zu treffen. Mut zur Ausbildung ist gefragt“, betont die Arbeitsagentur-Chefin. „Es ist noch nicht zu spät. Es bieten sich noch über 1500 Chancen. Jeder der möchte, bekommt ein individuell passendes Angebot.“