Internetdienste gefährden Sicherheit im Frauenhaus

Häusliche Gewalt

Schutz vor gewalttätigen Männern finden Frauen und ihre Kinder im Dortmunder Frauenhaus. Die Adresse ist geheim, damit ihre Peiniger sie nicht finden können. Doch die Geheimhaltung wird immer schwieriger - und das Smartphone zum Risiko.

DORTMUND

, 19.02.2016, 01:31 Uhr / Lesedauer: 2 min
Immer häufiger werden Frauen über ihr Smartphone im Frauenhaus geortet.

Immer häufiger werden Frauen über ihr Smartphone im Frauenhaus geortet.

Ein kleiner Junge sagte ihr, er habe Angst. Trotz des drei Meter hohen Zauns, der das Dortmunder Frauenhaus umgibt. Angst vor dem Peiniger daheim. Dem Mann, der die Mutter und ihn schlug, solange, bis Mutter und Sohn ins Frauenhaus flüchteten.

Flucht ist für Eva Grupe, Mitarbeiterin im Frauenhaus, das Stichwort in Zeiten kaum noch anonym zu haltender Adressen. „Wir wünschen uns einen Wachdienst rund um die Uhr, so wie er vor Flüchtlingsheimen organisiert ist“, sagt Grupe. Das System Schutzraum für Frauen funktioniert nur, wenn der Zufluchtsort anonym bleibt und die Frauen nach Möglichkeit in Frauenhäusern unterkommen, die außerhalb der eigenen Stadt liegen. Damit ihr Peiniger sie nicht findet. In Cyber-Zeiten wird Geheimhaltung jedoch immer schwieriger.

Riskante Ortungsfunktion

Das war jetzt auch Thema bei der vierten NRW-Frauenhauskonferenz in Dortmund. Vor der Zeit der Smartphones blieben die Adressen der Frauenhäuser geheim, heute muss als erstes die Ortungsfunktion des Handys deaktiviert werden, wenn eine Frau vor der physischen Gewalt geflohen ist.

Immer wieder entdecken Eva Grupe und ihre Kolleginnen die Adresse des Dortmunder Frauenhauses unter Google. „Und dann gibt es ja nicht nur Google, sondern tausend andere Anbieter von Suchmaschinen. Wir schreiben Google regelmäßig an, das zu entfernen, aber für alle Anbieter können wir das gar nicht nachhalten“, sagt sie. Väter beziehungsweise Ex-Partner seien in Dortmund schon vor dem Frauenhaus aufgetaucht, doch zum Glück sei es noch nicht zu gewaltsamen Übergriffen gekommen, so Eva Grupe.

13 Frauen, 14 Kinder

Das Haus verfügt über eine Videoüberwachung und eine Eingangsschleuse, aber es fehlt Personal, dass diese Technik rund um die Uhr bedienen kann. Von einer größeren Spende konnte das Frauenhaus-Team studentische Hilfskräfte einstellen, die bis 23 Uhr Wachdienst schieben, aber für den Rest der Nacht müssen derzeit 13 Frauen und 14 Kinder alleine klarkommen.

Wer Hilfe sucht, kann sich jederzeit beim Dortmunder Frauenhaus unter Tel. (0231) 80 00 81 melden. Sollte kein Platz frei sein, werden die Frauen an Unterkünfte in umliegenden Städten vermittelt. Aber auch aus Sicherheitsgründen ist eine Unterbringung in anderen Orten möglich.

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