Leser-Reaktionen auf den Dortmunder Tatort und Sieraus Kritik

Tatort-Debatte

Wir haben viele Leserbriefe und Kommentare zum Dortmund-Tatort und der Kritik von Oberbürgermeister Ullrich Sierau daran bekommen. Hier sind einige davon zusammengestellt.

Dortmund

von Aleyna Ceylan

, 23.01.2019, 16:08 Uhr / Lesedauer: 4 min
Bei Dreharbeiten zum Dortmund-Tatort: die Schauspieler Jörg Hartmann (Peter Faber) und Anna Schudt (Martina Bönisch).

Bei Dreharbeiten zum Dortmund-Tatort: die Schauspieler Jörg Hartmann (Peter Faber) und Anna Schudt (Martina Bönisch). © Oliver Schaper

Leser Wolfgang Schröter schreibt in einem Leserbrief:

„Von wegen, unser OB Herr Sierau ist mit seiner Kritik an dem „fürchterlichen“ Tatort über „das Ziel hinaus“ geschossen. Es gehört auch zu seinen Aufgaben, Schaden von unserer schönen Stadt fern zu halten, ganz abgesehen von seinem auch ihm zustehenden Recht auf Meinungsfreiheit!

Zorn war genau der richtige Titel für diesen Krimi. Dieser wurde sicherlich aber nur bei den Dortmunder Zuschauern verursacht.

Eine Stadt, die wie keine andere im Ruhrgebiet ihren Strukturwandel nach dem Wegfall von Kohle und Stahl so erfolgreich hinbekommen hat, in einer solchen Filmreihe so falsch darzustellen, hat mit künstlerischer Freiheit nichts mehr zu tun. „Fake News“ schon ab der ersten Sendung dieser Dortmund Tatortfilme.

Wenn man sich als Dortmunder von einem solchen Film nicht gemobbt fühlt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Herzlichen Glückwunsch Herr Sierau, für diese Stellungnahme und das sage ich mit tiefster Überzeugung und das als langjähriger CDU-Wähler!“

Leser Willi Kürpick schreibt uns:

„Haben die Bürger unserer Stadt eigentlich keine anderen Sorgen? Wie wäre es, wenn Dortmund-Tourismus das nächste Drehbuch verfasst? Aber wer will solch eine eventuelle Schmonzette dann noch sehen?“

Leser Wolfgang Hohmann antwortete auf den Kommentar unseres Redakteurs Felix Guth:

„Bayern-Krimis, Bergdoktorfilme: natürlich blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, wunderschön anzusehende Berge, schöne und saubere Städte, Frühstück auf der grünen Wiese. Ruhrgebietskrimis: natürlich Nebel, Dunst, Dreck, fing ja schon mit Schimanski an.

Aber stört einen Herrn Felix Guth nicht: „die Kunstfreiheit erlaubt auch ungenaue Darstellung und schlechte Filme“? Und natürlich: TV-Kritiken gehören nicht zu den Aufgaben eines Oberbürgermeisters, ja, wo kämen wir dann hin. Schade, dass Sie Ihrem Oberbürgermeister, der sich sicher zu Recht aufgeregt hat, mit Ihrem Kommentar in den Rücken fallen.

Sie, Herr Guth, wissen viel zu gut um die Stärken der Stadt, schreiben Sie jedenfalls. Aber viele werden das nicht wissen, besonders die, die in „Bergdoktor“- oder „Bayernkrimi“-Gegenden wohnen.

Somit kann man es vielleicht auch so sehen: ich bin kein Fußballfan, aber vielleicht freuen sich die Fußballfans in Bayern, dass Dortmund oder auch das Ruhrgebiet in Fernsehfilmen immer so negativ dargestellt wird. Mit Ihrem Kommentar schießen Sie somit selbst „übers Ziel hinaus“.“

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Jürgen Hoppe macht sich in seinem Leserbrief Sorgen um das Image der Stadt:

„Nein, unser Oberbürgermeister hat mit seiner Kritik nicht übers Ziel hinaus geschossen. Er hat absolut recht! Die eine oder andere Ungenauigkeit gehört zu Filmen, vor allem auch zu Krimis, dazu.

Aber eine Handlung, die nicht nur so weit aus der Zeit ist, sondern auch so wenig mit Dortmund zu tun hat wie dieser „Dortmund-Krimi“, ist nicht zu akzeptieren, denn das ist ja kein Dortmund-Krimi mehr. Meine Frau hat schon nach einer halben Stunde erklärt: „So einen Quatsch schaue ich mir nicht länger an!“ Ich habe bis zum Schluss ausgehalten. Was schwer genug war.

Da wurde kein Klischee, kein asoziales Zerrbild ausgelassen. Dass Ullrich Sierau diese Lüge, die von Dortmund in die Welt gesetzt wird, nicht akzeptiert, ist wohl klar. Meine Heidelberger Freunde schreiben mir: „Dass Du es in diesem furchtbaren Dreckloch aushältst, ist ja wirklich unfassbar!“ Dass dieser Krimi auch grottenschlecht war, kommt noch dazu. Darauf können wir wirklich verzichten!“

Leser Hagen Hunke ist da anderer Meinung:

„Ich dachte immer, dass mein OB keine anderen Sorgen hat. Selbstverständlich hat auch er das Recht, seine private Meinung bezüglich des Tatorts zu äußern. Natürlich ist es nicht schön, dass in Europas ehemaliger größter Bierstadt Bier getrunken wird. Dass Jogginghosen getragen werden, obwohl es mittlerweile einen Tag der Jogginghosen gibt, ein bekannter Modedesigner Jogginghosen salonfähig gemacht hat.

Vielleicht sollte ich Tom Buhrow auch einen Brief schreiben, dass er nur die heile Welt von unserer Region (u. a. Dortmund) zeigt: Phoenix-See, Westfalenpark, das Dortmunder U und andere.

Es sollte natürlich nicht im Tatort erwähnt werden, dass unser Flughafen jährlich mit Subventionen in Höhe von zweistelligen Millionen gehalten wird, oder dass ein wunderschönes Fußballmuseum sich nicht selber trägt.

Dass Menschen mit geringem oder gar keinem Einkommen vor dem Arbeitsamt oder vor den Sozialämtern stehen, Jugendliche vormittags wegen Lehrermangels herumstehen. Dass Menschen lange auf die unterbesetzte Polizei warten, dass die Straßen marode sind, dass auf viel zu wenigen Spielplätzen Müll, Tierkot und benutzte Spritzen herum liegen...und so weiter und so weiter....“

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Die Leser Jutta und Hermann Wolbert sind ebenfalls aufgebracht:

Da sind wir völlig seiner Meinung! Ist dieser Tatort nur dazu ausgerichtet, unser schönes Dortmund in den Dreck zu ziehen? In einer der ersten Sendungen, die ausgestrahlt wurden, waren wir auf Gran-Canaria und haben den Kommentar des Tatorts in einer überregionalen Zeitung gelesen.

Als „Ur-Dortmunder“ waren wir dermaßen entsetzt, was der Schauspieler Jörg Hartmann (Tatort-Kommissar Faber) von sich gegeben hat. Sinngemäß: Wenn ich in Dortmund drehe, brauche ich nicht mehr in die Maske gehen, um mich schmuddelig schminken zu lassen, das ergibt sich in Dortmund von ganz allein!

Es ist eine Frechheit und Beleidigung für unsere schöne Stadt und die Menschen, die dort leben. Wir leben sehr gerne in Dortmund und lassen uns so etwas nicht gefallen. Deshalb stimmen wir unserem Oberbürgermeister Ullrich Sierau zu, dass der Dortmunder Tatort eingestellt werden soll. So etwas brauchen wir nicht!

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Auch auf Facebook und Twitter erreichten uns viele Meinungen:

Peter Liczkowski: „Mit Dortmund hatte das nichts zu tun. Ich fände es besser, wenn der Dortmunder Tatort auch in Dortmund gedreht würde.“

Carsten Wolf: „Der Sierau hat Probleme, demnächst bemängelt er die Sesamstraße. Junge, Junge, was läuft bei unseren Politikern eigentlich verkehrt?“

Mike Smith: „Sehr geehrter Herr Sierau, mich hat der letzte Tatort irgendwie an Schimanski und Duisburg in den 80-gern erinnert. Aber warum mal nicht ein Klischee bedienen, warum nicht in Dortmund? Mir hat der Tatort gefallen und Sie als Ober-Bürgermeister von Dortmund sollten die künstlerische Freiheit einer Darstellung akzeptieren. Es gibt auch (sicher) mal eine andere Darstellung der Stadt in einem Tatort und schließlich gibt es in Duisburg eine Schimanski Strasse, warum nicht eine Faber Strasse.“

Connor: „Igitt, künstlerische Freiheit, den Dreck wollen wir nicht... Dortmund ist doch diese rot-grüne Stadt, in der Obdachlose Bußgelder bekommen, weil die SPD so ein soziales Gewissen hat.“

Heiko Rose: „Falls der „radfahrende“ OB der @stadtdortmund noch Zeit zwischen seinen wichtigen Statements hat, könnte er nebenbei auch mal eine sichere, fahrradfreundliche Infrastruktur schaffen.“

Robert.NET: „Na ja, die Szenen waren ja auch schon etwas überzeichnet. Wenn das meine Kollegen in M gesehen haben, glauben die mir nun kein Wort mehr aus meinen Erzählungen, dass die Ruhrgebietsstädte mittlerweile zu den grünen Städten zählen, relativ zur Fläche und Anzahl der Anwohner.“

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